Sarah B. ging es am Anfang so wie vielen der über 2.200 Nationalgardisten, die seit August aus ihren Heimat-Bundesstaaten nach Washington DC entsandt worden waren; von ihren jeweiligen Gouverneuren – aber auf Anforderung von Präsident Donald Trump. Die junge Frau aus Summersville in West-Virginia, die sich direkt nach Abschluss der Webster County High School der „National Guard” anschloss, in der Hoffnung sich so für einen Job bei der Bundespolizei FBI zu qualifizieren, fremdelte nach den Worten ihres Ex-Freundes mit der Tatsache, dass viele Washingtonians den von oben befohlenen Einsatz des Militärs auf ihren Straßen gegen eine angeblich aus dem Ruder gelaufene Kriminalität ablehnen und für präsidiale Schikane erachten. 

Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion

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Erst nach einigen Wochen habe sich die der 863rd Military Police Company/ 111th Engineer Brigade zugeteilte Natur-Liebhaberin mit den Dingen arrangiert, sagte Adam Carr der „New York Times“, und die Vorzüge der Hauptstadt, die vielen Museen, die Denkmäler entlang der „Mall”, zu schätzen gelernt. 

Offenbar so sehr, dass sie sich am Mittwoch freiwillig zu einer der vielen Straßen-Patrouillen meldete, auch damit sich andere Mitglieder der National Guard auf Thanksgiving vorbereiten konnten. Sarah B. hat einen der wichtigsten Feiertage in den USA nicht mehr erlebt.

Donald Trump verkündete persönlich den Tod von Sarah B.

Am Abend verkündete Donald Trump persönlich ihren Tod, Konsequenz des Schusswaffen-Attentats des 29-jährigen Afghanen Ramanullah L., ehemals enger CIA-Mitarbeiter im Kampf gegen die Taliban, der unweit des Weißen Hauses mit einem Revolver auf sie und ihren Kollegen Andrew W. aus nächster Nähe anlegte und mehrfach abdrückte. Motiv? Nach wie vor unklar.

Während der 24-jährige W. weiter auf der Intensiv-Station liegt, konnten die Ärzte Sarah B. nicht retten. „Ich halte gerade ihre Hand“, sagte ihr Vater Gary Beckstrom, als er telefonisch am Krankenbett erreicht wurde. „Sie hat eine tödliche Verletzung. Sie wird sich nicht mehr erholen.“ Wenig später folgte der traurige Vollzug. „Meine kleine Tochter ist in die Ewigkeit eingegangen“, schrieb er am Donnerstagabend auf Facebook – eine „schreckliche Tragödie.“ 

Trump Increases Federal Law Enforcement Presence, Deploys National Guard In Nation's Capital

Die Nationalgarde bleibt mindestens bis Februar 2026, wenn nicht bis Sommer nächsten Jahres in Washington stationiert. Nach dem Attentat hat Präsident Trump weitere 500 Soldaten angefordert.
© Getty Images via AFP | Andrew Leyden

Welle der Anteilnahme in den USA

Der Tod B.s, die von Freunden als „fürsorglich und warmherzig“ beschrieben wird, hat eine außergewöhnliche Welle der Anteilnahme ausgelöst. Vom Präsidenten abwärts, der die junge Frau als „hoch angesehene, junge, großartige Person“ bezeichnete, äußerten sich Dutzende Minister und Spitzen-Politiker beider großen Parteien mit Trauer-Botschaften, die den Tenor von West-Virginias Gouverneur Patrick Morrisey aufnahmen: „Sarah diente mit Mut, außergewöhnlicher Entschlossenheit und einem unerschütterlichen Pflichtbewusstsein gegenüber ihrem Bundesstaat und ihrer Nation. Sie war ein Vorbild an Führungsstärke, Engagement und Professionalität.” 

Trump zu Reporterin: „Sind Sie blöd?“

Die Behörden inszenierten einen mit Motorrad-Staffel angeführten Auto-Konvoi, um die Leiche B.s aus dem MedStar-Krankenhaus auf die 500 Kilometer weite Reise nach Summersville zu begleiten. In ihrer Heimat sind Mahnwachen geplant. Viele Anwohner haben als Zeichen der Anteilnahme blaue Bänder an ihren Häusern, Briefkästen, Zäunen und Veranden angebracht. West-Virginia trauert um Sarah B.. Trump kommt vielleicht zur Beerdigung.