Eine Prä-Expositionsprophylaxe mit Lenacapavir hingegen wäre offenbar deutlich teurer als die Behandlung einer Infektion. Wie viel teurer genau, bleibt unklar, so lange Gilead nicht mit den Krankenkassen über einen Preis verhandelt. Oder eine politische Einigung zur Freigabe des Patents getroffen wird.
Medikamente haben einen internationalen Patentschutz von 20 Jahren ab dem Tag der Erstzulassung. Lenacapavir kann bereits seit einigen Jahren in der Behandlung von HIV-Positiven eingesetzt werden. Insbesondere dann, wenn Resistenzen gegen andere Medikamente bestehen. Regulär läuft das Patent von Gilead 2042 aus. Allerdings nutzen Pharmakonzerne selten die volle Dauer aus, wenn es um HIV-Präparate geht.
Das US-Unternehmen ist dafür selbst ein Beispiel: 2004 brachte Gilead Truvada auf den Markt, seit 2017 sind in Deutschland Generika zugelassen. Länder, die stark von Armut betroffen sind und unter einem hohen Infektionsgeschehen leiden, verhandeln mit Pharmakonzernen meist Abkommen zur Produktion von Nachahmermedikamenten ab der Markteinführung.
Bereits im Oktober 2024 hatte Gilead angekündigt, Lizenzen an sechs Generika-Hersteller ausgegeben zu haben. Diese beliefern 120 Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, erhöhten Ansteckungszahlen und begrenzten Ressourcen im Gesundheitssystem [Informationen in englischer Sprache: gilead.com]. Die WHO hofft, dass durch internationale Hilfsprogramme dort der Preis von Lenacapavir auf 40 Doller pro Injektion gedrückt werden kann.