Wer sich an Bord nicht benehmen kann, fliegt. Mit dieser pädagogischen Maßnahme droht Frankreichs Regierung nun Passagieren in lokalen Airlines. Und mit saftigen Geldstrafen.
Stell dir vor: Du sitzt im Flieger auf den Weg in den wohl verdienten Urlaub und machst es dir bequem auf deinem Sitz. Dich erwarten knapp zwei Stunden und 40 Minuten Reisezeit in der Luft. Doch dann das: Eine Gruppe junger Männer steigt ein – in voller Junggesellen-Abschieds-Montur und Bier in der Hand. Eins ist klar: Entspannt wird dieser Flug nicht.
Pöbelnde Passagiere an Bord sind keine Seltenheit. Allein in Europa melden die Luftfahrtbehörden monatlich zwischen 200 und 500 Zwischenfälle dieser Art in der Luft. Im Jahr 2024 verzeichnete die International Air Transport Association (IATA) einen Zwischenfall pro 395 Flüge. Bisher konnten Airlines zwar von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und Passagiere auf sogenannte Schwarze Listen setzen, womit sie von Flügen ihrer Airline ausgeschlossen waren. Ein generelles Reiseverbot gab es bislang nicht.
Das ändert sich nun zumindest in Frankreich: Hier gelten ab sofort laut einem am 7. November 2025 verabschiedeten Dekret offiziell neue Benimmregeln. Wer gegen den Flieger-Knigge verstößt, dem drohen harte Strafen.
Laut der Regelung können alle Fluggesellschaften mit Sitz in Frankreich wie Air France, Transavia, Air Corsica oder French bee, ab sofort jegliches Verhalten melden, das nicht den Richtlinien entspricht. Darunter fallen etwa die Verwendung elektronischer Geräte, wenn deren Nutzung während des Flugs verboten ist, die Behinderung des Personals bei der Arbeit oder die Weigerung, einer Sicherheitsanweisung Folge zu leisten. Die Airlines mit einer französischen Fluglizenz können die Verstöße in einer vom französischen Verkehrsministerium neu angelegten Datenbank melden.
In einer Mitteilung der französischen Regierung vom 17. November heißt es, dass bei einem einmaligen Vergehen eine Geldstrafe von 10.000 Euro drohe. Wiederholungstäter können mit bis zu 20.000 Euro geahndet werden. In besonders schwerwiegenden Fällen kann für bis zu vier Jahre ein Flugverbot ausgesprochen werden. Die Höhe der Strafe soll dem Einzelfall entsprechend abgestuft werden.
Frankreich will mit diesem Vorstoß die Sicherheit im Luftverkehr erhöhen und das Reisen für alle angenehmer machen. Philippe Tabarot, der französische Verkehrsminister, erklärte in einer Regierungsmitteilung: „Die Sicherheit der Passagiere und Besatzungen hat für uns oberste Priorität. Störendes Verhalten an Bord von Flugzeugen ist inakzeptabel. Es gefährdet die Flugsicherheit und beeinträchtigt die Arbeitsbedingungen des Flugpersonals.“ Der neue Rechtsrahmen setze ein starkes Signal, dass störendes Verhalten nicht mehr toleriert werde.
Der Minister fügte hinzu, dass diese Strafen zusätzlich zu möglichen strafrechtlichen Verfolgungen für schwerwiegende Verstöße gelten, die in Frankreich mit bis zu fünf Jahren Freiheitsentzug und 75.000 Euro Geldstrafe geahndet werden können.
So gehen andere mit Pöbel-Touris um
Der französische Vorstoß ist zwar innerhalb Europas der erste seiner Art mit einer offiziellen Rechtsgrundlage. Einige Airlines haben allerdings bereits im Vorfeld angesichts mehrerer Vorfälle reagiert. So hat die Billigairline Ryanair Anfang dieses Jahres einen Passagier auf 15.000 Euro verklagt, nachdem ein Flug von Dublin nach Lanzarote über Portugal umgeleitet werden musste, wie unter anderem das Nachrichtenportal „Euronews“ berichtete. Das Flugzeug musste wegen „unentschuldbarem Verhalten“ des Passagiers am 9. April 2024 über Nacht in Porto bleiben und die Fluggesellschaft 160 Passagieren eine Hotelübernachtung zur Verfügung stellen.
Generell greifen viele populäre Reiseziele nun härter durch, wenn es darum geht, unliebsame Gäste, die sich nicht an Regeln halten, loszuwerden. Im indonesischen Bali werden an alle Touristen konkrete Benimmregeln mit dem Reisepass ausgeben, zusätzlich wird eine Touristen-Steuer erhoben. Die Stadt San Sebastián in Spanien verbot vergangenen Monat Lautsprecher und das Rauchen an seinen Stränden, wie etwa das britische Reisemagazin „Timeout“ berichtete.
Was hältst du von solchen strengen Regeln für Touristen – gute oder schlechte Idee? Schreibe deine Meinung gerne in einen Kommentar unter den Artikel!
Sabine Winkler berichtet als freie Autorin für WELT regelmäßig über Familienthemen, Reise und Popkultur. Jeden Montag erscheint ihr Newsletter „Läuft bei uns – der Familien-Newsletter“, in dem sie über ihr Leben als Mama schreibt.