Das Ergebnis ist erschreckend. Ukrainische Geheimdienstquellen belegen, dass über 1.000 Kubaner in der Ukraine gekämpft haben, fast 100 sind dabei gefallen. Die tatsächliche Zahl der kämpfenden Kubaner wird dabei auf 5.000 bis 25.000 geschätzt. 60 Prozent der Rekrutierten sind dabei mit falschen Versprechungen ziviler Beschäftigung angelockt worden – mit monatlichen Löhnen von 2.000 US-Dollar, um ein Zigfaches höher als kubanische Löhne. Sie erhalten eine kurze Ausbildung von zwei Wochen und werden dann auf besonders exponierte und gefährliche Positionen geschickt, wo sie extrem hohen Todesrisiken ausgesetzt sind. Das amerikanische Außenministerium klassifiziert die Vorgänge als staatlich geförderten Menschenhandel („state-sponsored human trafficking“).

Man fragt sich, warum die Europäische Union und insbesondere Deutschland darauf noch nicht reagiert haben. Es läge politisch nahe, Kuba als Komplizenstaat des Aggressors Putin mit den gleichen Sanktionen wie Russland zu belegen – abgesehen von der völkerrechtlichen Verpflichtung, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit einem Regime einzustellen, das Menschenhandel befördert.

Nichts dergleichen geschieht. Es lässt sich darüber spekulieren, warum dies so ist. Es fällt nämlich auf, dass lateinamerikanische Diktaturen seit Jahrzehnten von Europa dann relativ freundlich behandelt werden, wenn sie sich im eigenen Selbstverständnis als „links“ deklarieren. Dies gilt für Chávez‘ und Maduros Venezuela, das trotz enormem Reichtum an Ressourcen acht Millionen Menschen zu Abwanderung und Flucht veranlasst hat – wegen katastrophaler Misswirtschaft. 2024 kamen nachweislich manipulierte Wahlergebnisse dazu, die dem demokratischen Kandidaten Edmundo González den Wahlsieg absprachen, nachdem die charismatische Oppositionsführerin María Corina Machado an einer Kandidatur gehindert worden war. Die Kritik aus Europa blieb gleichwohl auffallend moderat, auch wenn Machado inzwischen – hochverdient – der Friedensnobelpreis für ihren Freiheitskampf zugesprochen wurde. Ähnliches gilt für das Nicaragua Ortegas, eine seit den achtziger Jahren währende, schreckliche Diktatur mit katastrophaler Wirtschaftsbilanz und Zwangsausbürgerung liberaler Politiker wie in jüngerer Zeit Félix Maradiaga.

Und es gilt schließlich besonders für Kuba – jenes Land, das durch Fidel Castro seit den frühen sechziger Jahren in der europäischen Linken zu einer Art Ikone des Widerstands gegen den amerikanischen Imperialismus wurde. Dass Castro das Land mit einer korrupten Kommandowirtschaft ruinierte und Kapital sowie Menschen außer Landes trieb – hauptsächlich in die USA selbst – interessiert bis heute nur wenige Beobachter. In einer Art romantischen Verklärung des Anti-Amerikanismus wurde dem kubanischen Regime so gut wie alles verziehen, was es an Verletzungen der Menschenrechte zu Wege brachte. Zu lange hatte man sich unter linken Intellektuellen in Europa daran gewöhnt, den lateinamerikanischen Kommunismus als anti-kapitalistischen Freiheitskampf zu interpretieren, egal wie schlecht seine Bilanz ausfiel. Man wird sehen, ob diese Nachsicht weiter gilt – nun auch für den staatlich geförderten Menschenhandel zu Gunsten des Aggressors Putin. Das wäre eine neue Dimension.