
Eigentlich gilt im Gaza-Krieg seit dem 10. Oktober eine Waffenruhe. Zuletzt kam es trotzdem immer wieder zu gewaltsamen Zwischenfällen. Bei neuer Gewalt wurden offenbar vier Menschen getötet.
Im Gazastreifen hat es trotz geltender Waffenruhe offenbar wieder tödliche Zwischenfälle gegeben. Nach Informationen von medizinischem Personal im Gazastreifen sind bei israelischen Angriffen seit dem Morgen vier Menschen getötet worden.
Im Süden des Gazastreifens sind demnach zwei Palästinenser bei zwei Drohnenangriffen Israels ums Leben gekommen. Auch Verletzte habe es gegeben.
Armee: „Angriff auf Terroristen“
Das israelische Militär teilte mit, es habe das Feuer eröffnet, nachdem es Personen als „Terroristen“ identifiziert habe, die die Waffenruhe-Linie überquert hätten. Die Betroffenen sollen sich den israelischen Truppen genähert und eine unmittelbare Bedrohung dargestellt haben. Die israelische Armee „griff die drei Terroristen an, um die Bedrohung zu beseitigen“, hieß es in einer Mitteilung weiter.
Aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen hieß es zudem, zwei Palästinenser seien durch israelischen Artillerie-Beschuss im Osten von Gaza-Stadt ums Leben gekommen. Der Vorfall habe sich ebenfalls in der Nähe der gelben Linie ereignet. Israels Armee sagte auf Anfrage, sie gehe dem Bericht nach. Unabhängig überprüfen lassen sich derzeit weder die israelischen noch die Angaben des medizinischen Personals.
Immer wieder Brüche der Waffenruhe
Seit Beginn der Waffenruhe zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen am 10. Oktober ist es immer wieder zu gewaltsamen Vorfällen gekommen. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sind dabei bislang mehr als 330 Palästinenser getötet worden. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.
Die Gesamtzahl der Todesopfer im Gaza-Krieg könnte jedoch deutlich höher liegen als bislang angenommen. Das geht aus Berechnungen von Forschern des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock hervor. Demnach sind möglicherweise mehr als 100.000 Menschen in den ersten beiden Kriegsjahren im Gazastreifen gestorben oder getötet worden. Darüber berichtete die Zeit am Montag.
Grundlage der Hochrechnung seien Zahlen des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen, Daten einer unabhängigen Haushaltsbefragung sowie Todesmeldungen aus Sozialen Medien, heißt es. Die von den Wissenschaftlern ermittelte Zahl liegt deutlich über den vom Hamas-Ministerium veröffentlichten Opferzahlen; dieses meldete am Sonntagabend 69.756 Todesopfer seit Kriegsbeginn am 7. Oktober 2023.
Gespräche über nächste Phase der Waffenruhe in Ägypten
Vergangene Woche hatte der UN-Sicherheitsrat den Plan von US-Präsident Donald Trump zur Beendigung des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas formell gebilligt. Dieser sieht eine palästinensische Übergangsregierung aus Technokraten im Gazastreifen vor. Sie soll von einem internationalen „Friedensrat“ überwacht und von einer internationalen Sicherheitstruppe unterstützt werden.
Die neue Gewalt im Nahen Osten dürfte Bemühungen um eine Ausweitung der brüchigen Waffenruhe erschweren. Beide Seiten werfen sich gegenseitig Verstöße gegen die Vereinbarung vor.
In Kairo traf zuletzt eine Hamas-Delegation unter der Leitung ihres im Exil lebenden Chefs Chalil al-Hajja zu Gesprächen mit Regierungsvertretern Ägyptens, das in dem Konflikt vermittelt, zusammen. Dabei sei es um die nächste Phase der Waffenruhe gegangen, sagte Hamas-Sprecher Hasem Kassem. Die Hamas habe Ägypten mitgeteilt, dass die israelischen Verstöße die Waffenruhe-Vereinbarung untergraben.
Besonders schwierig gestaltet sich die Einigung über die Zusammensetzung und das Mandat der internationalen Sicherheitstruppe. Israel hat erklärt, diese Truppe müsse die Hamas entwaffnen. Die Gruppe lehnt dies jedoch ab, solange es keinen palästinensischen Staat gibt. Der Plan von der US-Regierung sieht diese Eigenstaatlichkeit als letzte Stufe vor, Israel schließt sie jedoch ganz aus.