Die Arbeitsgemeinschaft 50-Meter-Hallenbad für Augsburg zeigt sich überrascht über den aktuellen Stand der Planungen für ein neues Sport- und Schwimmbad und fordert deutliche Nachbesserungen. Besonders die Themen Sprunganlage, Förderfähigkeit und Beteiligungsprozess sorgen bei Fachleuten und Vereinen für Stirnrunzeln.
CSU-Stadtrat Bernd Zitzelsberger betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung einer soliden Entscheidungsgrundlage:
„Für ein Jahrhundertprojekt wie das 50-Meter-Hallenbad, das als nächstes Bäderprojekt nach der Eröffnung des Spickelbades realisiert werden muss, brauchen wir von Anfang an eine professionelle Planung auf Basis verlässlicher Daten und unter Einbeziehung des bei Schulen, Vereinen und Verbänden vorhandenen Sachverstands. Ein Bad dieser Größenordnung darf nicht auf unsicheren Annahmen basieren. Daher wäre es angemessen gewesen, dass bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie auch die vom Sportreferat angekündigte Prüfung der Fördermöglichkeiten erfolgt wäre und das Raumprogramm gemeinsam mit den Vereinen erarbeitet worden wäre. Denn eine Beteiligung sollte immer zum frühestmöglichen Zeitpunkt beginnen. Sehr verwundert bin ich und viele Funktionäre, dass in der Studie als Prämisse genannt wurde, kein Lehrschwimmbecken zu bauen, obwohl die Nachfrage nach Schwimmkursen enorm ist.“
Sprunganlage kleiner als zuvor – Fachwart irritiert
Wolfhart Binding, Fachwart Wasserspringen im Bayerischen Schwimmverband Bezirk Schwaben, wundert sich über den abrupteren Richtungswechsel: „Als Fachwart Wasserspringen für den Bezirk Schwaben stößt mich der aktuelle Plan schon sehr vor den Kopf und erfüllt die Vorstellungen von einer wettkampftauglichen und dem 50-Meter-Becken angemessenen Sprunganlage in keiner Weise. Er fällt sogar unvollständiger und kleiner aus als die (bisherige) Anlage im Hallenbad Haunstetten oder die des Freibads Bobingen. Will Augsburg als Sitz des Regierungsbezirks Schwaben wirklich mit so einer kaum brauchbaren Sparversion repräsentieren? Wieso wurde im Vorfeld nicht das Gespräch mit dem Verein bzw. den Betroffenen vor Ort gesucht?“
Binding betont, dass ein wettkampftaugliches Springerbecken „kein Luxus, sondern Grundausstattung“ sei.
Millionen an Fördergeldern drohen verloren zu gehen
Auch Karl-Erwin Lutz, Referent für Bäderbau im Präsidium des Bayerischen Schwimmverbands und Mitglied der Kommission Bäderbau im DSV, warnt eindringlich: „Das vorgelegte Raumprogramm ermöglicht nur drei bis fünf Schuleinheiten – förderfähig wären aber bis zu neun! Damit verzichtet Augsburg auf rund 50 Prozent möglicher staatlicher Förderung. Das ist finanziell schlicht nicht vermittelbar.“ Lutz verweist außerdem auf den zusätzlichen Bedarf durch Universität, Polizei und Schulen, deren bisherige Schwimmflächen bald nicht mehr zur Verfügung stehen könnten, wenn beispielsweise das Spickelbad 2028 abgerissen und dann bis ca. 2030/2031 neu gebaut wird oder andere Bäder nicht mehr zur Verfügung stünden.
