Als Reaktion auf die russische Aggression will Frankreichs Präsident die Berufsarmee stärken. Dafür setzt Macron auf ein Freiwilligenmodell. Der Dienst soll zehn Monate dauern, der Sold beträgt 800 Euro. Im Notfall könnte die Regierung auf eine allgemeine Wehrpflicht umschalten.
Frankreich führt ab dem kommenden Jahr einen freiwilligen Militärdienst ein, der in Krisenzeiten in eine allgemeine Wehrpflicht umgewandelt werden kann. Nach einem Start mit 3.000 Freiwilligen soll der Militärdienst bis 2030 schrittweise auf 10.000 und bis 2035 auf 50.000 Freiwillige pro Jahr ausgeweitet werden, kündigte Präsident Emmanuel Macron bei einem Kasernenbesuch in Varces bei Grenoble an. Mit ihrem zehnmonatigen Dienst sollen die jungen Leute die Berufsarmee Frankreichs unterstützen.
„In dieser unsicheren Welt muss sich dieses hybride Modell, das für alle Eventualitäten gerüstet ist, durchsetzen“, sagte Macron. „Wir brauchen eine Mobilisierung der Nation, um uns zu verteidigen – nicht gegen einen bestimmten Gegner, sondern um vorbereitet und respektiert zu sein.“
Militärdienst kann in Krisenzeiten zur Pflicht werden
Der neue freiwillige Dienst richtet sich vor allem an junge Menschen im Alter von 18 bis 19 Jahren, die sich an einem jährlich organisierten Tag der Mobilisierung melden können. Die geeignetsten Bewerber werden von der Armee ausgewählt. „Im Falle einer größeren Krise können Parlament und Regierung beschließen, neben den Freiwilligen auch diejenigen einzubeziehen, deren Fähigkeiten während dieses Mobilisierungstages festgestellt wurden. Dann würde der nationale Dienst verpflichtend werden“, erklärte Macron.
Nach einer einmonatigen Grundausbildung werden die Freiwilligen für neun Monate einer Militäreinheit zugeteilt, wo sie die gleichen Aufgaben wie die aktive Armee übernehmen und diese entsprechend ihren operativen Bedürfnissen verstärken, so Macron. Der Einsatz ist jedoch strikt auf Frankreich beschränkt; Auslandseinsätze sind nicht vorgesehen.
800 Euro monatlicher Sold geplant
Die Freiwilligen erhalten neben Kost und Logis einen monatlichen Sold von 800 Euro sowie im Anschluss Unterstützung bei der Arbeitssuche. Nach ihrem Dienst werden sie zu Reservisten und können sich für eine Karriere in der Berufsarmee entscheiden. Für die Einführung des neuen Dienstes muss die Armee ihre Infrastruktur und Kasernen ausbauen sowie ausreichend Militärpersonal für die Ausbildung bereitstellen, sagte Macron. Hierfür wird ein Budget von zwei Milliarden Euro bereitgestellt.
In Frankreich ist die Wehrpflicht seit 1997 faktisch abgeschafft. Übrig geblieben ist lediglich ein verpflichtender Verteidigungstag für 18-Jährige. Zudem gibt es bereits zahlreiche Angebote für freiwillig zeitlich begrenzten Militärdienst, die sich vor allem an junge Menschen richten, die Schwierigkeiten beim Einstieg ins Berufsleben haben. Die französische Berufsarmee umfasst derzeit etwa 200.000 Soldatinnen und Soldaten mit einem Frauenanteil von 17 Prozent.
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