Schauspieler mit roten Parücken stehen auf Leitern in einer Bibliotehk

AUDIO: „Stadt der Träumenden Bücher“ in Hamburg: Ein Fest und rasantes Spektakel (4 Min)

Stand: 01.12.2025 10:20 Uhr

2004 erschien „Die Stadt der Träumenden Bücher“, der vierte Band der Zamonien-Romane von Walter Moers, eine fulminante Liebeserklärung an das Buch und das Lesen. Am Hamburger Schauspielhaus hat der ungarische Regisseur Viktor Bodó den Bestseller jetzt auf die Bühne gebracht.

von Katja Weise

Mehr geht kaum. Was hier aufgefahren wird an Bildern, Kostümen, Technik, Tanz, Musik ist schlicht umwerfend. Vom ersten Moment an bezaubert Viktor Bodó die Menschen im Saal, jüngere und ältere. Unter letzteren viele eingefleischte Walter Moers Fans. „Ich habe die Bücher hundertmal gelesen“, erzählt eine Besucherin. „Ich fand so die Umsetzung mit den Kostümen richtig gelungen“. Und ein anderer meint: „Wenn man darüber nachdenkt, dass das ja so eine fantasievolle Welt ist, da habe ich mich am Anfang echt gefragt: Wie kriegt man das hin, dass man das in die Kostüme übersetzt, aber sie haben es klasse gemacht.“

Da sieht man Bücherstapel statt Köpfen, mächtige Haarwolken, ausgestopfte Hosenbeine und Körper, rote Pumuckl-Mähnen, spitze Zähne, gewaltige Brillen, metallisch schimmernde Anzüge. Ein Kostümfest vor einer Kulisse, in der sich altertümliche Treppen und Bücherwände immer wieder aufs Neue türmen und verschieben.

Ein Labyrinth voller fantastischer Wesen

Buchhaim, „Die Stadt der Träumenden Bücher“, ist ein Labyrinth voller fantastischer Wesen, eine Mega-Bibliothek. Und mittendrin ein junger Mann mit wirrem Schopf: Hildegunst von Mythenmetz. Er hat angeblich das Zeug, „einmal der größte Schriftsteller von ganz Zamonien zu werden“, wie es im Stück und auf der Bühne heißt. Nur hat er bisher noch kein einziges Buch veröffentlicht. Aber sein Dichterpate hat ihm ein geniales Manuskript hinterlassen.

Als Hildegunst es liest, durchlebt er alle emotionalen Zustände: Lachen, Weinen, Wüten, Angst, am Ende Glück. Er macht sich auf die Suche nach dem Verfasser, um von ihm zu lernen. So landet er in Buchhaim. Dort kann oder will ihm allerdings niemand Auskunft geben.

Bestsellerautor Walter Moers - so, wie er sich selbst zeichnet.

Der Comiczeichner und Bestseller-Autor scheut die Öffentlichkeit und gilt als Phantom.

Großes Ensemble aus Musikern, Tänzern und Schauspielern

Bücher können gefährlich sein, auch das lernt Hildegunst von Mythenmetz, auf ziemlich unsanfte Weise in der Stadt der Antiquare, Bücherjäger und Buchlinge. Wie Viktor Bodó und seine Bühnenbildnerin Zita Schnabel die Magie inszenieren, die Literatur entfalten kann, wie sie zeigen, was beim Lesen im Kopf entsteht, macht staunen. Bodó arbeitet dabei stark mit filmischen, auch grotesken Elementen, mit Anleihen beim Gruselfilm der 1920er Jahre.

Feinstens ergänzt und getragen wird das alles von einem großen Ensemble aus Musikern, Tänzern und Schauspielern, die sichtlich Spaß haben am großen, am überzeichneten Spiel. Hier geben alle alles und feiern die Welt der Fantasie und der Literatur, die nicht nur in der Stadt der träumenden Bücher bedroht ist. „Es hat so eine Moral“, sagt ein junger Besucher nach der Premiere, „dass Bücher wichtig bleiben sollen, und dass das nicht irgendwie so auf Handys übertragen werden soll.“ Aber diese Moral steht an keiner Stelle unangenehm im Vordergrund. Diese Aufführung ist vor allem ein Fest, ein „rasantes Spektakel“ wie angekündigt und am Ende winken und klatschen alle.

Eine Frau sitzt an einem Tisch und spiegelt sich darin. Im Hintergrund die Leuchtschrift: Deutsches Schauspielhaus Hamburg

Karin Beier und ihr Team haben die Pläne für die neue Spielzeit 2025/2026 vorgestellt. NDR Kultur war dort.