
Drei Tage nach der ersten Pflichtspiel-Niederlage der Saison gegen den FC Arsenal hat der FC Bayern in der Bundesliga erwartungsgemäß gewonnen – hatte beim 3:1 (1:1) am Samstagnachmittag gegen St. Pauli aber mehr Probleme, als erwartet.
Der krasse Außenseiter war durch das frühe Tor von Andreas Hountondji (5. Spielminute) in Führung gegangen. Raphael Guerreiro glich für die Bayern zwar noch im ersten Durchgang aus (44.), dann taten sich die Bayern lange schwer. In der Nachspielzeit jubelten die Bayern aber dann doch noch – und das doppelt: Per Kopf traf erst Luis Diaz zum 2:1, Nicolas Jackson setzte unmittelbar vor Abpfiff den Schlusspunkt.
Die Bayern bleiben mit dem Heimsieg unangefochtener Bundesliga-Spitzenreiter. St. Pauli wiederum musste die neunte Bundesliga-Niederlage in Folge hinnehmen und baute den Vereins-Negativrekord damit aus. Dennoch können die Hamburger auf der Leistung aufbauen, über weite Strecken hatte St. Pauli dem klaren Favoriten Paroli geboten.
Coman wird verabschiedet, Bayern verschlafen den Start
Kurz vor dem Spiel wurde der ehemalige Münchner Kingsley Coman geehrt, der vor der Saison zu Al-Nassr nach Saudi-Arabien gewechselt war. Ob die Bayern zu Beginn der Partie noch bei nostalgischen Gedanken, etwa an Comans entscheidendes Tor zum Champions-League-Titel 2020 waren, ist Spekulation. Fakt ist aber, dass die Münchner die ersten Minuten komplett verschliefen – und gegen den krassen Außenseiter direkt in Rückstand gerieten.
10 Jahre und 339 Pflichtspiele für die Bayern: Kingsley Coman
Joshua Kimmich und Konrad Laimer stellten sich im Spielaufbau nicht gut an, was Mathias Pereira Lage eine hohe Balleroberung ermöglichte. Seinen Steckpass erlief Hountondji robust, hier hatte Min-Jae Kim im direkten Duell das Nachsehen. Der Abschluss des Franzosen schlug im kurzen Eck ein, das Bayern-Torwart Manuel Neuer etwas zu offen ließ. Die frühe kalte Dusche nach der Pleite in London war perfekt, es war zudem Bayerns vierter 0:1-Rückstand in Folge.
Karl an den Pfosten, Diaz‘ starke Torvorlage
Die Bayern, im Vergleich zur Champions-League-Partie auf vier Positionen verändert (unter anderem nahm Michael Olise auf der Bank Platz), taten sich schwer damit, in die Partie zu finden. Wie erwartet rissen die Münchner die Spielkontrolle zwar an sich, es verging aber Zeit, bis sich eine Torchance ergab. Für diese sorgte dann Youngster Lennart Karl, der auf seiner rechten Seite freigespielt wurde und per Direktabnahme das lange Eck anvisierte – der Ball klatschte an den Pfosten (24.).
Andreas Hountondji trifft ins kurze Eck zur überraschenden Gäste-Führung (6.)
Karls Schuss war der Auftakt einer guten Phase der Bayern, es wurde zwingender. Top-Torjäger Harry Kane meldete sich mit einem Flachschuss an (29.), Tom Bischof traf bei seinem abgefälschten Fernschuss wie Karl zuvor den Pfosten (35.). Luis Diaz, bis dahin recht blass geblieben, bereitete dann mit einem Geistesblitz den völlig verdienten Ausgleich vor: Einen langen Ball hinter die Hamburger Abwehrkette nahm der Kolumbianer stark an, im Fallen legte Diaz zu Guerreiro ab. Guerreiro, von Kompany auf der Zehner-Position aufgeboten, vollendete mit seinem starken linken Fuß ins linke Eck.
St. Pauli überzeugt mit konsequenter Defensivarbeit
Jeweils über 100 Ballbesitzphasen hatten Bayerns Aleksandar Pavlovic und Jonathan Tah schon zur Pause (!) angehäuft, es war ein Beleg dafür, wie spielbestimmend der Spitzenreiter war. Und dennoch: St. Pauli wehrte sich stark, auch zu Beginn des zweiten Durchgangs gelang es den Hamburgern, die Angriffsbemühungen der Münchner einzudämmen. Immer wieder trauten sich die Hamburger sogar nach vorne und kamen zu Distanzschüssen in Richtung Bayern-Tor.
Trotzdem blieben die Bayern klar überlegen, immer wieder fehlte aber der letzte Pass. Auch Oliseh, zur Pause für Laimer gekommen, konnte nichts daran ändern, dass die Partie Mitte der zweiten Halbzeit so ein wenig vor sich hin plätscherte – es war nicht der Sturmlauf, den man angesichts der Vorzeichen hätte erwarten können.
Bayern machen in der Schlussphase Druck
Es dauerte bis in die Schlussphase, bis die Bayern wirklich ernst machten. Die Hereingaben häuften sich jetzt, die Pässe wurden schärfer, die Körpersprache der Münchner energischer. Nach einer Ecke hatte Kane den Führungstreffer auf dem Fuß, schoss aber volley an den Pfosten (81.) – eine Chance, die sich der Engländer sonst nicht nehmen lässt.
Kompany wechselte mehrfach offensiv, gab damit einen weiteren Impuls in Richtung bedingungslose Schlussoffensive. Diese lieferte seine Mannschaft auch, das Spielglück blieb aber aus – bis Diaz eine präzise Flanke von Joshua Kimmich einköpfte und sich damit nach seiner starken Vorlage zum ersten Tor endgültig zum Matchwinner krönte
St. Pauli warf jetzt nochmal alles nach vorne und machte wollte mit dem Mut der verzweiflung den Ausgleich erzwingen. Nach einem Ballgewinn trafen stattdessen die Münchner, als Jackson frei durch war und überlegt ins rechte Eck zum 3:1-Endstand einschob.
Deckel drauf: Jackson macht in der sechsten Minute der Nachspielzeit das 3:1
Bayern bei Union, St. Pauli in Gladbach
Im DFB-Pokal warten unter der Woche für beide Teams Duelle mit Bundesliga-Mannschaften. Bayern ist am Mittwochabend bei Union Berlin zu Gast (20.45 Uhr). St. Pauli ist bereits am Dienstagabend bei der formstarken Borussia aus Mönchengladbach im DFB-Pokal gefordert (18.00 Uhr).
