Kiel. Beim Joggen die Stadt erkunden: Wie soll das denn gehen? Schwitzend und hechelnd historische Fakten und Jahreszahlen merken? Diese Fragen schießen einem sofort in den Kopf, wer von den sogenannten Running City Tours hört – und der sonst gerne im roten Doppeldeckerbus eine neue Stadt kennenlernt oder im Laufschritt die Fitness verbessert.

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Als Reporter der Kieler Nachrichten will ich wissen, ob das Konzept dennoch aufgeht – schließlich werden die Running City Tours deutschlandweit in mehr als 40 Städten angeboten. Seit knapp zwei Jahren gibt es sie auch in Kiel. Höchste Zeit, es einmal selbst auszuprobieren.

Lauftour durch Kiel: Beim Joggen Tipps für Bars in der Bergstraße bekommen

Es ist Samstagmorgen, 9 Uhr. Ich treffe mich mit meinem Laufguide Mathis Brandt am Eingang zum Opernhaus in der Innenstadt. Mathis ist 23 Jahre alt, hauptberuflich selbstständig in der finanziellen Bildung und Aufklärung tätig und studiert nebenbei noch Geografie. Die Lauftouren leitet er immer dann, wenn Bedarf besteht und es bei ihm zeitlich passt.

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Vor der Tour gibt es manchmal noch ein kleines Aufwärmprogramm, zum Beispiel mit dem Lauf-ABC und Dehnübungen. Dann starte ich meine Laufuhr und los geht’s: Wir laufen vom Bootshafen über die Emil-Lueken-Brücke, hinüber zur Bergstraße.

Hier wartet direkt die erste Steigung und viele Tipps und Geschichten von Mathis zu den Kneipen der Straße. Er erzählt mir beim Joggen zum Beispiel vom Pogue Mahone mit seinen unterschiedlichen Events jeden Abend und vom Cin Cin. Dort gibt es zum Beispiel eine Jukebox, an der die Musik selbst ausgewählt werden kann, und saure Gurken mit Eiern.

Laufguide Mathis Brandt (23, rechts) von Running City Tours ist unterwegs mit KN-Reporter Moritz Krüger joggend die Stadt zu entdecken. sportlich geht es vorbei am kleinen Kiel mit passenden Infos zum Rathaus und der Oper.Stopp beim Pop-up-Store: Kieler Lauftour zeigt auch Geheimtipps bei Restaurants und Bars

Wir laufen die Holtenauer Straße hoch und machen unseren ersten Stopp beim Pop-up-Store von Zio Grasso auf Höhe des Schauspielhauses. Generell bleiben wir auch mal kurz stehen und machen eine Laufpause, wenn es etwas zu sehen und erklären gibt.

Mathis erzählt, dass es vielen Mitläufern bei dieser Art von Stadtführungen weniger um historische Fakten, sondern mehr um kleine Tipps geht: „Die meisten Menschen finden es einfach cool, die Stadt so kennenzulernen, wie sie sie dann auch im Alltag nutzen. Zusätzlich erhalten sie noch ein paar Fakten über die Stadt.“

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Laufguide Mathis Brandt (23, rechts) von Running City Tours ist unterwegs mit KN-Reporter Moritz Krüger joggend die Stadt zu entdecken. Auf der Tour gibt es auch immer wieder Tipps, wo es sich lohnt mal Halt zu machen, wie hier beim Zio Grasso in der Holtenauer Straße mit einer neapolitanishcen Pizza zum Mitnehmen.

Ich lerne auf diese Weise noch einige neue Bars kennen und höre von Events, die mir bis dahin teilweise nicht bekannt waren.

