• Gewerbetreibende in der Lindenstraße Bremen-Nord befürchten durch geplante Vollsperrung für den Fernwärmeausbau Umsatzeinbußen und fordern Mitsprache bei den Bauplanungen.
  • Die Unternehmerinnen und Unternehmer sprechen sich für eine nur halbseitige Sperrung aus und haben eine Interessengemeinschaft aus 21 Betrieben gegründet, um ihre Interessen zu vertreten.
  • Sie stehen im Austausch mit dem Amt für Straßen und Verkehr, der Polizei, dem Ortsamt sowie politischen Vertretern und erwarten einen Vor-Ort-Besuch von Bürgermeister Andreas Bovenschulte.

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Lene Knoll sagt es gleich: Niemand in der Lindenstraße will den Fernwärmeausbau verhindern. Die Geschäftsführerin von Lenes Bio-Backstube möchte nur – genauso wie die anderen Gewerbetreibenden in der Straße – in die Planungen einbezogen werden. „Eine Vollsperrung, wie es sie zurzeit an der Landrat-Christians-Straße gibt, können wir uns einfach nicht erlauben“, sagt sie. Letztlich ginge es um die Existenz der Unternehmen – und um die der rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Gut ein halbes Jahr ist es her, dass Vertreter von Enercity Contracting den Vegesacker Beirat über die Ausbaupläne im Stadtteil informiert haben. Seitdem ist klar, dass die Lindenstraße irgendwann zur Baustelle wird. Und dass die Straße dann in beide Richtungen komplett gesperrt werden muss.

Auf Zufahrt angewiesen

Allerdings ist Lene Knoll darauf angewiesen, dass ihre Backstube direkt zu erreichen ist. „Unsere Fahrer fahren nachts täglich bis nach Hamburg und Hannover“, erzählt sie. Können die nicht direkt auf dem Gelände starten, bedeutet das eine erhebliche Lärmbelästigung für die Nachbarn. Schließlich müssen die Backwaren irgendwie zu den Auslieferungsfahrzeugen gebracht werden. Knoll zufolge sind diese Überlegungen aber vor allem eines: theoretisch. Denn aus hygienischen Gründen müssen Brot, Brötchen und Kuchen direkt auf dem Gelände verladen werden.

Bevor die Unternehmerin ausliefern kann, muss sie zunächst selbst beliefert werden. Zum Beispiel mit Mehl. „Davon bekommen wir zweimal in der Woche jeweils bis zu zehn Paletten“, erzählt sie. „Eine Palette wiegt mindestens 750 Kilo.“

Ähnlich geht es auch Sabrina Tosonowski, die gemeinsam mit ihrem Mann einen Steinmetzbetrieb an der Lindenstraße führt. „Wenn ich eine größere Lieferung bekomme, kann die schon mal mehr als eine Tonne wiegen“, erzählt sie. Und damit sei es unmöglich, die Steine mit einem Handwagen mehrere Hundert Meter zu transportieren.

Busse müssen umgeleitet werden

Lene Knoll sieht noch ein weiteres Problem: Ist die Lindenstraße voll gesperrt, muss die BSAG ihre Busse umleiten. „Viele meiner Mitarbeiter haben aber keinen Führerschein“, sagt sie. Damit sind sie auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Die halten normalerweise direkt vor der Backstube. Fahren die Busse eine andere Strecke, muss das Personal längere Wege zu Fuß zurücklegen. Und das auch nachts.

Aus all diesen Gründen fordern die Unternehmerinnen und Unternehmer, dass die Lindenstraße nur halbseitig gesperrt wird. Dann wären die Betriebe zumindest noch in einer Fahrtrichtung zu erreichen. „Es kann nicht sein, dass die wirtschaftlichen Interessen von Enercity Contracting vor die der Geschäfte in der Lindenstraße gestellt werden“, findet Knoll. „Wenn wir auch noch verschwinden, was soll dann aus der Straße werden?“ Selbst wenn der Bereich nur in einer Fahrtrichtung gesperrt wird, bedeute das für die Gewerbetreibenden schon Einschränkungen und Einbußen.

Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, haben die Inhaberinnen und Inhaber eine Interessengemeinschaft gegründet. Der gehören aktuell 21 Betriebe, Büros und Praxen an.

Schon jetzt Umsatzeinbußen

Auch wenn die Lindenstraße noch gar nicht zur Baustelle geworden ist, verzeichnen die Gewerbetreibenden schon jetzt Umsatzeinbußen durch den Fernwärmeausbau. „Insbesondere aus Blumenthal sind wir nur noch schwer zu erreichen“, sagt Henry Claussen von der gleichnamigen Gärtnerei an der Lindenstraße. Und das wirke sich eben auf die Einnahmen aus.

