• Die Beratungsstelle Cara in Bremen bietet als Fachstelle vertrauliche Geburt für Schwangere in Not medizinische Sicherheit und Anonymität an.
  • Seit 2014 regelt ein Bundesgesetz die Möglichkeit der vertraulichen Geburt; jährlich erfolgen bei Cara etwa ein bis zwei Beratungen mit teils mehr Anfragen.
  • Neben der Babyklappe existieren in Bremen Angebote wie Pro Familia, Caritas, das Hilfetelefon und das Bremer Netzwerk für seelische Gesundheit rund um die Geburt.

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Der Fund eines toten Säuglings in einem Entsorgungsbetrieb im Hafengebiet am Dienstagmorgen wirft die Frage auf: Wie kann Frauen in Bremen in solchen Situationen geholfen werden?

Wenn sich eine schwangere Frau bei Marina Mohr meldet, hat sie meist schon einen Großteil der Schwangerschaft hinter sich. Meist bleiben nur noch wenige Wochen, bis das Kind geboren wird. Mohr ist Schwangerenberaterin bei Cara, der Beratungsstelle der evangelischen Kirche, die zugleich Fachstelle zur vertraulichen Geburt im Land Bremen ist. Die vertrauliche Geburt ist eine Hilfestellung für Schwangere, die ihre Schwangerschaft geheim halten wollen. Sie ermöglicht es, das Kind anonym und medizinisch sicher zur Welt zu bringen. Seit April 2014 gibt es über das „Gesetz zum Ausbau der Hilfen für Schwangere und zur Regelung der vertraulichen Geburt“ bundesweit diese Option für Schwangere, die sonst keinen anderen Ausweg sehen. Oft stecken persönliche Krisen oder andere Notsituationen dahinter.

Warum gibt es die vertrauliche Geburt?

Die medizinische Sicherheit und die Anonymität der Mutter sind der eine Aspekt. „Die vertrauliche Geburt wurde unter anderem darum eingeführt, damit die Kinder später wissen, woher sie kommen“, sagt Marina Mohr. „Dabei ist es teilweise ein Problem, dass das Verfahren – jedenfalls im Vergleich zur Babyklappe – relativ hochschwellig ist. Es setzt voraus, dass die Frauen sich ihrer Schwangerschaft bewusst sind, sich Hilfe suchen und letztlich auch zur vertraulichen Geburt auftauchen“, sagt Mohr. Wer sich für eine vertrauliche Geburt entscheidet, gibt außerdem seine Personendaten für den Herkunftsnachweis an. „Diejenigen Frauen, die sich bis kurz vor der Geburt nicht eingestehen, dass sie schwanger sind, erreichen wir damit nicht“, ist sich Mohr sicher.

Wie ist der Ablauf bei der vertraulichen Geburt?

Grundsätzlich bleibt die Schwangere dabei anonym und wird unter einem Pseudonym geführt. „Sie können sich mit einem selbstausgedachten Namen telefonisch an uns wenden“, heißt es auf der Internetseite www.cara-bremen.de. Cara vermittelt die Schwangere unter ihrem Pseudonym an Geburtskliniken und Arztpraxen. Weil eine Geburt nicht immer zum errechneten Termin stattfindet, werden Szenarien besprochen, wenn es schnell gehen muss – wenn etwa ein Rettungswagen alarmiert wird. „Dieser kann nicht zur Wohnadresse bestellt werden, sondern etwa zu einer Ecke in der Nähe“, sagt Cara-Schwangerenberaterin Judith Hennemann. Mit den Frauen werde auch durchgespielt, wie sie dem persönlichen Umfeld ihre Abwesenheit für die Geburt erklären können. Cara begleitet auf Wunsch auch während der Zeit der Schwangerschaft und nach der Geburt.

Wie häufig lassen sich Schwangere bei Cara zur vertraulichen Geburt beraten?

Im Schnitt berate Cara pro Jahr zu etwa ein bis zwei vertraulichen Geburten und es gebe etwa doppelt so viele Anfragen, sagt die Schwangerenberaterin. Dabei stach laut Mohr das Coronajahr 2020 mit sieben Anfragen und sechs vertraulichen Geburten besonders heraus. Rückblickend könne dies als Corona-Effekt betrachtet werden, weil es in dieser Zeit für Schwangere in prekären Situationen einfacher gewesen sei, eine Geburt vor dem eigenen Umfeld zu verstecken.

Was ist über die Babyklappe in Bremen bekannt?

