Eine neue Mieten-Studie der Wohnungswirtschaft zeigt: Im Schnitt zahlen Mieter in Hamburg 9,11 Euro pro Quadratmeter. Die Wohnungsbau- und Eigentümerverbände sehen darin einen Beleg für stabile Verhältnisse – Kritiker sprechen von Schönfärberei.
Die monatliche Nettokaltmiete in Hamburg liegt nach einer Studie der Wohnungswirtschaft derzeit im Schnitt bei 9,11 Euro je Quadratmeter. Grundlage ist die heute vorgestellte „Hamburger Mietenstudie“, die vom Center for Real Estate Studies (CRES) im Auftrag mehrerer Branchenverbände erstellt wurde.
Im Vergleich zur letzten Untersuchung 2022 sind die Mieten um 8,8 Prozent gestiegen. Vor drei Jahren lag der Durchschnitt bei 8,71 Euro, 2019 bei 7,98 Euro. Die Unterschiede zwischen Bestands- und Neuvertragsmieten sind deutlich: Wer schon länger wohnt, zahlt im Schnitt 9,04 Euro pro Quadratmeter, neue Verträge liegen bei 10,13 Euro. In guter Lage beträgt die Durchschnittsmiete 10,54 Euro, in normaler Lage 8,77 Euro.
Die Studie weist auch auf steigende Nebenkosten hin: Für Heizung, Wasser und Gebühren zahlen Hamburger Mieter derzeit im Schnitt 3,33 Euro pro Quadratmeter – ein Plus von mehr als 20 Prozent seit 2019. „Die meisten Mieter müssen nicht vor steigenden Mieten Angst haben, sondern vor steigenden Nebenkosten“, sagt Andreas Breitner vom Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen.
Das Institut CRES wertete für die Studie rund 283.000 Mietverträge aus – nach eigenen Angaben mehr als ein Drittel aller bestehenden Verträge in der Hansestadt. Die Auftraggeber sehen die Studie als aussagekräftiger an als Daten aus Immobilienportalen oder dem Mietenspiegel.
Kampf gegen steigende Mieten
Während Immobilienportale nur einen tagesaktuellen Ausschnitt der Wohnungsangebote zeigen, werden für den Hamburger Mietenspiegel lediglich Wohnungen berücksichtigt, die in den vergangenen sechs Jahren neu vermietet oder für die erhöhte Mietzahlungen vereinbart wurden. Günstige Altmieten bleiben damit unberücksichtigt. Laut aktuellste Mietenspiegel aus dem Jahr 2023 lag die Hamburger Durchschnittsmiete schon da bei 9,83 Euro.
Vor allem aber wegen hoher Neuvermietungspreise, wie sie etwa durch Studien sichtbar werden, die auf Immobilienanzeigen basieren, setzt der Hamburger Senat auf gesetzliche Regelungen, die Mietenanstiege begrenzen sollen. So hat der Senat gerade in dieser Woche wieder die Mietpreisbremse verlängert. Sie gilt ab Januar 2026 bis Ende 2029 für das gesamte Stadtgebiet. Bei Neuvermietungen dürfen die Mieten höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Hamburg hatte sich auf Bundesebene für die Verlängerung starkgemacht, nachdem der Bundestag im Sommer die gesetzliche Grundlage geschaffen hatte.
Zahlreiche Wohnungsverbände sehen eine Einmischung der Politik kritisch. Die Hamburger Wohnungswirtschaft sieht sich durch die Ergebnisse ihrer am Donnerstag veröffentlichten Studie bestätigt. „Der Mietmarkt funktioniert“, erklärte Carl-Christian Franzen vom Immobilienverband Nord. Weitere Regulierungen seien unnötig, wichtiger sei mehr Neubau. Denn die Leerstandsquote liegt unter einem Prozent – wer eine Wohnung suche, finde kaum Angebote.
Mieterverein und Linke üben Kritik
Kritik kommt vom Mieterverein zu Hamburg. Die Studie sei „eine Beruhigungspille“, sagt Vorsitzender Rolf Bosse. Sie solle Reformen im Mietrecht verhindern. So würden „diejenigen verspottet, deren Mietverhältnis gefährdet ist oder die dringend eine Wohnung suchen“, sagte Bosse. Laut einer anderen Untersuchung seien 160.000 Haushalte in Hamburg dringend auf eine passende, bezahlbare Wohnung angewiesen. Der Verband begrüßte daher die Verlängerung der Mietpreisbremse bis Ende 2029 und forderte weitere Maßnahmen.
Auch die Fraktion der Linken in der Bürgerschaft wirft der Wohnungswirtschaft vor, die Lage zu beschönigen. „Alle Jahre wieder versucht die Wohnungswirtschaft den Mangel an preiswerten Wohnungen und ihre viel zu hohen Mieten schönzureden“, sagte Heike Sudmann, wohnungspolitische Sprecherin der Fraktion. Sie verwies darauf, dass die CRES-Studie auch Bestandsmieten und öffentlich geförderte Wohnungen einbeziehe und der Anteil von günstigen Genossenschaftswohnungen überproportional hoch sei. Wer heute eine Wohnung suche, finde kaum Angebote unter neun Euro Kaltmiete, so Sudmann.
juve