Was eine Vollsperrung für die Gewerbetreibenden bedeutet, weiß Claussen nur allzu gut. Denn vor etwa 40 Jahren hat er genau das schon einmal erlebt. „Das war chaotisch, wir hatten keinen Kundenverkehr mehr“, erinnert er sich. Und genau das befürchten Claussen und die anderen Unternehmer nun auch.

Im Gegensatz zu damals würden die Betriebe das heute wahrscheinlich nicht mehr überleben. „Einige Firmen sind noch dabei, sich von der Corona-Pandemie zu erholen“, sagt Tosonowski. Das Virus habe dazu geführt, dass Rücklagen vielfach aufgebraucht sind. Damit gebe es kein Polster mehr, um Verdienstausfälle während des Fernwärmeausbaus auszugleichen.

Durch Zufall erfahren

Dass perspektivisch auch vor ihrer Tür gebaut wird, haben die Gewerbetreibenden eher durch Zufall erfahren. Und zwar von Sabrina Tosonowski. Die engagiert sich als parteiloses Mitglied im Vegesacker Bildungsausschuss und besucht deshalb auch immer mal wieder die Sitzungen des Beirates. Als der sich mit dem Fernwärmeausbau befasst hat, saß Tosonowski im Zuschauerraum. Direkt danach informierte sie ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Die haben sich dann einmal mit Vertretern von Enercity getroffen.

Weil für die Genehmigung der Baumaßnahme aber die Stadt zuständig ist, ist die Interessengemeinschaft nun mit dem Amt für Straßen und Verkehr sowie der Polizei in Kontakt. Unterstützung bekommt der Zusammenschluss zudem vom Ortsamt. Lene Knoll hat sich darüber hinaus aber auch an die Politik gewandt. Gesprochen hat sie sowohl mit den Fraktionsvorsitzenden der in der Bremischen Bürgerschaft vertretenden Parteien als auch mit Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer. Und mit Bürgermeister Andreas Bovenschulte. Der hat ihr sogar zugesagt, sich die Situation einmal vor Ort anschauen zu wollen.

Welche Auswirkungen hat der geplante Fernwärmeausbau auf die Erreichbarkeit und den Geschäftsbetrieb der Unternehmen in der Lindenstraße Bremen-Nord?

Der geplante Fernwärmeausbau in Bremen-Nord, speziell in der Lindenstraße, dürfte während der Bauphase die Erreichbarkeit und den Geschäftsbetrieb der ansässigen Unternehmen beeinträchtigen, etwa durch Straßensperrungen, Umleitungen und Baustellenlärm, wie ähnliche Projekte in anderen Stadtteilen zeigen. Händler berichten bei laufenden Bauarbeiten über Umsatzverluste und fehlende Kompensation, sodass finanzielle Einbußen und Einschränkungen im Kundenverkehr zu erwarten sind, falls die Baustellen schlecht koordiniert oder kommuniziert werden. Eine Verbesserung der Baustellen-Koordination sowie transparente Kommunikation seitens Behörden und Betreiber sind entscheidend, um die Belastungen für die Unternehmen während des Ausbaus so gering wie möglich zu halten.

Quellen

Wie kann bei Infrastrukturprojekten wie dem Fernwärmeausbau der Interessenausgleich zwischen wirtschaftlichen Notwendigkeiten, Anwohnerinteressen und städtischer Entwicklung gestaltet werden?

Der Interessenausgleich bei Infrastrukturprojekten wie dem Fernwärmeausbau wird durch eine Kombination aus strategischer Planung, Bürgerbeteiligung und gezielter Förderung gestaltet: Die kommunale Wärmeplanung ermittelt anhand technischer und wirtschaftlicher Kriterien, insbesondere Wärmedichte und Versorgungsstruktur, welche Gebiete sich für zentrale oder dezentrale Lösungen eignen und legt damit die Grundlage für städtische Entwicklung (Artikel 2 und 3). Wirtschaftliche Notwendigkeiten werden durch staatliche Fördermittel und die Sicherstellung der Rentabilität bei zentralen Netzprojekten berücksichtigt, während Anwohnerinteressen durch freiwillige Beteiligungsmodelle, Beratungsangebote und die Förderung von Eigeninitiativen sowie Bürgergenossenschaften eingebunden werden (Artikel 1, 2 und 3). Ein Anschlusszwang ist aktuell nicht vorgesehen; stattdessen wird auf Akzeptanz, Information und flexible Beteiligungsmöglichkeiten gesetzt, um lokale Initiativen und individuelle Lösungen in Einklang mit kommunalen und wirtschaftlichen Zielen zu bringen (Artikel 1 und 3).

Quellen

Diese Fragen und Antworten wurden mit KI basierend auf unseren Artikeln erstellt.

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