Westliche Beobachter hatten nach Bekanntwerden des 28-Punkte-Plans für Frieden in der Ukraine kritisiert, dass das Vorhaben Putin in die Karten spielt. Eine aktuelle Recherche offenbart, was hinter den Kulissen vor sich ging.
Darin geht es um den vieldiskutierten 28-Punkte-Plan, der den Krieg in der Ukraine beenden soll. Genauer: um dessen mutmaßliche Hintergründe.
Unter Berufung auf Insider bestätigt der „WSJ“-Bericht, dass Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner, Russland-Sondergesandter Steve Witkoff und der russische Staatsfondschef Kirill Dmitrijew zusammen an dem Papier gearbeitet haben.
ANZEIGEKushner, Witkoff und Dmitrijew sollen Plan ausgearbeitet haben
Den Recherchen zufolge ging es vor allem darum, die wirtschaftlichen Beziehungen Russlands und der USA auszubauen. Witkoff soll die beiden anderen Männer auf seinem Anwesen in Miami empfangen haben.
Wie im „WSJ“-Bericht zu lesen ist, drängte der russische Investmentbanker Dmitrijew auf einen Plan, bei dem US-Unternehmen auf die rund 300 Milliarden Dollar der russischen Zentralbank zugreifen könnten, die aktuell in Europa eingefroren sind.
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Damit könnten russisch-amerikanische Projekte sowie ein von den USA geleiteter Wiederaufbau der Ukraine finanziert werden. Auch eine Zusammenarbeit mit Blick auf die Erschließung der Mineralienvorkommen in der Arktis soll Thema gewesen sein – genauso wie eine Kooperation zwischen den eigentlich rivalisierenden Raumfahrt-Programmen, heißt es im „WSJ“-Bericht.
Witkoff: „Russland hat enorme Ressourcen“
Mit seinen Vorschlägen rannte Dmitrijew bei seinen Gesprächspartnern offenbar offene Türen ein. „Russland hat enorme Ressourcen und gewaltige Landflächen“, sagte der US-Sondergesandte Witkoff im Gespräch mit der Zeitung.
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Dabei kristallisierten sich auch seine Hoffnungen heraus, die USA, Russland und die Ukraine könnten zu Geschäftspartnern werden. „Wenn wir das alles schaffen, und jeder profitiert, und alle ein Teil davon sind, wird das von Natur aus ein Bollwerk gegen zukünftige Konflikte sein. Weil alle davon profitieren.“
Steve Witkoff, Sondergesandter der Vereinigten Staaten
Quelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS ©Andres Kudacki
Eine mit seiner Denkweise vertraute Person sagte dem „WSJ“ außerdem, der Sondergesandte sei zuversichtlich, dass jede Vereinbarung mit Russland Amerika insgesamt zugutekommen würde, nicht nur einigen wenigen Investoren.
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Dass Kushner und Witkoff Trumps Auffassung von Geopolitik – im Zweifel geht es ums Geschäft – teilen, ist längst bekannt. Das würde auch erklären, warum der 28-Punkte-Plan in seiner ersten Version für viele westliche Beobachter wie eine Kapitulationserklärung wirkte, die die Ukraine unterschreiben soll. Immerhin verlangte das Papier von Kiew Neutralität, territoriale Verluste und innere Abrüstung.
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Tusk: „Es geht nicht um Frieden, es geht ums Geschäft“
Bekannt ist auch, dass der Plan, nachdem er in seiner Ursprungsfassung durchgesickert war, von Vertretern der USA, der Ukraine, aber auch Politikern aus verschiedenen EU-Staaten diskutiert wurde.
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Polens Premierminister Donald Tusk kam laut „WSJ“ zuletzt zu einem nüchternen Schluss: „Wir wissen, dass es hier nicht um Frieden geht. Es geht ums Geschäft“, soll er gesagt haben.
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Kreml-Chef Wladimir Putin hatte deutlich gemacht, dass er von seinen Maximalforderungen im Krieg nicht abrücken wird. Dem „Wall Street Journal“ zufolge gibt es Hinweise darauf, dass sein Umfeld nicht abgeneigt von engeren Geschäftsbeziehungen zu den USA ist.
Laut dem Bericht der Zeitung sollen Oligarchen aus Putins Kreis – darunter Gennadi Timtschenko, Juri Kowaltschuk und die Rotenberg-Brüder Boris und Arkady – bereits Kontakt zu amerikanischen Firmen suchen, um über Energie-Deals und den Abbau seltener Erden zu sprechen.
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Vereinbarung soll weiter „verfeinert“ werden
Aus dem Weißen Haus hieß es auf Anfrage des „WSJ“, die Trump-Administration habe „sowohl die Ukrainer als auch die Russen einbezogen, um einen Friedensplan zu formulieren, der das Töten stoppen und den Krieg beenden kann“, so die Sprecherin des Weißen Hauses, Anna Kelly.
„Wie der Präsident sagte, hat sein nationales Sicherheitsteam in der vergangenen Woche große Fortschritte erzielt, und die Vereinbarung wird nach Gesprächen mit Beamten beider Seiten weiter verfeinert.“