"No IMK"-Plakate aus Protest gegen die Pläne der Innenministerkonferenz zur Regulierung von Stadionbesuchen

Stand: 24.11.2025 13:08 Uhr

Mit den zahlreichen Protesten in den Stadien gegen schärfere Sicherheitsmaßnahmen hat die organisierte Fanszene Geschlossenheit demonstriert. Es ist damit zu rechnen, dass es bis zur Innenministerkonferenz weitere Aktionen bei Bundesligaspielen geben wird.

Eine der vielen Nachrichten, die das vergangene Bundesliga-Wochenende produzierte: Fans des VfB Stuttgart wurden an einer Autobahnraststätte in der Nähe von Siegburg von Hooligans aus dem Umfeld von Eintracht Frankfurt angegriffen, dies berichtete unter anderem der SWR mit Berufung auf Polizeiangaben.

Es ist eine Meldung, die in der Berichterstattung auch mit den zahlreichen Protesten aus der organisierten Fanszene in Verbindung gebracht wurde, die am Wochenende in vielen Stadien der 1. und 2. Bundesliga stattfanden. Befürworter von repressiveren Maßnahmen gegen Fußballfans, wie sie aktuell von den Innenministern auf die politische Agenda gehoben werden, dürften sich nach den Krawallen auf der Raststätte bestätigt fühlen. Ebenso allerdings wie die vielen Fans aus den Kurven, die am Wochenende gegen das geplante Maßnahmenpaket aus der Politik protestierten.

Denn, darauf verweist die aktive Fanszene, die Zahl der Verletzten und eingeleitete Ermittlungsverfahren, in den Stadien sind rückläufig. Dies bestätigen auch die Statistiken der Polizei, auf die sich Fanbündnisse beziehen. Die meisten schweren, gewalttätigen Zusammenstöße gibt es vor allem außerhalb der Stadien: Auf Bahnhöfen, wo rivalisierende Fangruppen auf der Rückreise aufeinandertreffen, oder wie am Wochenende auf dem Rastplatz an der A3, beim Angriff Frankfurter Hooligans.

Proteste in den Stadien weitestgehend friedlich

Die Stadien selbst jedoch seien sicher, so argumentiert die organisierte Fanszene, und stellte dies auch in den Mittelpunkt der umfassenden Protestaktion am vergangenen Spieltag. Wie im Vorfeld von einem Bündnis „Fanszenen Deutschland“ angekündigt, schwiegen die organisierten Fans in vielen Stadien in den ersten zwölf Spielminuten. Aus Protest gegen die geplanten, verschärften Sicherheitsmaßnahmen, die auf der Innenministerkonferenz (IMK) vom 3. bis 5. Dezember beschlossen werden könnten.

„Populisten legen die Axt an die Fankultur“, steht auf dem Banner der Fans von Hertha BSC.

Wie schon bei der Demonstration am vergangenen Wochenende in Leipzig mit einigen Tausend Fans fanden die Proteste in den Stadien fanszenenübergreifend statt, und weitestgehend friedlich. Nur beim Spiel in Köln feuerten Irre aus dem Frankfurter Fanblock Feuerwerkskörper in Richtung Spielfeld und auf eine andere Zuschauertribüne.

Die Fanszene sieht sich zu Unrecht im Visier der Sicherheitsbehörden. Die Forderungen aus der Politik, vor allem eine umfassende Personalisierung von Eintrittskarten, eine verschärfte Praxis von Stadionverboten und eine flächendeckende Überwachung im Stadion, auch mit Gesichtserkennung, werden von den Fanbündnissen als überzogen und einseitig abgelehnt.

Personalisierung und Stadionverbote ohne Verurteilung

Personalierte Eintrittskarten, vor allem für Gäste-Fans, wurden dabei auch schon von Seiten der Vereine als nicht praktikabel betrachtet. Das Bündnis „Fanszenen Deutschland“ kritisierte vor allem die Pläne, eine zentrale Kommission für Stadionverbote einzuführen. Die Fan-Organisation befürchtet, dass Stadionverbote künftig ohne Verurteilung und ohne Unschuldsvermutung ausgesprochen werden könnten.

Die geplanten Maßnahmen seien ein „tiefer Eingriff in die Rechte von Stadionbesucherinnen und Stadionbesuchern“, heißt es in einer Petition des Fanbündnisses, die auch dem Bundesinnenminister und dem Petitionsausschuss des Bundestages vorliegt: „Der Stadionbesuch droht seinen freiheitlichen Charakter zu verlieren, die Stadien werden zu Orten ständiger Kontrolle und Datensammlung.“

Proteste gehen wohl weiter

Vom Deutschen Fußball-Bund gab es zum Teil Verständnis für die Sicht der Fans. Auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf betonte, dass die „Stadien sichere Orte“ seien. Neuendorf sprach aber auch von einem „enormen Druck“ und einer „klaren Erwartungshaltung“ aus der Politik. Ein Signal dafür, dass eine beim DFB angesiedelte übergeordnete Kommission für Stadionverbote wohl kommen wird.

Die organisierte Fanszene hat ihrerseits bereits angekündigt, den Druck hoch zu halten, bis die Innenministerkonferenz Anfang Dezember tagt. Bis dahin wird es auch weiter Protestaktionen in den Stadien geben. Die Teams sollten sich schonmal darauf einstellen, dass sie auch am kommenden Spieltag die ersten zwölf Minuten vor schweigenden Fanblöcken bestreiten könnten.