Kiel. Jaroslav Rudiš mag Praktisches. Nach seiner „Gebrauchsanweisung für Zugfahrer“ hat der leidenschaftliche Bahnreisende 2025 die „Gebrauchsanweisung für Bier“ geschrieben. Der Buchtitel macht neugierig. Ungewöhnlich viele männliche Besucher hatten sich zur Lesung im Literaturhaus eingefunden, das sich für seinen Gast auf besondere Weise herausgeputzt hatte: Auf kleinen Tischen luden Salzstangen und Erdnüsse zum Zugreifen ein, im Foyer stapelten sich in rustikalen Holzkisten diverse Biersorten, die bei den Besuchern hörbar Zuspruch fanden – immer wieder hörte man ein markantes „Fump!“, wenn ein Bügelverschluss erfolgreich geknackt wurde.
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Jan Czerny, Chef der Kieler Küstenbrauerei und verantwortlich für die zünftige Getränkauswahl, merkte noch vor der Lesung mit Blick auf den Autor augenzwinkernd an, man könne nun „endlich mal Bier mit Anleitung trinken, nicht nur stumpf …“. Auf dem Tisch des so Gelobten befand sich zu dem Zeitpunkt bereits eine stattliche Auswahl des Getränks – darunter auch die alkoholfreie Variante.
Rudiš freute sich über diese Ankündigung, erteilte dann jedoch allzu hemdsärmligen Erwartungen eine Absage: „Mein Buch ist keine Anleitung zum Biertrinken. Für mich ist Biertrinken Kulturgeschichte.“ Als „sehr literarische, sehr persönliche Reise durch das Bier-Europa“ bezeichnet der 1972 im „böhmischen Paradies“ geborene Schriftsteller und Dramatiker, der neben renommierten Literaturpreisen 2019 als „engagiertester Brückenbauer zwischen Deutschland und Tschechien“ den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland erhielt, sein jüngstes Werk.
Von berühmten Biertrinker und attraktiven Kneipen
Es setzt sich zusammen aus Geschichten über Orte mit berühmten – historischen – Brauereien, deren Produkte auch bei bedeutenden Kulturschaffenden beliebt waren. Von Smetana bis Kafka („das letzte, was Kafka vor seinem Tod gegeben wurde, war ein Bier“), von Jaroslav Hašek bis Karl Kraus und noch viel weiter reichen Rudiš` Beispiele berühmter Biertrinker, von Pilsen bis Budvar, von München bis Wien in die Schweiz und von dort in den Rest der Welt seine Reisen.
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Während er liest und erzählt, kommt er vom Hölzchen aufs Stöckchen und beschreibt nebenbei genau, wie man als „Eisenbahnmensch“ (eindeutig verwandt mit dem „Biermenschen“ und „Kulturmenschen“) von den Hauptbahnhöfen großer Städte zur nächstgelegenen attraktiven Kneipe gelangt. So viel Anleitung muss sein. Immerhin.
Jaroslav Rudiš: „Gebrauchsanweisung für Bier“. Piper-Verlag. 16 Euro
KN