Unverständnis wegen fehlendem Lehrschwimmbecken
In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Taylan Toprak, 1. Vorsitzender des Schwimmvereins Augsburg (SVA): „Ich kann bei dem, was ich bisher gesehen habe, überhaupt nicht nachvollziehen, warum man auf ein oder mehrere Lehrschwimmbecken verzichtet. Mal abgesehen davon, dass man wohl Förderfähigkeit in Millionenhöhe wohl nicht nötig hat, geht es im Grundsatz nicht darum, unseren Kindern schwimmen beizubringen? Schulen und Vereine benötigen dringend mehr Wasserfläche, um Kindern und Jugendlichen sicheres Schwimmen beizubringen. Und wie das in einem modernen Raumprogramm geht, kann man sich im Langwasserbad in Nürnberg anschauen.“
Vereine fordern Transparenz und Beteiligung
Der sportliche Leiter des SB Delphin 03 Augsburg, Armin Baur, stellt klar, dass die aktive Schwimmszene eingebunden werden muss, bevor Entscheidungen zementiert werden: „Wir brauchen einen echten Beteiligungsprozess, bevor Linien gezogen und Höhen festgelegt werden. Wir sind Nutzer – und ohne Nutzerfeedback plant man ein Bad an der Realität vorbei.“
Zitzelsberger fordert Beteiligungsprozess und Lehrbecken
Die Arbeitsgemeinschaft ruft die Stadt eindringlich dazu auf, die offenen Punkte vor einer weiteren Umsetzung zu klären. CSU-Stadtrat Zitzelsberger betont: „Es geht nicht darum, das Projekt auszubremsen, sondern um konstruktive Hinweise, damit am Ende richtig gebaut wird. Wer jetzt sorgfältig prüft, die Expertise von Schulen, Vereinen, Wasserrettungsorganisationen und dem Bayerischen Schwimmverband einbezieht und die Bürgerinnen und Bürger beteiligt, spart später Geld, Zeit und vermeidbaren Ärger. Das Hallenbad soll wettkampftauglich sein, aber auch dem Breitensport, der Schwimmausbildung in Schulen und Vereinen sowie der Ausbildung von Rettungstauchern in einem geschützten Umfeld gerecht werden und der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Für die Anfängerausbildung braucht es daher mindestens zwei kleine oder ein großes Lehrschwimmbecken. Der Verzicht auf ein Lehrschwimmbecken am Standort Plärrer beim neuen 50-Meter-Hallenbad ist für mich nicht nachvollziehbar, zumal das Lehrschwimmbecken im renovierten Plärrerbad nicht barrierefrei erreichbar und die Nachfrage nach Schwimmkursen riesig ist.“ Für ältere Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, die dort etwa Wassergymnastik zur Rehabilitation absolvieren, ist das besonders problematisch.
Forderungen der Arbeitsgemeinschaft
Die AG nennt drei konkrete Schritte, wie es weiter gehen soll:
1. Überarbeitung des Raumprogramms – inklusive wettkampftauglichem Springerbecken und Lehrschwimmbecken
2. Ermittlung und Maximierung der Förderkulisse – inklusive Prüfung interkommunaler Optionen
3. Start eines strukturierten Beteiligungsprozesses mit Vereinen, Schulen, Polizei, Feuerwehr, Wasserrettungsorganisationen, Universität, Verbänden und Öffentlichkeit
Denn Augsburg braucht ein Bad, das der Stadt gerecht wird und nicht eines, das schon bei der Eröffnung zu klein, zu teuer und zu wenig gefördert ist oder wegen des vor allem zeitlichen Projektrisikos aufgrund der unklaren Altlastenthematik einen völlig unklaren Baustart hat.
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft 50-Meter-Hallenbad für Augsburg (alphabetisch)
1. Augsburger Kajak Verein
2. Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft Kreisverband Augsburg/Aichach Friedberg
3. DJK Göggingen e. V. Abteilung Schwimmen
4. Förderverein Augsburger Plärrerbäder
5. Kanu Schwaben Augsburg
6. Post SV Augsburg
7. Schwimmerbund Delphin 03 Augsburg
8. Schwimmteam Neusäß
9. Schwimmverein Augsburg 1911
10. SC Lechfeld
11. SG Haunstetten Schwimmteam des TSV Haunstetten 1892
12. SV Gold-Blau Augsburg
13. TG Viktoria Augsburg 1897
14. Triathlon Augsburg
15. TSC Neptun Augsburg
16. TSG Stadtbergen 1892
17. TSV Bobingen 1910
18. TSV 1862 Friedberg
19. TSV Königsbrunn
20. TSV 1847 Schwaben Augsburg
21. Turnverein Augsburg 1847
22. Die Untertaucher Augsburg
23. Wasserwacht Augsburg-Land
24. Wasserwacht Augsburg-Stadt
Arbeitsgemeinschaft 50-Meter-Hallenbad für Augsburg
Vertretungsberechtigte Sprecher: Bernd Zitzelsberger, Angelika Lang, Knut Weise
Pressekontakt:
Bernd Zitzelsberger | Post SV Augsburg e. V. | Max-Josef-Metzger-Straße 5 | 86157 Augsburg
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