Köln – In den vergangenen Monaten erlebt Kölns Untergrund ein ungewöhnliches Phänomen: Immer wieder heulen die Brandmeldeanlagen in mehreren U-Bahn-Stationen auf.
Für viele Fahrgäste ist das längst zur lästigen Routine geworden. Und auch die Teams der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) rücken inzwischen beinahe täglich aus, um den Alarm zu überprüfen. Doch das Resultat bleibt jedes Mal gleich überraschend: „Es brennt nicht. Nirgends.“
Wer steckt hinter den Fehlalarmen?
Was zunächst wie eine technische Störung wirkt, entpuppt sich schnell als ein Muster. Die meisten Fehlalarme treten an denselben Orten auf – und immer dann, wenn die U-Bahn-Stationen ungewöhnlich leer sind.
Besonders betroffen sind die Haltestellen Severinstraße, Kartäuserhof, Chlodwigplatz und Bonner Wall. Wer tagsüber dort hinabsteigt, erlebt eine bedrückende Szenerie: Drogensüchtige, die in Ecken sitzen, auf Treppenstufen hocken oder sich Schutz vor Wind und Kälte suchen.
Die U-Bahn-Station Chlodwigplatz entwickelt sich zum Junkie-Brennpunkt. Hier gibt es viele Sitzbänke und der Bahnhof ist insgesamt wenig frequentiert
Foto: Eduard Bopp/imago images
Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) bestätigen, dass ihre Mitarbeiter dort immer häufiger auf suchtkranke Menschen treffen. Nach Informationen der Kölnischen Rundschau springt durchschnittlich einmal am Tag die Brandmeldeanlage an. Sicherheitskräfte müssen dann jedes Mal ausrücken und die Stationen räumen.
So werden die Brandmelder ausgelöst
Beim Rauchen von Crack oder dem Erhitzen von Heroin steigt dichter Rauch auf – genug, um die sensiblen Brandmelder in den U-Bahn-Stationen auszulösen. Es handelt sich dabei überwiegend nur um sogenannte „Voralarme“, doch jedes einzelne Mal müssen KVB-Teams ausrücken, prüfen und das System manuell zurücksetzen. Ein permanenter Aufwand, der Zeit, Personal und Nerven kostet.
Auch beim U-Bahnhof Karthäuserhof geht regelmäßig der Brandmelder los
Foto: Eduard Bopp/imago images
Warum gerade diese vier Stationen? Dort fährt ausschließlich die Linie 17 – die am wenigsten genutzte Linie des gesamten KVB-Netzes. Kaum Fahrgäste, kaum Kontrolle, viel Rückzugsmöglichkeit. Ein trauriger Zufluchtsort, der zum Drogen-Brennpunkt geworden ist.
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Die Stadt Köln arbeitet an Alternativen: Ein neues Suchthilfezentrum nach Zürcher Vorbild ist in Planung. Doch eine Eröffnung ist frühestens Ende 2026, eher 2027, realistisch. Bis dahin müssen Stadt und KVB eine Übergangslösung finden, die sowohl Sicherheit als auch Menschlichkeit berücksichtigt.