Kiel. Die Temperaturen haben sich zuletzt wieder vom Gefrierpunkt entfernt. Bei Holstein Kiel ist die Stimmung dennoch frostig. Mit dem 0:1 gegen Hertha BSC um Ex-Kieler Fabian Reese, der den entscheidenden Treffer von Dawid Kownacki eine Viertelstunde vor dem Ende vorbereitete, sind die Störche ein Stück tiefer in den Tabellenkeller der Zweiten Liga gerutscht.

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Bernhardsson spricht von „ernster Situation“

Besonders ärgerlich: Die Berliner nutzten für das Siegtor eine hausgemachte Unordnung in der KSV-Defensive in Folge einer Umstellung aus. Das durch Krämpfe erzwungene Aus von John Tolkin brachte erst die Wechselpläne von Chefcoach Marce Rapp durcheinander, dann entblößte die Kieler Abwehrreihe, in der der eingewechselte Ivan Nekic in die Mitte und der zuvor an dieser Stelle agierende Marco Komenda nach links rückte, eben diese Außenbahn.

Reese nutzte den Raum, den ihm die insgesamt solide Holstein-Abwehr an diesem Nachmittag sonst nicht gestattete, für eine butterweiche Flanke, die Joker Kownacki bei seinem Comeback nach zweimonatiger Pause wegen einer Sprunggelenksverletzung per Kopf veredelte.

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Die aktive Fanszene bat die KSV-Profis nach der Heimniederlage zum Gespräch in die Kurve, machte der Mannschaft mit Nachdruck den Ernst der Lage bewusst. Kapitän Alexander Bernhardsson konstatierte im Anschluss: „Wir waren heute besser als letzte Woche in Kaiserslautern, aber immer noch nicht gut genug. Ganz einfach.“ Der 28-Jährige sprach von einer „ernsten Situation“, in der sich die KSV aktuell befinde. „Wir haben jetzt noch drei wichtige Spiele vor der Winterpause – und wir müssen gewinnen.“

„Fehlt der Punch”: Holstein Kiel hat den drittschwächsten Angriff der Liga

Doch dieses Vorhaben wird seit Saisonbeginn von einem großen Manko deutlich erschwert: Die Mannschaft von Trainer Marcel Rapp ist vor dem gegnerischen Tor erschreckend ungefährlich. In 14 Spielen erzielten die Störche magere 14 Treffer. Im Ligavergleich tun sich nur Tabellenschlusslicht 1. FC Magdeburg (13) und Fortuna Düsseldorf (12) noch schwerer mit dem Toreschießen. Rechnet man den aktuell 3:0-Heimsieg gegen den Karlsruher SC als Ausreißer heraus, bleiben elf Tore in 13 Spielen, in vier dieser Partien blieb die KSV ohne eigenen Treffer. So reicht dem Gegner meist ein Tor für Zählbares.

Auch gegen Hertha ließen Phil Harres (6.), Bernhardsson (11.) und Magnus Knudsen (38.) beste Chancen ungenutzt. „Wir erzielen einfach keine Tore, und Hertha macht aus einer Chance einen Treffer“, ärgerte sich Bernhardsson. Das hängt für Geschäftsführer Sport Olaf Rebbe auch mit der Gesamtsituation zusammen. „Es ist deutlich zu sehen, dass wir eine Mannschaft haben, die nicht so befreit spielt, wie man es sich wünscht“, erklärte Rebbe. „Wir kommen gut durch, aber uns fehlt dann der Punch. Das hat auch etwas mit Selbstbewusstsein zu tun.“

Es ist deutlich zu sehen, dass wir eine Mannschaft haben, die nicht so befreit spielt, wie man es sich wünscht

Olaf Rebbe

Sport-Geschäftsführer Holstein Kiel

Rapp kann Ärger der Fans nachvollziehen

KSV-Trainer Marcel Rapp konnte den Frust der Fans nach Spielende auch deshalb nachvollziehen. „Natürlich ist die Niederlage gegen Hertha enttäuschend, und klar ist auch, dass die Stimmung durch die Ergebnisse beeinflusst wird. Es liegt an uns, wieder Ergebnisse zu holen, sodass die Stimmung wieder besser wird“, sagte der 46-Jährige.

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„Am Ende geht es um das Ergebnis. Liefern wir das nicht, werden alle im Klub unzufrieden“, erklärte Rapp weiter. „Wir müssen Punkte holen. Das zeigt der Blick auf die Tabelle. Wir wissen um die Lage. Mich stimmt aber positiv, dass wir wieder ein anderes Gesicht gezeigt haben.“

Offen bleibt dennoch, ob der junge KSV-Kader mit nur wenigen erfahrenen Profis dem Druck im Abstiegskampf der Zweiten Liga standhalten kann. Rapp sagt ja. „Die Jungs können unter Druck Fußball spielen, haben ähnliche Situationen schon erlebt.“ Der Cheftrainer, der aktuell nicht zur Debatte steht, versicherte, dass niemand die Situation „auf die leichte Schulter nehme“. „Wir dürfen in dieser Phase aber auch nicht in Aktionismus verfallen.“

Die erste Chance zur Wiedergutmachung bietet sich am Mittwoch (20.45 Uhr) im DFB-Pokal-Achtelfinale beim Hamburger SV. Am folgenden Sonntag wird es dann in der Liga so richtig ernst. Dann gastieren die Störche bei Eintracht Braunschweig. Der BTSV gewann am Sonnabend zeitgleich zum Spiel der KSV gegen Kaiserslautern, rückte auf den Abstiegsrelegationsplatz 16 vor und hat nur noch zwei Punkte Rückstand auf die KSV.

KN