Die Zahl der Toten nach dem Großbrand in Hongkong
ist laut Behördenangaben auf mindestens 128 gestiegen. Die Zahl könnte noch größer werden, denn rund 200 Menschen werden noch vermisst. Das teilte der Sicherheitsminister der chinesischen
Sonderverwaltungszone, Chris Tang, mit. Nach mehr als 40 Stunden konnte das Feuer inzwischen „weitgehend gelöscht“ werden. Ermittler der Polizei wollen nun die Gebäude durchsuchen und Beweise zur Brandursache sichern. Die Ermittlungen sollen drei bis vier Wochen andauern.
Mittlerweile sind weitere Details zu den Umständen des Brandes bekannt. Laut den Behörden funktionierte der Feueralarm in den Gebäuden „nicht richtig“. Zuvor hatten Anwohner berichtet, dass der Alarm bei ihnen im Haus nicht angesprungen war. Bei dem Einsatz waren mehr als 2.300 Feuerwehrleute und fast 400 Löschfahrzeuge beteiligt.
Styroporplatten an Fenstern als Brandbeschleuniger
Das Feuer war am Mittwoch in dem Wohnkomplex Wang Fuk Court ausgebrochen und hatte sieben Hochhaustürme erfasst. An den Häusern fanden Bauarbeiten statt, die Flammen konnten sich sehr schnell über Bambusgerüste und Baunetze ausbreiten. Außerdem waren an vielen Fenstern Styroporplatten angebracht, auch das soll das Feuer laut dem Sicherheitsminister angefacht haben. In der Anlage wohnen mehr als 4.600 Menschen in 2.000 Wohnungen. Wang Fuk Court war 1983 im Rahmen eines staatlich
subventionierten Wohnungsbauprogramms errichtet worden. Der Komplex liegt in einem Vorort
mit rund 300.000 Einwohnern nahe der Grenze zum chinesischen
Festland.
Es ist Medienberichten zufolge die tödlichste Brandkatastrophe in Hongkong seit fast 80 Jahren. Papst Leo XIV. sprach dem Bischof von Hongkong in einem
Telegramm sein Beileid aus. Er versprach, für die Verletzten, ihre
Familien und die Helfer zu beten.
Razzia bei Baufirma
Drei Männer wurden unter dem Verdacht der
fahrlässigen Tötung festgenommen, darunter die Direktoren und ein
Berater einer Baufirma. Die Behörden vermuten, dass Material, das an der
Fassade der Wohngebäude verwendet wurde, den Feuerschutzstandards
nicht entsprach. „Wir haben Grund zu der Annahme, dass die
verantwortlichen Personen der Firma grob fahrlässig gehandelt
haben, was zu diesem Unfall führte und eine unkontrollierte
Ausbreitung des Feuers verursachte“, sagte eine
Polizeisprecherin. Bei einer Razzia in den Büroräumen einer Firma beschlagnahmten die Behörden demnach
Ausschreibungsunterlagen, Computer und Mobiltelefone.
Bambusgerüste sind in Hongkong bei Bau- und Sanierungsprojekten weitverbreitet. Regierungschef John Lee kündigte an, das zu überprüfen. Der Wohnungsmarkt in der Metropole gilt als angespannt. Die Mieten in Hongkong gehören zu den teuersten der Welt. Viele Menschen wohnen deshalb in sehr kleinen Wohnungen.
Mehr dazu
Z+ (abopflichtiger Inhalt);
Großbrand in Hongkong:
Warum das Feuer in Hongkong nicht aufzuhalten war
Sicherheitsgesetz:
Hongkongs Gleichschaltung mit China ist vollendet
Hongkong:
So geht Widerstand