Wegen möglicher Manipulationen hat die Polizei am Dienstag unter anderem zwei Sprachschulen durchsucht (Symbolfoto). Foto: picture alliance/dpa
Die Stuttgarter Polizei durchsucht am Dienstag unter anderem zwei Sprachschulen. 15 Verdächtige sollen Sprachzertifikate an Zugewanderte ohne ausreichende Kenntnisse verkauft haben.
Polizeibeamte aus Stuttgart haben am Dienstag zwei Sprachschulen, elf Wohnungen und weitere Geschäftsräume im Raum Stuttgart, Heilbronn und Frankfurt am Main durchsucht. Laut der Bundespolizei Stuttgart stehen 15 Personen unter Verdacht, Sprachzertifikate an Zugewanderte ohne ausreichende Sprachkenntnisse verkauft zu haben. Die Tatverdächtigen sollen bis zu 3.000 Euro pro Zertifikat verlangt haben. Die Ermittler gingen von weit über 100 mutmaßlichen Taten aus.
Bei der Aktion wurden 28 Handys, 44 Datenträger, Prüfungsunterlagen und über 100 Aktenordner beschlagnahmt. Zusätzlich stellten die Beamten Bargeld in Höhe von 152.000 Euro sowie Vermögenswerte im Wert von 72.000 Euro sicher. Unter den Hauptbeschuldigten befinden sich deutsche, türkische, kosovarische und syrische Staatsangehörige. Insgesamt waren rund 210 Einsatzkräfte der Bundespolizei im Einsatz. Die Auswertung der Beweismittel und die weiteren Ermittlungen dauern an.
Trotz mangelnder Sprachkenntnisse Zertifikate ausgestellt
In der Pressemitteilung der Polizei heißt es, dass zugewanderte Ausländer für die Erlangung eines Aufenthaltstitels oder im Rahmen eines Einbürgerungsantrags nachweisen müssen, dass sie über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. Die hierfür erforderlichen Sprachzertifikate können in zugelassenen Sprachschulen erworben werden.
Laut Polizei bot diese Nachweispflicht Raum für ein gewerbsmäßiges Geschäftsmodell. Verschiedene Vermittler, insbesondere aus Balkan-Staaten, sollen mit Sprachschulen kooperiert haben, die trotz mangelnder Sprachkenntnisse Zertifikate ausgestellt haben. So soll ein einträgliches Geschäftsmodell entstanden sein.
Die Prüflinge sollen die Prüfungen in den Sprachschulen abgelegt haben. Danach wurden die Ergebnisse mutmaßlich manipuliert. Anschließend wurden die korrigierten Prüfungsergebnisse an ein Prüfungsunternehmen übermittelt, das die Sprachzertifikate ausstellte.