Individuelles Programm und Lauftempo bei Kieler Stadtführungen

Weiter geht’s am Blücherplatz vorbei zur Sportanlage an der Forstbaumschule. Dort steht eine kostenlose Sportbox mit Sportequipment. Beim Joggen kommen wir auch privat ins Gespräch: „Häufig lernt man sich kennen, fragt mal gegenseitig, was man sonst so im Leben macht, tauscht ein paar Geschichten aus und dann können da sogar mal kleine Freundschaften entstehen“, sagt Mathis.

Laufguide Mathis Brandt (23, links) von Running City Tours ist unterwegs mit KN-Reporter Moritz Krüger joggend die Stadt zu entdecken. Auch der Outdoor-Fitness-Parcours an der Feldstraße neben der St. Heinrich Kirche ist eine Stippvisite wert.

Die Touren finden meistens mit nur wenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Manchmal kommen die Gäste nicht nur aus Kiel, sondern aus ganz Schleswig-Holstein oder Hamburg. Auch Studierende in den ersten Semestern auf Suche nach Tipps und mit Lust auf Sport buchen manchmal die Tour, erzählt Mathis. Seine Gäste sind bisher zwischen 24 Jahren und Ende 30 gewesen.

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Wenn man etwas zu Fuß erkundet, hat man ein viel geileres Gefühl dafür, wo genau man ist und wie weit die Dinge voneinander entfernt sind.

Mathis Brandt

Je nach Bedürfnissen und Interessen der Teilnehmenden gibt es daher verschiedene Programme und Routen. Bei Touristen geht es eher um die großen Spots, während auf Einheimische auch Geheimtipps wie neue Bars und Restaurants warten.

Vom Rathaus bis zur Gorch Fock: Bei Lauf-Stadtführungen können auch große Distanzen überwunden werden

Vom Trainingsplatz an der Forstbaumschule geht die Route weiter bis zur Kiellinie. An der Gorch Fock vorbei, laufen wir an der Förde entlang zurück in Richtung Innenstadt.

Laufguide Mathis Brandt (23, rechts) von Running City Tours ist unterwegs mit KN-Reporter Moritz Krüger joggend die Stadt zu entdecken. An der Kiellinie gehts vorbei an der Gorch Fock, nicht ohne Wissenswertes zum Kieler Schiff.

Rund 8,5 Kilometer ist die Route an diesem Tag lang. Eine durchschnittliche Länge für die Tour: „Es geht ja häufig eher um das Event und die Gespräche, also alles zwischen sechs und zwölf Kilometern ist ganz normal“, sagt Mathis. Auch die gelaufene Zeit spielt nur eine untergeordnete Rolle. Mit einem sehr entspannten Lauftempo können wir uns gut unterhalten.

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Vorbei am Landtag und der Reventloubrücke kommen wir an der Rune Sauna vorbei. Hier können die Gäste direkt nach dem Saunagang fußläufig in die Förde springen. Danach sind wir schon auf der Zielgeraden und laufen am Kreuzfahrtterminal entlang und durch den Schlossgarten am Kleinen Kiel vorbei zurück zum Rathausplatz.

Laufguide Mathis Brandt (23, rechts) von Running City Tours ist unterwegs mit KN-Reporter Moritz Krüger joggend die Stadt zu entdecken. Ausch ein Blick auf die Kreuzfahrer und die Portalkräne von German Naval Yards gehört dazu.Lauftouren durch Kiel bieten andere Erlebnismöglichkeiten der Stadt

Mir gefällt gut, wie viel wir von Kiel in kurzer Zeit sehen konnten. Für Mathis ist das Aktive der Unterschied zu herkömmlichen Stadtführungen: „Ich finde, wenn man etwas zu Fuß erkundet, hat man ein viel besseres Gefühl dafür, wo genau man ist und wie weit die Dinge voneinander entfernt sind. Teilweise verliert man mit einem Bus dabei schnell den Überblick.“

Wer eine Privattour über die Internetseite der Running City Tours bucht, muss pro Person und Tour 40 Euro bezahlen. Bei einer Gruppentour sind es 25 Euro pro Person.

KN