Renovierung in Paris: Im Viertel Oberkampf wurden 28 Quadratmeter zu einem funktionalen und einladenden Wohnraum.

Für den Eigentümer war der Kauf dieser kleinen Wohnung im 10. Arrondissement eine Premiere: Untergebracht in einem Gebäude aus den 1970ern treffen bereits in der Eingangshalle grüner Marmor auf Holz, ovale Öffnungen und eine skulpturale Treppe. Besonders außergewöhnlich ist der freie Blick in Richtung Himmel – ein seltener Luxus in der französischen Hauptstadt und Grund genug, um sich in dessen Bann ziehen zu lassen. Die Renovierung des kleinen Pariser Apartments übernahm das Kreativ-Duo des lokalen Designbüros Ono Studio, für die von Beginn an klar war: Der Raum musste so weit wie möglich geöffnet werden, damit Tageslicht in jeden Winkel einfallen kann. „Das Ziel war, alle notwendigen Funktionen in einem vollständig offenen 28 Quadratmeter großen Studio unterzubringen“, erklärt Ono Studio. Die beiden Architekt:innen Emma Collet und Thomas Diettert betrachten die Innenräume, die sie gestalten, stets aus einer architektonischen Perspektive. Diese „Berufskrankheit“, wie Collet und Diettert das gerne scherzhaft nennen, ermöglichte es ihnen, diesem kleinen Interieur im Viertel Oberkampf ein stilvolles – und vor allem luftiges – Makeover zu geben.

Der Ess und Arbeitsbereich wurde direkt neben dem Fenster eingerichtet. Den runden Tisch schmücken eine Keramikschale...

Der Ess- und Arbeitsbereich wurde direkt neben dem Fenster eingerichtet. Den runden Tisch schmücken eine Keramikschale von Carole Fraile sowie die „Wabi“-Schale von Jars Céramistes.

Thomas DiettertDie Sitzecke die an die Küche angrenzt bildet der „Mah Jong“Sessel von Hans Hopfer für Roche Bobois aus den 1970erJahre...

Die Sitzecke, die an die Küche angrenzt, bildet der „Mah Jong“-Sessel von Hans Hopfer für Roche Bobois aus den 1970er-Jahre, über Galerie Paradis. Darauf ein „Divino“-Samtkissen von The Socialite Family.

Thomas DiettertEin Quadrat mit vier Bereichen

Die Wohnung öffnet sich zu einem kleinen Eingangsbereich, von dem man ins Badezimmer gelangt. „Anschließend ging es darum, die Wohnbereiche auf die verbleibende Fläche aufzuteilen”, so Ono Studio, das den verfügbaren Platz tatsächlich in vier unterschiedliche Bereiche unterteilte und ihnen jeweils eine unterschiedliche Funktion zuwies: eine Küche, eine Ess- und Arbeitsecke, ein Wohnzimmer und einen Schlafbereich. Die kleine Küche entpuppte sich in diesem Zug gleichzeitig als ein Durchgangsbereich: „Es handelt sich dabei nicht um einen richtigen Raum, sondern eher um eine Fläche. Man geht nicht nur zum Kochen dorthin, wie es ursprünglich der Fall war.“

Der Schlafbereich wiederum ist als kleine Bettnische konzipiert, der von der Küche optisch abgegrenzt ist, und jene architektonische Idee verkörpert, der das Duo in der gesamten Wohnung folgte: „Wir wollten, dass alles zwischen den verschiedenen Bereichen, die zwar offen sind, aber unterschiedliche Funktionen haben, miteinander in Verbindung steht”, erklärt das Studio. „Alles hat eine Funktion. So verwandelt sich im Wohnbereich beispielsweise die Bettstufe zu einer Sitzbank. Die Einrichtung ist ein wenig wie ein Modell – ein Dorf, in dem die Struktur zur Funktion wird.“ Funktionalität und Einheitlichkeit standen also bei der Renovierung des Mini-Apartments ganz oben auf der Tagesordnung. Die Rückwand der Sitzecke setzt sich in der besagten Bank fort, die gleichzeitig als Stufe dient und wiederum in die Empore des Bettes übergeht, die sich dann in Richtung Küche erstreckt.

studio de 28 m2 tout en bton cir couleurs beige

Das Esszimmer und das Bett sind durch eine niedrige Trennwand, die auch als Rückenlehne dient, und einen Vorhang voneinander getrennt. Der Stuhl ist von Olavi Hanninen aus den 1960er Jahre, über Galerie Paradis. Der Sockeltisch stammt von Kave Home. Bettwäsche von Haomy. Die Vorhänge, die Kissen. der Tischläufer und die Wandleuchten sind von Zangra. Hängeleuchte: Tikamoon. Der Hocker und der Paravent sind Fundstücke.

