Der „Tatort“ im SchnellcheckDie Hoffnung stirbt zuletzt29.11.2025, 16:42 Uhr Von Ingo Scheel
Maryam Azadi (Melika Foroutan) und Hamza Kulina (Edin Hasanovic) auf Spurensuche. (Foto: HR/Sommerhaus/Tatiana Vdovenko)TeilenFolgen auf:
In ihrem zweiten gemeinsamen Fall suchen Azadi und Kulina in Frankfurt nach einem Mädchen, das seit Jahren verschwunden ist. Die Mutter des Kindes ist überzeugt: Victoria lebt noch.
In ihrem zweiten gemeinsamen Fall suchen Azadi und Kulina in Frankfurt nach einem Mädchen, das seit Jahren verschwunden ist. Die Mutter des Kindes ist überzeugt: Victoria lebt noch.
Was passiert?
Anna Reiter (Maren Eggert) ist völlig verzweifelt. Auch sechs Jahre nach dem Verschwinden ihr damals dreijährigen Tochter Viktoria ist sie nicht davon abzubringen, dass das Mädchen noch irgendwo zu finden sein könnte. Dabei ist der Fall längst abschlossen, erweiterter Suizid, so heißt es, Viktorias Vater soll das gemeinsame Kind mit in den Tod genommen haben. Maryam Azadi (Melika Foroutan) ermittelte zum Zeitpunkt des Verschwindens als Kommissarin der Vermisstenstelle. Sie ist die einzige, die noch ein offenes Ohr für Anna Reiters Theorie hat. Als sie auf eigene Faust ermittelt, droht flugs Ärger mit der Vorgesetzten Sandra Schatz (Judith Engel).Am aller wenigsten kann Kollege Hamza Kulina (Edin Hasanovic) solche Nebenschauplätze gebrauchen, er steht selbst im Mittelpunkt interner Ermittlungen. Nachdem die sich zum Besseren fügen, kommt Bewegung in die Sache. Anna Reiter lobt per Videobotschaft eine Belohnung von 5000 Euro aus. Ein Obdachloser meldet sich und behauptet zu wissen, dass Viktoria noch lebt. Kurz darauf ist der Mann tot. Die Spuren führen zu einer Sekte namens „Licht der Welt“, die sehr eigenwillige Vorstellungen von gesunder Ernährung hat.
Worum geht’s wirklich?
„Ich wollte einen Film über Hoffnung schreiben – ein zentrales Element in der Arbeit an Cold Cases. Mich interessierte dabei auch die Frage, wann Hoffnung toxisch werden kann. So kam der Erzählstrang um die Licht-Sekte ins Spiel. In ‚Licht‘ geht es um Hoffnung, die Menschen zum Handeln bringt, aber auch darum, wie blinde Hoffnung Grenzen überschreiten lässt – erzählt vor allem über die Figur Anna Reiter“, erklärt Drehbuch-Autor Senad Halilbašić. „Auch Hamza ist von Hoffnung getrieben: Er hofft, im internen Ermittlungsverfahren freigesprochen zu werden – hinterfragt sich selbst und sein Handeln aber auch. Wichtig war mir zudem, nicht die Erzählmuster des ersten Films zu wiederholen, sondern neue Wege im Erzählen von Altfällen zu finden.“
Anna Reiter (Maren Eggert) sucht verzweifelt ihre Tochter. (Foto: HR/Sommerhaus/Tatiana Vdovenko)
Wegzapp-Moment?
Am Anfang ist man etwas irritiert. Nach der Eigenständigkeit und der mysteriösen Grundstimmung des Auftaktfalls „Dunkelheit“ plötzlich so profane Dinge wie Hilflosigkeit beim Krawatte-Binden zu sehen, so platte Sätze wie „Ich will doch nur helfen“ zu hören – das passt so gar nicht zum überzeugenden Eindruck, den Azadi und Kulina bei ihrem ersten gemeinsamen Einsatz Anfang Oktober hinterlassen. Doch gemach: So platt bleibt es nicht, Dranbleiben wird ausdrücklich empfohlen.
Wow-Faktor?
Der bleibt auch beim zweiten Frankfurter Fall „Licht“ ausgesprochen hoch. Die Chemie zwischen Azadi und Kulina stimmt weiterhin. Mal stehen die beiden solidarisch zusammen, dann brechen erste Konflikte auf, ohne dass sie darüber völlig aus dem Gleichgewicht geraten. So geht Teamwork, auch wenn es mal knirscht. Es wird spannend sein zu sehen, wie sich das Binnenverhältnis weiterentwickelt. Es ist zudem eine dramaturgische Wohltat, dass Autor Halilbašić und Regisseur Rick Ostermann ein gutes Händchen bei den Plots beweisen – weder driftet es Richtung Schmerzens-Arie der Mutter noch wird die zugegeben verschrobene Sekte zu Pointen-Zwecken ausgebeutet. Das hält die Spannung bis zum wuchtigen Finale durchweg hoch.
Wie war’s?
8 von 10 Punkten – das Frankfurter Team bestätigt die gute Form des Auftaktfalles. Das wird was!