Fast könnte man im Kabarett bis Weihnachten von „business as usual“ sprechen. Denn nachdem der November mit Premieren vollgepackt war, geht es auch im Dezember so weiter. Den Anfang macht der große Gerd Dudenhöffer. Seit mehr als 30 Jahren spielt er seine realsatirische Kunstfigur „Heinz Becker“, die Karikatur des ein wenig bornierten, saarländischen Otto Normalverbraucher mit Batschkapp.
In diesem, seinem 18. Programm „Dod – Das Leben ist das Ende“ freilich wechselt Dudenhöffer zum „Kabarett noir“: Vom Friedhof zurückgekehrt, sinniert er traurig. Seine Frau Hilde ist überraschend gestorben, und langsam wird ihm klar, dass ihm nicht nur jemand fehlt, der den Haushalt macht. Eine menschliche Tragikomödie mit gesellschaftlicher und gesellschaftspolitischer Dimension (1. Dezember, Lustspielhaus).
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SZ PlusVon Susanne Hermanski und Michael Zirnstein
Auch die Premiere der Bestseller-Autorin Katja Berlin tags darauf ist bereits ausverkauft. Sodass man auch für ihre „Torten der Wahrheit“, ein satirisches Best-of aktueller Tortendiagramme, nur noch auf zurückgegebene Tickets oder Restkarten hoffen kann. Ohnehin sind im Lustspielhaus wie auch im Schlachthof und andernorts erstaunlich viele Abende – und nicht nur Premieren – ausverkauft, selbst das „Quasi nichts“ betitelte Debüt des jungen Stand-up-Comedians Alex Stoldt (13. Dezember, Lustspielhaus). Für das unter dem Motto „Rette den Witz“ antretende Duo von Moses Wolf und Gordon Brettsteiger (hinter dem sich Frank Smiligies von Ulan & Bator verbirgt) dürfte auch höchste Eile geboten sein, um noch Karten fürs Vereinsheim zu bekommen (8. Dezember).
Ist das nur der Winter-Run vor Weihnachten oder sind politisches Kabarett, Satire und ihre Übergangsformen wieder im Aufwind? Ein Indiz dafür könnte auch das neue Programm des Comedians Ingmar Stadelmann sein. Das heißt (und beinhaltet) nämlich „Stadelmann liest Höcke. Ein satirischer Diskurs … kurz vor der Machtergreifung“. Frei nach dem alten Bonmot eines Volker Pispers, der da sagte: „Ich habe noch keinen besseren Weg, Angela Merkel zu beleidigen, als sie zu zitieren“ (4. Dezember, Schlachthof). Oder auch, dass vor ein paar Tagen Christian Ehring nun auch Alfons, der Kabarettist der deutsch-französischen Freundschaft, mit seinem neuen Demokratie-Weckruf „Klasse!“ in den Kammerspielen zu Gast ist (7. Dezember).
Weihnachtsprogramme liegen im Trend
„Sensible Inhalte“ bewegen auch David Kebekus, den jüngeren Bruder von Carolin, in seinem neuen Programm. Und er meint damit tatsächlich nicht nur die üblichen Comedy-Beziehungswitze (12. Dezember, Lustspielhaus). Sowieso in die Kategorie des politischen Kabaretts fallen die Jahresrückblicke, mit denen es wie gewohnt bereits im Dezember losgeht. Und wie gewohnt ist Django Asül mit seinem „Rückspiegel“ wieder der Frühstarter. Bereits am 3. hat er im Lustspielhaus die offizielle München-Premiere (er spielt aber auch schon am 30. November im Kulturhaus Milbertshofen), und absolviert danach – wie gewohnt – einen wahren Vorstellungsmarathon. Und nach sechs Jahren Pause hält auch Matthias Tretter wieder seine satirische Jahresrückschau „Nachgetrettert“. Muss wohl an diesem besonderen Jahr liegen (20. Dezember, Lustspielhaus).
Schließlich gibt es noch einen Kabarett-Trend zu vermelden. Den zum Weihnachtsprogramm. Zumindest im Schlachthof, wo sich gleich vier Künstler speziell mit dem Christfest beschäftigen: Der „(V)Erzieher“ Jan Preuß mit seiner „Großen Weihnachtsshow“ (13. Dezember, allerdings auch bereits ausverkauft); Da Meier & Watschnbaum mit „O’Ghängt is“ (18. Dezember); C. Heiland, der vermutlich schon wegen seines Namens den „C.hristmas Planner“ geben muss (19. Dezember); und schließlich auch Lisa Fitz unter dem die Zeit gut erfassenden Titel „Weihnachten – Fest ohne Ausweg“ (19. Dezember).
