Die Auftritte der Band Kneecap bei Coachella haben ein Nachspiel: Das nordirische Rap-Trio nutzte Mitte April während des Festivals gleich zweimal die Hauptbühne, um mit Antiisrael-Parolen Haltung zum Krieg im Nahen Osten zu zeigen. Auf einer Großbildleinwand prangten die Slogans „Israel begeht in Gaza Genozid“ und „Fuck Israel, Free Palestine“, während ein Teil des Publikums im Chor „Free Palestine“ skandierte und der Band zujubelte. Anschließend kritisierten die Musiker die Festivalleitung: Das zweite Set sei online nicht übertragen worden – anders als das erste –, was sie als bewusste Zensur werteten.
Wenige Tage später beendete die US-Bookingagentur Independent Artist Group (IAP) die Zusammenarbeit mit Kneecap. Ein Sprecher bestätigte dem Branchenblatt „The Hollywood Reporter“ das Aus der Partnerschaft, ohne Gründe zu nennen. Kurz darauf sagten die deutschen Festivals Hurricane und Southside ihre für Juni geplanten Auftritte ab. Veranstalter FKP Scorpio verwies in knappen Social-Media-Mitteilungen auf eine gründliche Prüfung künftiger Bookings.
Scharfe Kritik von Musikmanagerin Sharon Osbourne
Manager Daniel Lambert verteidigte das Auftreten der Band hingegen: Gegenüber dem irischen Sender RTÉ lobte er den „Mut und die Entschlossenheit“ der Band, politische Missstände anzusprechen, auch wenn das der Karriere schade. Lambert betonte, die Kritik richte sich ausdrücklich gegen die israelische Regierung, nicht gegen die Zivilbevölkerung. Mo Chara, eines der drei Bandmitglieder, bekräftigte im „Rolling Stone“, die Iren fühlten sich gerade in den USA – als „Hauptunterstützer und Waffenlieferant Israels“ – verpflichtet, ihre Sicht öffentlich zu machen und Debatten anzustoßen.
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Musikmanagerin Sharon Osbourne meldete sich unmittelbar nach dem Coachella-Auftritt via Plattform X zu Wort: Sie sprach von „Hassbotschaften“, die auf der Bühne verbreitet worden seien, und warf dem Veranstalter Goldenvoice vor, solche Parolen stillschweigend zu unterstützen. In ihrem viel mehr 3,3 Millionen Mal angezeigten Beitrag betonte Osbourne: „Coachella 2025 wird als Festival in Erinnerung bleiben, das seine moralische und spirituelle Integrität aufgegeben hat.“
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Musik solle in unruhigen Zeiten als Zuflucht dienen, nicht als Plattform für politische Agitation. Sie verglich Kneecaps Show mit politisch engagierten Bands wie Green Day, deren Statements sie zwar respektiere, aber auf deren eigenen Konzertbühnen angemessener fände. Schließlich forderte Osbourne öffentlich den Entzug der US-Arbeitsvisa für Kneecap und appellierte an Behörden und Veranstalter, künftig klarer zu handeln.
Kneecap sind seit 2017 aktiv, rappen vorwiegend auf Irisch und erinnern mit ihrem Namen an eine IRA-Taktik. International bekannt wurden sie durch den semifiktionalen Film „Kneecap“ von Regisseur Rich Peppiatt, der mit dem BAFTA für das beste britische Regiedebüt ausgezeichnet wurde. Trotz der Festivalabsagen kündigte die Band unmittelbar drei Solokonzerte für September in Köln, Berlin und Hamburg an. Die Agentur Kingstar Music wirbt für „politischen Protest in Partyform“ mit „treibenden Beats“ und einem „Abend voller Energie, Haltung und Humor“.