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Eine IW-Studie zeigt: Deutschland investiert einen hohen Anteil der Staatsausgaben in soziale Sicherung – mehr als nordische Vorbilder. Mit dem Rentenpaket stehen schwierige Entscheidungen an.
Frankfurt – Deutschland gibt einen größeren Anteil seiner Staatsausgaben für soziale Sicherung aus als die oft als Vorbilder geltenden nordischen Länder. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, über die die Rheinische Post berichtet.
Laut der IW-Studie flossen im Jahr 2023 in Deutschland 41 Prozent der staatlichen Gesamtausgaben in das Rentenpaket und andere soziale Leistungen wie Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung sowie in Sozialleistungen wie Rente und das Bürgergeld.
Im Vergleich dazu wendeten die skandinavischen Länder Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland und Island durchschnittlich 40 Prozent ihrer Staatsausgaben für ähnliche Zwecke auf.
Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) stehen vor großen finanziellen Herausforderungen für die Bundesregierung. © picture alliance/dpa/Carsten Koall/Carsten KoallIW-Studie deckt auf: Deutschland bei Sozialausgaben vor Skandinavien – aber Bildungsinvestitionen sind dramatisch niedrig
Diese Zahlen überraschen, da die nordischen Länder oft als Musterbeispiele für umfassende soziale Sicherungssysteme gelten. Trotz des leicht höheren prozentualen Anteils in Deutschland zeigt die Studie jedoch auch, dass die skandinavischen Staaten bei den Sozialausgaben gemessen an der Wirtschaftsleistung weiterhin knapp die Nase vorn haben.
Während Deutschland bei den Sozialausgaben überraschend gut abschneidet, offenbart die Studie Nachholbedarf in anderen wichtigen Bereichen. Besonders auffällig ist der Unterschied bei den Bildungsausgaben: Deutschland investiert lediglich 9,3 Prozent seiner Gesamtausgaben in diesen Sektor.
Deutschland vs. Skandinavien – Staatsausgaben im Vergleich
Deutschland: 41% für soziale Sicherung, 9,3% für Bildung, 5,9% für Investitionen
Skandinavien: 40% für soziale Sicherung, höhere Anteile bei Bildung und Investitionen
Brisanter Zeitpunkt für Merz-Regierung und Rentenpaket
Noch gravierender fällt der Rückstand Deutschlands bei den öffentlichen Investitionen aus. Mit nur 5,9 Prozent der Gesamtausgaben bildet die Bundesrepublik in diesem Bereich das Schlusslicht im untersuchten Ländervergleich.
Die Veröffentlichung der IW-Studie erfolgt zu einem brisanten Zeitpunkt: Die Merz-Regierung steht vor wichtigen Entscheidungen über das Rentenpaket und die Haushaltsverteilung im Bundestag. Die Ergebnisse dürften die laufenden Diskussionen über die Verteilung der Staatsausgaben und die Zukunft des deutschen Sozialsystems beeinflussen.
Einerseits könnte der relativ hohe Anteil der Sozialausgaben als Argument für eine Umschichtung der Mittel zugunsten von Bildung und Investitionen genutzt werden. Andererseits zeigt der Vergleich mit den nordischen Ländern, dass ein starkes soziales Netz und wirtschaftlicher Erfolg durchaus vereinbar sind.
Deutschland überholt skandinavische Vorbilder bei Sozialausgaben
Die Studie stellt eine künftige Merz-Regierung vor ein Dilemma: Wie kann das hohe Niveau der sozialen Sicherung beibehalten werden, während gleichzeitig dringend notwendige Investitionen in Bildung und Infrastruktur getätigt werden?
Diese Frage wird in den kommenden Haushaltsverhandlungen und bei der Gestaltung der Rentenreform eine zentrale Rolle spielen. Eine ausgewogene Balance zwischen sozialer Sicherheit und Zukunftsinvestitionen dürfte entscheidend für die langfristige Stabilität und den Wohlstand Deutschlands sein.
Für das geplante Rentenpaket bedeutet dies: Die Politik muss nicht nur die Finanzierbarkeit der Renten sicherstellen, sondern auch Raum für andere wichtige Investitionen schaffen.