Für Fans von Philipp Poisel fängt die Adventszeit früher an, denn Poisel, deutscher Popstar aus Markgröningen, ist schon seit Anfang November unterwegs auf einer Tournee, die er „Adventskonzerte“ getauft hat, bei der er seine Musik ganz minimalistisch darbietet, und die ausverkauft ist, an fast allen ihren Stationen.
Verträumt: Philipp Poisels Musik ist konsequent introvertiert
In Stuttgart ist es der Mozartsaal der Liederhalle, in dem kein Platz frei bleibt, am Samstagabend. Philipp Poisel lässt sich bei diesen Konzerten lediglich begleiten von Gitarrist Andie Mette. Auf der Bühne also: ein Keyboard, akustische, elektrische Gitarren, der Fachmann fürs Instrument, der ruhig und konzentriert auf der linken Seite agiert, der Songwriter, der sich an die Tasten setzt, steht mit akustischer Gitarre oder lediglich mit Mikrofon.
Philipp Poisels Musik ist schlicht, sein Gesang ruhig und in sich gekehrt. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt
Philipp Poisel wirkt schlicht, geradezu unscheinbar, in Alltagskleidung, mit schwarzer Jacke. Er lebt in Ludwigsburg, er erzählt gelegentlich, wie es seiner Mutter so geht, und er fragt sich, ob es sich, wenn er nun in Stuttgart auftritt, um ein Heimspiel handele oder um eine Art von Tourismus. Seine Musik ist konsequent introvertiert, gefühlvoll; fast jedes seiner Lieder ist ein Liebeslied. Er singt mit hoher Stimme, verträumt, voller Brüche und unerwarteter Betonungen. Sein Gesangsstil ist ruhig, in sich gekehrt, mit gelegentlichen großen Ausbrüchen von Emotion.
Zwischen Philipp Poisel und den Fans herrscht Magie
Dem unbedarften Hörer erschließt sich dieser Gesang nur bedingt, so sehr kapselt Philipp Poisel sich ein, in seiner selbstgeschaffenen Welt, aber zwischen ihm und seinen Fans herrscht Magie, vom ersten Augenblick an, denn alle seine Fans kennen seine Texte gut. Im Publikum erblickt man hunderte von Lippenpaaren, die sich still synchron zu jenen Philipp Poisels bewegen, und manchmal, wenn sein Gesang in Zeilen von besonderer Bedeutungsschwere mündet, steigt unverhofft ein Frauenchor auf, im Mozartsaal der Liederhalle.
Mit dabei hat Philipp Poisel ein Geschenk, seinen neuen Song „Postkarte“. Foto: Lichtgut
Philipp Poisels Lieder bestehen oft aus schlichten melodischen Phrasen, die von ihm mantragleich wiederholt werden, Keyboard und Gitarre verleihen ihnen flirrende Tiefe. Bei „All die Jahre“, einem Stück des Albums „Bis nach Toulouse“, steigern Poisel und Mette sich hinein, in solch flirrenden Rausch, viele Minuten lang, schlagen ihre Gitarren in hypnotischem Minimalismus. Bei einem anderen Song, früh am Abend schon, lässt Philipp Poisel das Mikrofon beiseite, geht auf der Bühne umher, Gitarre spielend, und singt unverstärkt in den Raum hinaus.
Philipp Posels Geschenk des Abends ist sein brandneuer Song
„Bis nach Toulouse“ brachte Philipp Poisel den Durchbruch, 2010. Schon sein Debüt „Wo fängt dein Himmel an?“ erschien auf Herbert Grönemeyers Label. 2012 schaffte es das sehr umfangreiche Live-Album „Projekt Seerosenteich“ auf Platz eins der deutschen LP-Charts; mit dem Studio-Album „Mein Amerika“ gelang Poisel das Kunststück noch einmal. Heute blickt er in den Saal hinaus und erblickt dort ein fast schon älteres Publikum. Und manchmal, so erzählt er, anekdotisch, befällt ihn das Gefühl, als gebe es keine Anekdoten mehr, die er erzählen könnte. Aber am Leben und „froh dabei zu sein“ – so ein Songtitel – das ist er immer noch.
Spät am Abend schreitet Philipp Poisel hinter ein Pult auf seiner Bühne, zieht dort eine Schallplatte hervor, legt sie auf. Und plötzlich ist sie da, die Band, auf die er bei dieser Tour verzichtet, kommt der Drum-Beat, der große Sound, und das Konzert verwandelt sich in eine Party, „als gäb’s kein Morgen mehr“.
Zuvor schon präsentiert Philipp Poisel seinen Stuttgarter Fans das Geschenk des Abends, den brandneuen Song, den er auf seiner Tour spielt, den er erst am 16. Januar offiziell veröffentlichen wird. „Postkarte“ heißt er, erzählt vom Reisen, Fernweh – und alle, die zu Philipp Poisels Konzert gekommen sind, finden auf ihrem Platz tatsächlich eine Postkarte, darauf ein Bild des Sängers, ein QR-Code und das Versprechen: „Ihr könnt gewinnen, dass ich euch eine handgeschriebene Postkarte nachhause schicke!“