Stand: 26.11.2025 16:51 Uhr

Das Auktionshaus Ketterer hat am Montag in Hamburg mehr als 50 handschriftliche Briefe von Johann Wolfgang von Goethe versteigert. Die handgeschriebenen Stücke geben Einblicke in die Persönlichkeit und das Leben des Schriftstellers.

Silke Lehmann ist Antiquarin und Aquisitorin beim Auktionshaus Ketterer. Sie hat alle 50 von Goethe verfassten Briefe gelesen. Ein Gespräch über die Briefe und ihren „beeindruckenden“ Inhalt.

Was steht drin in diesen Briefen? Was erfährt man alles über Goethe ?

Eine blonde Dame mit mittellangen Haaren (Silke Lehmann) lächelt vor einer weißen Wand

Silke Lehmann erzählt über Goethes Briefe.

Silke Lehmann: Vielfältiges, weil Goethe ein vielfältig interessierter Mensch war. Er schreibt zu Naturwissenschaften, Theater, Schauspiel, Literatur, Politik, Zukunft. Er schreibt Persönliches, teilweise in offiziellen Briefen eingeflochten, oder direkt zum Beispiel an seine Schwiegertochter oder bekannte Künstler und Verleger.

Ist er nett oder ist er manchmal sehr aufgebracht und böse in den Briefen?

Lehmann: Er schreibt im Auftrag als Geheimrat. Da ist es sowieso etwas formvoller und ansonsten schreibt er freundlich.

Das ist wirklich ein Zeitdokument. Das muss doch der absolute Hammer sein, so etwas vor sich liegen zu haben?

Lehmann: Das ist unglaublich beeindruckend. Vor allem in der Fülle der Briefe, die sich in einer Sammlung befunden haben. Das sieht man tatsächlich so schnell nicht wieder. Wir haben zwar in der Vergangenheit auch Goethe-Briefe verauktioniert, aber vereinzelt. Was mich eben auch besonders beeindruckt hat, ist die Menge an Briefen, die wir dieses Mal zur Option bringen können.

Auf was für einem Papier hat er geschrieben? Wie riecht das? Wie fühlt sich das an?

Lehmann: Meistens sind es Doppelböden. Es ist ein Büttenpapier mit einer leichten Struktur drin. Das Papier hat tatsächlich einen eigenen Geruch.

Ist er ein reinlicher Schreiber gewesen?

Lehmann: Ja, tatsächlich ist seine Schrift sehr deutlich. Das ist eine Kurrentschrift und man kann sie wirklich ausgesprochen gut lesen, dafür dass sie vor an die 200 Jahren geschrieben wurde.

Haben Sie irgendetwas gelesen in diesen Briefen, wo Sie gesagt haben „Mensch das hätte ich aber nicht gedacht, dass Goethe so etwas verfassen würde in einem Brief“?

Lehmann: Er hat zum Beispiel für einen ihm bekannten Architekten ein Empfehlungsschreiben verfasst – für Johann August Arns. Das finde ich sehr berührend, dass er sich für ihn so eingesetzt hat. Dann hat er für seine Enkel Entschuldigungsschreiben geschrieben, dass sie bis Ostern an der Zeichenschule in Weimar nicht teilnehmen können. Ich finde es auch sehr interessant, dass er das verfasst hat. Das war drei Monate vor seinem Tod. Dann gibt es Weinbestellungen von ihm und Empfangsbestätigungen über Bier und Wein – sehr vielseitig halt.

Gehört so was nicht eigentlich eher in ein Museum, als in Privathände?

Lehmann: Es gibt tatsächlich öffentliche Institutionen, die sehr große Bestände an Goethe Briefen haben. Da sind die Briefe überwiegend verzeichnet. Die sind denen durchaus bekannt. Nichtsdestotrotz ist es so, dass es immer wieder auch private Sammler gibt, die sich dafür interessieren und diese Briefe als Schutz bei sich in ihren Sammlungen haben. Es ist beides legitim.

Werden die jeweils einzeln versteigert oder kriegt man die 50 Stück als Paket?

Lehmann: Sie werden tatsächlich einzeln versteigert. Die Goethe-Briefe selber liegen im Schätzpreis-Bereich zwischen 3.000 und 12.000 Euro pro Stück.

Das Gespräch führte Keno Bergholz.

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