Dieser Schirm stand während der EM 2024 auf dem Marktplatz. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Auf Stuttgarts zentralem Platz wird es im Sommer wieder brütend heiß – zumindest nach jetzigem Stand. Die Stadträte haben sich gegen einen großen Schirm entschieden.
22 Meter Durchmesser und vier Standfüße hatte der Schirm, der während der Fußball-Europameisterschaft 2024 einen Teil des Stuttgarter Marktplatzes beschattete. Und weil die Sommer wegen des Klimawandels heißer werden dürften, setzten sich einige Stuttgarter Stadträte dafür ein, im kommenden Sommer wieder einen Schirm nach dem Vorbild des „EM-Schirms“ aufzustellen.
Einen entsprechenden Antrag hatten die Fraktionen der Grünen, SPD und Volt und die Linke SÖS Plus Anfang September in den Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik (STA) eingebracht. Demnach sollte ein vorübergehender Sonnenschutz für Schatten sorgen, bis eine dauerhafte Lösung für den zentralen Ort in Stuttgart gefunden sei.
Der EM-Schirm ist den Stadträten in Stuttgart zu teuer
Nun ist der Riesenschirm vom Tisch – oder eher: vom Platz. Sowohl das Mieten als auch der Kauf eines Schirms war der Mehrheit der Stadträte zu teuer.
Etwa 100 000 Euro hätte ein gemieteter Schirm für den Sommer 2026 gekostet, rund 40 Prozent der Kosten wären beim Auf- und Abbau angefallen, wie der Leiter des Tiefbauamts Jürgen Mutz jüngst erklärt hatte.
So viel würde Stuttgart der Kauf eines neuen Schirms kosten
Für den Kauf eines neuen Schirms veranschlagt das Tiefbauamt etwa 290 000 Euro, dazu wären laufende Kosten gekommen: 15 000 Euro für den Auf- und Abbau und Transport des Schirms, 5000 Euro jährliche Miete für einen Lagerraum und 5000 Euro jährlich für Instandsetzung und Reinigung. Bei 10 Jahren Nutzung wären somit 54 000 Euro pro Jahr angefallen.
Hitze auf dem Marktplatz: Bei den Besuchern des Kirchentags 2015 waren schattige Plätzchen begehrt. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Selbst die Grünen, die den Antrag mitgestellt hatten, rückten letztlich von der Idee ab und stimmten gegen den Schirm. „Für eine temporäre Lösung ist uns der Wert zu hoch“, sagte Björn Peterhoff im STA zu den Kosten, die durch einen gemieteten Schirm entstünden. Auch der Kaufpreis sei zu hoch.
„Die Leute vergessen, wie heiß es im Sommer ist“
Lucia Schanbacher (SPD), deren Fraktion für den Schirm stimmte, machte deutlich, dass das Thema Hitzeschutz für SPD und Volt weiterhin relevant bleibt. „Wir behalten uns vor, das in Zukunft nochmal hochzuziehen.“ Sie bedauere, dass die Diskussionen meistens im Winter stattfinden – bedingt durch den Haushalt, der üblicherweise im Dezember verabschiedet wird. „Da haben die Leute wieder vergessen, wie heiß es im Sommer ist. Das ist dem Hitzeschutz nicht zuträglich“, sagt sie.
„Das ist nicht darstellbar, das passt nicht zum Marktplatz“, sagte Christoph Ozasek (Puls) zu dem Riesenschirm. Aber auch er ließ durchblicken: Die Debatte darüber, wie sich die Hitze auf dem Marktplatz mildern lässt, dürfte weitergehen: „Es gibt eine bessere Lösung.“