Bevor die vertrauliche Geburt gesetzlich verankert wurde, gab es für Mütter in Notsituationen nur die Möglichkeit, Kinder in einem Babykörbchen – besser bekannt als Babyklappe – anonym abzulegen. Seit der Einführung des Babykörbchens in Bremen im August 2002 sind im Krankenhaus St. Joseph-Stift 35 Kinder abgegeben worden. „Durch die Einführung der vertraulichen Geburt haben sich die Zahlen nicht verändert“, sagt Silke Meiners, Sprecherin des Krankenhauses St. Joseph-Stift. „Wir wissen nicht, wo die Kinder herkommen“, sagt Meiners, aber es sei zu vermuten, dass Mütter, die ihr Kind ins Babykörbchen legen, zu Hause entbunden haben. Die vertrauliche Geburt sei eine sinnvolle Ergänzung, weil sie Schwangeren, die anonym bleiben wollen, ermögliche, ihr Kind mit medizinischer Begleitung im Krankenhaus zur Welt zu bringen.

Welche Hilfs- und Beratungsangebote gibt es noch für Schwangere und werdende Eltern?

In Bremen gibt es mehrere Schwangerenberatungsstellen, etwa Cara, Pro Familia und die Schwangerschaftsberatung der Caritas als Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche. Cara verweist auch an das Hilfetelefon Schwangere in Not, das anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0800 40 40 020 erreichbar und in 19 Sprachen verfügbar ist. Beim Programm „Pro Kind“ beraten Familienhebammen in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) werdende Eltern. Im Bremer Netzwerk für seelische Gesundheit rund um die Geburt (SGG) sind Gynäkologen, Psychiater, Kinderärzte, Psychologen, Psychotherapeuten, Hebammen und Sozialpädagogen vertreten. Dort finden sich unter anderem Ansprechpartner bei schwerwiegenden psychischen Symptomen wie etwa einer postpartalen Depression.

Wie verläuft das Verfahren einer vertraulichen Geburt bei der Beratungsstelle Cara in Bremen?

Das Verfahren einer vertraulichen Geburt bei der Beratungsstelle Cara in Bremen beginnt mit einer anonymen Beratung, in der die Schwangere unter einem Pseudonym geführt wird; ihre Identität muss jedoch einmalig der Beraterin offenbart werden und wird zum Zwecke des Herkunftsnachweises vertraulich dokumentiert. Cara koordiniert die weitere medizinische Versorgung, vermittelt die Frau an Geburtskliniken oder Arztpraxen und unterstützt sie dabei, die Geburt unter Wahrung ihrer Anonymität zu organisieren. Nach der Entbindung übernimmt ein amtlicher Vormund das Kind, das Adoptionsverfahren wird eingeleitet, und ab dem 16. Lebensjahr kann das Kind auf Antrag Informationen zur Herkunft erhalten, sofern keine schwerwiegenden Gründe dagegensprechen.

Quellen

Welche Unterschiede bestehen zwischen der Nutzung der Babyklappe und der vertraulichen Geburt in Bremen seit Einführung 2014?

Seit der Einführung der vertraulichen Geburt im Jahr 2014 nutzen in Bremen immer weniger Frauen die Möglichkeit der anonymen Abgabe eines Neugeborenen in der Babyklappe, wobei bundesweit rückläufige Zahlen verzeichnet werden. Der Hauptunterschied besteht darin, dass bei der vertraulichen Geburt eine medizinisch begleitete Entbindung und die optionale spätere Auskunft über die Herkunft für das Kind gewährleistet werden, während bei der Nutzung einer Babyklappe meist keinerlei Herkunftsinformationen weitergegeben werden und diese sich weiterhin in einer rechtlichen Grauzone befindet. Somit bietet die vertrauliche Geburt einen rechtlich geregelten Kompromiss zwischen Anonymität der Mutter und den Persönlichkeitsrechten des Kindes, während die Babyklappe weiterhin als letztmöglicher Ausweg für Mütter in akuter Notlage bestehen bleibt.

Quellen

Welche regionalen und bundesweiten Hilfs- und Beratungsangebote können Schwangere in einer Notsituation außer Cara in Anspruch nehmen?

Schwangere in einer Notsituation können neben Cara auch die Beratungsangebote der Caritas, der Bremischen Evangelischen Kirche sowie der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Anspruch nehmen. Bundesweit stehen über 1.500 Schwangerschaftsberatungsstellen zur Verfügung, die unter anderem psychosoziale Beratung, finanzielle Hilfen wie Mittel aus der Bundesstiftung Mutter und Kind, sowie Unterstützung bei rechtlichen und medizinischen Fragen bieten. Eine Übersicht der Beratungsstellen ist über die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf familienplanung.de abrufbar.

Quellen

Diese Fragen und Antworten wurden mit KI basierend auf unseren Artikeln erstellt.

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