So viele Kinder sind mit dem Urmel aufgewachsen. So viele können das Lummerlandlied mitsingen. Auch Kater Mikesch hat sich in ihre Erinnerung geschnurrt. Und deshalb hört Florian Moch so oft die Frage: Wann gibt es wieder etwas Neues von der Augsburger Puppenkiste – im Film oder Fernsehen? „Immer wieder erreichen uns Anfragen nach neuen Produktionen, vor allem von Fans, die die Puppenkiste aus dem Fernsehen, von DVDs und Blu-Rays kennen“, sagt Moch, Künstler aus dem Team der Puppenkiste. Und jetzt kann er eine Antwort geben: Das Marionettentheater kündigt neue Geschichten an, für das Publikum im Internet. In der Adventszeit startet die Puppenkiste eine Webserie.
Vier Kurzfilme mit Puppen hat das Team um Moch gedreht, Clips zwischen fünf und neun Minuten Länge. An jedem Adventssonntag wird eine neue Folge im Netz veröffentlicht. Die Reihe reicht von Goethes „Zauberlehrling“ bis zu einer Erzählung von Cornelia Funke – und auch das Urmel gibt ein Comeback.
Jeder Kurzfilm soll seinen eigenen Stil haben
Für das Projekt haben sich Prominente ins Tonstudio begeben: Zu den Sprechern der Folgen gehört Bela B. von der Rockband Die Ärzte. Dazu Schauspielerin Mechthild Großmann, bekannt aus dem Münster-„Tatort“. Außerdem Comedian Torsten Sträter und die Autorin Sabine Bohlmann. Was dürfen die Fans erwarten?

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Auch Urmel aus dem Eis kehrt in einer neuen Folge zurück.
Foto: Stefan Puchner, dpa
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Auch Urmel aus dem Eis kehrt in einer neuen Folge zurück.
Foto: Stefan Puchner, dpa
Regisseur, Autor, Puppenbauer, Spieler: Moch arbeitet in vielen Rollen im Familienbetrieb der Puppenkiste. „Mit all diesen Aufgaben erzähle ich eine Geschichte“, sagt er. „Meine erste Puppe habe ich mit fünf Jahren gebaut: eine kleine Hexe.“ Fan der Puppenkiste war er schon damals, die Liebe hat er sich auch als Künstler im Theaterteam bewahrt: „Ich frage mich bei meinen Arbeiten: Was würde mir als Fan gefallen?“
Vier Folgen hat er mit seinem Team gedreht, auf der Bühne, in der Kiste. Veröffentlicht werden die Episoden auf Youtube, Facebook, Instagram. „Eine Webserie bietet andere technische und erzählerische Möglichkeiten als ein Stück auf der Bühne“, sagt Moch. Jeder Kurzfilm soll seinen eigenen Stil haben. „Wir versuchen, den Puppenkisten-Charme zu bewahren, und zeitgemäß zu erzählen.“
Urmel kehrt zurück: „Urmel und die Schweinefee“ heißt die neue Episode
In Goethes Ballade vom Zauberlehrling ist der Azubi der Held. Frech wie er ist, will der Lehrling des Zauberers die magischen Sprüche des Meisters testen. „Die Geschichte erzählen wir mit den Originalworten, aber auch kindgerecht, mit kleinen Kommentaren der Erzählerin zum Text“, erklärt Moch. Und diese Erzählerin ist Schauspielerin Mechthild Großmann, mit ihrer markant rauchigen, tiefen Stimme.
„Und dann kehrt Urmel zurück. Das ist eine Geschichte mit Nostalgiefaktor, aber frisch erzählt“, sagt Moch. „Urmel und die Schweinefee“ heißt die Episode, die Comedian Thorsten Sträter, bekannt für seine Coolness, erzählen wird. Für die Folge hat Florian Moch ein neues Urmel geschnitzt, und dazu eine Mama Wutz, die im Traum als rosa Elfe erscheint.