Thomas DiettertDie offene Anordnung der verschiedenen Wohnbereich schafft einen flexiblen Bewegungsfluss. Stuhl von Olavi Hanninen. Die...

Die offene Anordnung der verschiedenen Wohnbereich schafft einen flexiblen Bewegungsfluss. Stuhl von Olavi Hanninen. Die Leuchte „Daphine Terra“ ist von Tommaso Cimini, Wandleuchten von Zangra.

Thomas DiettertIm Fokus: Licht und Raumvolumen

Mit dem Ziel, mehr Helligkeit zu schaffen, wählte Ono Studio größtenteils niedrige Möbelstücke. Bei einer sehr begrenzten Wohnfläche, in der jeder Zentimeter zählt, ist das in der Tat eine gewagte Entscheidung – eine, die allerdings bewusst aus ästhetischen Gründen getroffen wurde. „Wohnungen aus den 1970er-Jahren zeichnen sich nicht gerade durch besonders hohen Decken aus. Hier sind es nur 2,50 Meter. Eine Säule zum Beispiel würde einen solchen Raum schnell erdrücken.“ Emma Collet und Thomas Diettert waren sich folglich darüber im Klaren, dass diese Entscheidung zu einem Verlust an Stauräumen führen würde. Nach Rücksprachen mit ihrem Kunden ergänzten sie jedoch die Einrichtung um einen deckenhohen Kleiderschrank hinter den Vorhangwänden, die hinter der Küche verborgen sind.

Um das einfallende Licht optimal zu nutzen, richtete das Architekten-Duo, die Esszimmer- und Arbeitsecke unmittelbar neben dem Fenster ein. Gleichzeitig sollten die beiden Bereiche dezent voneinander getrennt werden: Während der runde Sockeltisch ausschließlich zum Essen vorgesehen ist, wurde in dem angrenzenden maßgefertigten Wandschrank ein ausklappbarer Schreibtisch integriert, der bei Bedarf leicht verstaut werden kann. „Der Hausherr wollte in diesem begrenzten Raum einen Platz zum Arbeiten, der jedoch nicht der gleiche ist, an dem er isst. Dort kann er seinen Computer abends verstauen, indem er einfach die ausgeklappte Schranktür wieder schließt“, sagen die Architekt:innen. Die Wand hinter der Essecke wurde bis zur Decke hin verspiegelt, was nicht nur das Tageslicht reflektiert, sondern auch den Raum optisch größer wirken lässt.

In der Küche setzt ein Blumenarrangement von Yurika Moriya einen grünen Akzent. Keramikvase und Baumwollhandtücher von...

In der Küche setzt ein Blumenarrangement von Yurika Moriya einen grünen Akzent. Keramikvase und Baumwollhandtücher von Zara Home. Die Tassen sind von (Clara Armanet und die Vintage-Schale von Selency.

Thomas DiettertDer Spiegel reflektiert das gegenüberliegende Erkerfenster sowie das einfallende Licht wodurch der Wohnbereich...

Der Spiegel reflektiert das gegenüberliegende Erkerfenster sowie das einfallende Licht, wodurch der Wohnbereich geräumiger wirkt.

Thomas DiettertSchlichter Look mit sanften Kontrasten

Die Materialauswahl ist minimalistisch gehalten, wodurch klare und schlichte Raumvolumen geschaffen werden sollten. „Wir haben nur drei Materialien verwendet“, beschreibt Ono Studio. Für den Boden wählte das Duo Beton Ciré, die sich ein Stück weit die Wand hinauf erstreckt und unter anderem die Küchenrückwand bildet – diese setzt sich seitlich auch über die Küchenzeile hinaus fort. Eichenholz kam in Form von Paneelen zum Einsatz, die den Schlafbereich von der Küche separieren. Für noch mehr Helligkeit sorgen Wandleuchten aus Keramik.