Der Sportvorstand hatte da so eine Ahnung. Kurz vor dem Eröffnungsspiel der Handball-Weltmeisterschaft der Frauen in der mit 5527 Zuschauern ausverkauften Stuttgarter Porsche-Arena sagte Ingo Meckes, dass er „kein Feuerwerk“ der gastgebenden deutschen Mannschaft erwarte: „Es geht darum, erst einmal ins Turnier zu finden“, man werde sich „reinkämpfen müssen“. Meckes hat im Vorfeld dieser 27. Titelkämpfe viel Zeit mit dem Team verbracht, auch das hatte er verraten – und mit seiner Prognose bestätigt. Das deutsche Team tat sich tatsächlich in der Anfangsphase schwer. Die Nervosität war zu greifen, wie auch Alina Grijseels, die zur besten Spielerin der Partie gewählt wurde, hernach zugab. Aber das Team von Bundestrainer Markus Gaugisch wusste sich zu steigern und landete gegen die nie aufgebenden Isländerinnen einen letztlich sicheren 32:25-Erfolg – und damit den erhofften und erfolgreichen Start ins Turnier.
Die Isländerinnen zählen im Gegensatz zu den männlichen Kollegen nicht zur erweiterten Weltspitze, sie wussten dennoch den körperlich klar überlegenen Deutschen mit ihrem flinken Spiel speziell in der ersten Halbzeit einige Schwierigkeiten zu bereiten. Vor allem in der Defensive, im Handball die Basis für Erfolge, fehlte den Gastgeberinnen anfangs die Abstimmung. Bis zum 6:6 war das Spiel völlig ausgeglichen, dann beorderte Gaugisch die routinierte Xenia Smits in den Mittelblock, was die Abwehr deutlich stabilisierte.
Das ist die Spielidee von Gaugisch: Durch Ballgewinne in einer zupackenden Abwehr mit der starken Katharina Filter im Tor ins Tempospiel zu kommen, was zusehends funktionierte, vor allem Jenny Behrend war so fünfmal erfolgreich. In der Offensive verdiente sich Spielmacherin Grijseels Bestnoten, die sich auf der Mittelposition immer wieder durch die gegnerischen Reihen tankte und mit sieben Treffern beste Schützin der Partie war.
Dass Deutschland zur Pause nur 18:14 führte, lag an der hohen Fehlerquote im ersten Durchgang, die Gaugisch monierte: „Acht technische Fehler allein in der ersten Halbzeit sind zu viel“, er sei sich aber sicher, dass sein Team dies abzustellen weiß. „Wir waren schon sehr nervös“, erklärte Viola Leuchter den zähen Start, die wurfgewaltige Linkshänderin war in der Anfangsphase mit vier Treffern beste Schützin. „Wichtig ist, dass wir gewonnen und die Halle angezündet haben“, sagte Leuchter; die 21-Jährige zählt zu den jungen Kräften im Kader, auf die es ankommen wird. Wie auch Nieke Kühne, die in ihrem Debüt für das Nationalteam ebenfalls überzeugte und fünfmal traf.
Grijseels, 29, ist eine der arrivierten Spielerinnen, die Verantwortung in den engen Phasen übernahmen. Als nach dem Wechsel die Fehlerquote sank, setzte sich das deutsche Team zusehends ab und brachte den Sieg sicher ins Ziel. „Wir haben eine gute Mischung an jungen und erfahrenen Spielerinnen, sind erfolgreich gestartet und können zufrieden sein“, resümierte Emily Vogel; die 27-Jährige ist neben Grijseels Führungsspielerin: „Wir wissen aber auch, dass wir uns steigern müssen – und werden.“