„Monsterparty“ heißt ein Hit der Rockband Die Ärzte. Jetzt erzählt Bela B., der Schlagzeuger der Gruppe, die Geschichte „Monsterwetter“ für die Puppenkiste. Es ist eine der kleineren Episoden aus dem großen Werk von Cornelia Funke, zwischen Bestsellern wie „Herr der Diebe“ und „Tintenherz“.
Puppenkiste verfilmt Kinderbuch von Sabine Bohlmann
Das Quartett von Kurzfilmen vollendet eine Geschichte ein, die eine Freundin der Puppenkiste geschrieben hat – und auch selbst erzählt: Sabine Bohlmann. Buchautorin und Sprecherin. Ihre Stimme klingt an jedem Wochentag im deutschen Fernsehen: Sie spricht die Lisa in der Cartoon-Familie der „Simpsons“. Fans der Puppenkiste kennen sie aber auch aus dem Theater: Sie gab der Hexe in „Rapunzel“ ihre Stimme, sie sprach die Doro im „Zauberer von Oz“. „Immer wenn ich mit der Puppenkiste arbeite, erfüllt sich für mich ein Kindheitstraum“, sagt Sabine Bohlmann. „Als Florian Moch bei mir für das neue Projekt angefragt hat, habe ich sofort Ja gesagt, noch bevor er ausgesprochen hatte. Wer sagt schon Nein zur Augsburg Puppenkiste?“
„Morgen bin ich mutig“ heißt das Bilderbuch von Bohlmann, das die Puppenkiste jetzt verfilmt hat. „Es ist schon ein besonderes Gefühl“, sagt sie. „Ich war bei den Dreharbeiten in Augsburg und saß still und mit großen Augen im Zuschauerraum.“ Dort sah sie die Szenen ihrer eigenen Geschichte: Ein Vogelpaar freut sich über Nachwuchs. Nur eines der fünf Küken im Nest will nicht ganz so schnell schlüpfen wie die anderen. Es braucht auch etwas länger, um das Fliegen zu lernen.
Bohlmanns Eindruck vom Dreh: „Da flattern viele Vögelchen, da knacken die Eier im Nest. Es ist absolut rührend, die kleinen Vögel liebt man sofort, wenn man sie so schlüpfen sieht.“ Groß werden und in die Welt hinausfliegen, darum geht es – für Vogelkinder wie Menschenkinder. Sabine Bohlmann hat ihr eigenes Leben zu diesem Buch inspiriert: „Ich habe selbst ein Kind, das zuerst ein bisschen stiller war, das ein bisschen mehr Zeit gebraucht hat für manche Schritte im Leben. Das ein bisschen länger gebraucht hat, um flügge zu werden.“ Wie damit umgehen, wenn andere dann nachbohren? Wenn, wie in ihrem Buch, eine neugierige Amsel fragt: Ja wieso schlüpft es noch nicht? Warum kann es noch nicht fliegen? Bohlmann weiß: „Als Mutter muss man da ein Gefühl der Sicherheit entwickeln: Das wird schon. Ich geb‘ meinem Kind den Platz und die Zeit.“
In diese Ruhe liegt eine Kraft, davon ist Bohlmann überzeugt: „Wir brauchen doch in dieser Welt beides: Die Schnellen, die Vorreiter. Aber eben auch die Stillen, die Ruhigen, die Denker und Beobachter“, sagt die Autorin. „Das ist eine Geschichte, die mir wichtig ist. Vielleicht ist es sogar meine wichtigste.“ Jetzt wird sie bald im Netz zu sehen sein. Als Kurzfilm der Augsburger Puppenkiste.
Info zur Kurzfilm-Webserie:
Die Folgen der Webserie erscheinen auf den digitalen Kanälen der Augsburger Puppenkiste: 30. November, „Monsterwetter“ von Cornelia Funke, erzählt von Bela B. 7. Dezember, „Morgen bin ich mutig“ von und mit Sabine Bohlmann. 14. Dezember, „Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe, erzählt von Mechthild Großmann. 21. Dezember, „Urmel und die Schweinefee“ von Max Kruse, mit der Stimme von Torsten Sträter.
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Veronika Lintner
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