Ex-Mordermittler spricht
Vermisste Rebecca Reusch: „Er würde alles verlieren“
01.11.2025Lesedauer: 3 Min.
Die seit 2019 vermisste Rebecca Reusch aus Berlin (Archivbild): Die Polizei vermutet, dass ihr Schwager sie getötet hat – er bestreitet das. (Quelle: dpa / Polizei Berlin (Collage: Heike Aßmann))
Der Vermisstenfall Rebecca Reusch aus Berlin lässt die Ermittler nicht los. Früh legten sie sich auf einen Verdächtigen fest – bislang bleibt der Durchbruch aus. Jetzt macht ein Ex-Mordermittler einen Vorschlag.
Seit mehr als sechs Jahren fehlt von Rebecca Reusch aus Berlin jede Spur. Große Hoffnung kam auf, als die Polizei Mitte Oktober mehrere Grundstücke in Brandenburg nach sterblichen Überresten und weiteren Spuren durchsuchte. Doch Rebecca bleibt verschwunden. Die Polizei teilte nach dem Einsatz lediglich mit, dass „Spuren gesichert“ werden konnten. Ein langjähriger Ermittler spricht im Gespräch mit t-online jetzt über einen Vorschlag, der aus seiner Sicht den Durchbruch bringen könnte.
Axel Petermann ist Profiler und war lange Jahre Leiter der 1. Mordkommission bei der Kriminalpolizei in Bremen. Die Ermittlungen im Fall Rebecca Reusch verfolgt er seit vielen Jahren. Die damals 15 Jahre alte Jugendliche war am Morgen des 18. Februar 2019 im Berliner Stadtteil Britz verschwunden. Seit jeher hält die Polizei den Schwager von Rebecca für den Hauptverdächtigen. Der Grund: Er sei der Letzte, der Rebecca lebend gesehen habe.
Es gab Indizien, er verstrickte sich in Widersprüche – doch die Schuld des 33-Jährigen konnte bislang nicht bewiesen werden. Er selbst weist die Vorwürfe zurück, für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
Profiler Axel Petermann findet die schnelle Fixierung auf einen bestimmten Tatablauf nicht per se falsch – er betont im Gespräch mit t-online allerdings: „Wenn man sich auf einen Handlungsablauf, eine Version der Tat, eingelassen hat, zeigt die Psychologie, dass die eigene Theorie bestätigt werden soll. Neue Informationen werden nur berücksichtigt, wenn sie uns bestätigen, Gegenteiliges bleibt außen vor.“ So verfestigten sich die Annahmen immer mehr, „bis letztendlich alles passt“.
Sinnvoll sei es daher, Fallanalytiker einzubinden, die noch nie mit den Ermittlungen zu tun hatten. Dann müsse die Frage gestellt werden: „Stimmen die bisherigen Annahmen und Theorien?“ Natürlich könnten dabei die bisherigen Ergebnisse auch bestätigt werden, sagt Petermann. Doch seine Erfahrung als Fallanalytiker zeige: „Es gibt immer wieder neue Interpretationen des Tatablaufs und der damit einhergehenden Motivationen des Täters. Nur so kann man Verborgenes finden.“
