
AUDIO: Bildschöne Bücher: Salgados „Genesis“ in kompakter Neuauflage (4 Min)
Stand: 23.11.2025 06:00 Uhr
Eines der beeindruckendsten Werke des Fotografen Sebastião Salgado ist die monumentale Serie „Genesis“. Die rund 250 Fotos erscheinen nun zu einem sehr moderaten Preis und in kompakten Abmessungen.
Sebastião Salgado ist berühmt geworden für seine bildgewaltigen Schwarz-Weiß-Fotoreportagen. Sie zählen längst zu den Klassikern der Fotogeschichte. Eines seiner beeindruckendsten Werke ist die monumentale Serie „Genesis“ mit Landschaften, Völkern und Tieren rund um den Globus.
Der Taschen Verlag hat die rund 250 Fotos zwölf Jahre nach ihrer ersten Veröffentlichung jetzt noch einmal herausgebracht: Zur Feier von 45 Jahren Verlagsgeschichte, zu einem sehr moderaten Preis und in kompakten Abmessungen. Der Wirkung der Bilder tut das keinen Abbruch.

Der beeindruckende Bildband ist nun in einer Kompaktausgabe erschienen – und hat nichts an Zauber und Aktualität verloren.
Magische Momente in der Antarktis
Der Süd-Atlantik, tiefschwarzes Wasser. Die Sonne zaubert glitzernde Lichtreflexe auf die Wellen. Ein gigantischer Eisberg türmt sich auf. Darauf thront ein gigantischer Quader aus Eis. Die imposante Fotografie lässt lediglich erahnen, wie immens groß die zerklüftete Formation sein muss. Ein Gebilde wie aus einer anderen Welt.
Wir waren drei Tage lang eingeschlossen, bis der Wind endlich drehte und das Packeis aufbrach. Ins Wedell-Meer zu segeln war besonders riskant, wegen der vielen Eisberge. Von denen einige kaum sichtbar waren und andere beängstigend groß. Einer von ihnen war einzigartig, denn er trug auf dem Rücken einen riesigen Würfel aus Eis, ein so überwältigender Anblick, dass wir ihn ‚die Kathedrale‘ nannten.
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Das schreibt Sebastião Salgado im Begleittext zu seinem Bildband „Genesis“ über seine Begegnung mit dem Eisberg. Fotografiert hat er ihn auf einer seiner ausgedehnten Reisen in die Antarktis – einer menschenleeren Landmasse, bedeckt von Eis und Schnee, zweimal so groß wie Australien.
Faszinierende Tierwelt und unberührte Landschaften
Dabei begegnet Salgado nicht nur atemberaubend schönen Landschaften und fotografiert sie meisterlich – Fjorde, Berge, Gletscher, Felsen, Meer und immer wieder Eis in allen Schattierungen und Formen. Er zeigt uns in seinen Bildern auch die faszinierende Tierwelt des Südpols: Kolonien abertausender Pinguine in einer schönen Landschaft; massige Seeelefanten, kämpfend mit weit aufgerissenen Mäulern; brütende Albatrosse in den Felsen.
Auf einem doppelseitigen Foto bewegt sich schwungvoll die majestätische Schwanzflosse eines Südlichen Glattwals aus dem Meer – einen ordentlichen Wasserschwall hinter sich herziehend.
Während wir auf das optimale Licht zum Fotografieren warteten, spielten die 15 Meter langen Tiere um uns herum mit ihren Jungen und kamen unserem Schiff manchmal so nahe, dass wir sie hätten anfassen können. Und wer wäre nicht fasziniert, wenn sich ein 40 Tonnen schwerer Wal in den Himmel wirft und sich dann zurück ins Wasser fallen lässt?
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Ein Bild, wie aus einem Traum ist Salgado in Afrika gelungen. Aus verwischten weißen Nebelschwaden ragen die harten Konturen von Bäumen auf. Im Vordergrund schlängelt sich im ersten Morgenlicht hell leuchtend ein Fluss durch eine Savanne, auf der vereinzelte Gazellen grasen. Um diese mystische Szene abzulichten, ist Sebastião Salgado in Sambia mit dem Heißluftballon aufgestiegen.
Mehr als 30 Fotoreisen hat der Fotograf zwischen 2004 und 2011 für den beeindruckenden Fotoband „Genesis“ unternommen. Acht Jahre lang suchte er immer wieder die entlegensten Winkel der Welt auf. Reiste in die Sahara, nach Papua-Neuguinea, nach Sumatra, in die zerklüfteten Bergmassive der abgelegenen Insel Südgeorgien.

In Belém geht das Feilschen um Gradzahlen in die nächste Runde. Es ist Zeit, dass die UN-Klimakonferenz handelt, findet Claudia Christophersen.
Menschen am Rande der Zivilisation
Salgado war getrieben von der Idee, die Erde in ihrer natürlichen und ursprünglichen Schönheit zu zeigen. Weitgehend unberührt und archaisch, ganz so, wie sie auch schon war, lang bevor der moderne Mensch Natur und Landschaft für immer veränderte. Der Titel der Serie – „Genesis“ – spielt an auf den Urzustand der Schöpfung.
Wir wollten in der Zeit rückwärtsgehen, zu den Erdbeben und Vulkanausbrüchen, die die Oberfläche unseren Planeten geformt haben; zu Luft, Wasser und Feuer, aus denen das Leben entstand; zu den ältesten Tierarten, (…), zu den weltabgeschiedenen Stämmen, deren Lebensweise sich bis heute kaum verändert hat.
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Und dazu führen uns die Bilder Salgados immer wieder auch zu Menschen, die weitestgehend ursprünglich leben. Voller ehrfürchtiger Distanz und dennoch intim ist etwa das Bild, das in Namibia ein junges Mädchen vom Stamme der Himba inmitten einer Kuhherde zeigt. Von großer Intensität ist der Blick eines Jungen vom Volk der Nenzen in der sibirischen Tundra. Auf dem Foto schaut er stolz aus einer Kapuze aus Rentierfell hervor. Faszinierend auch die Fotos von den Zo’é – ein indigenes Volk, das tief im Amazonasgebiet versteckt im Dschungel lebt. Die Menschen der Gemeinschaft halten Affen und Wildschweine als Haustiere – und schmücken ihre Unterlippen mit großen Tierknochen.
Kompakte Neuauflage mit unverändert großer Wirkung
Das Fotobuch ist eine bildgewaltige, berührende Hommage an unseren Planeten, seine Natur, Landschaften, Menschen und Tierwelt. Zwölf Jahre nachdem „Genesis“ erstmals in größeren Formaten erschien, hat der Bildband auch in den neuen, kleineren Maßen nichts an Zauber und Aktualität verloren. Angesichts fortschreitender Umweltzerstörung hält uns das Buch einmal mehr vor Augen, wie zerbrechlich und schützenswert, vor allem aber wie unglaublich schön unser Planet ist.

Genesis (45th Edition Series)
von Sebastião Salgado
- Seitenzahl:
- 512 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- Taschen
- ISBN:
- 978-3-7544-0332-7
- Preis:
- 25 €