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Polen verstärkt seine Verteidigung mit US-Raketen: Die Lieferung erfolgt inmitten einer angespannten Sicherheitslage – eine Zusammenarbeit mit der Ukraine ist geplant

Warschau – Polen rüstet weiter auf: Laut Medienberichten kam es zu einer Übereinkunft zwischen dem NATO-Land und den Vereinigten Staaten, wonach nun radargesteuerte Luft-Luft-Raketen geliefert werden sollen.

Mitglieder der polnischen Streitkräfte während der Feierlichkeiten zum Tag der Landstreitkräfte in Krakau. 13. September.Mitglieder der polnischen Streitkräfte während der Feierlichkeiten zum Tag der Landstreitkräfte in Krakau. 15. August. © IMAGO/Artur Widak/NurPhoto

Die Aufrüstung erfolgt parallel zur verschärften Sicherheitslage: Nach einem Anschlag auf eine Bahnstrecke im vergangenen Monat vereinbarten der polnische Regierungschef Donald Tusk und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine engere Zusammenarbeit. Tusk schrieb auf X, man habe die Kooperation der Geheimdienste sowie der Bahnunternehmen vereinbart. Ziel ist unter anderem die Identifizierung von Personen, die der Zusammenarbeit mit Russland verdächtigt werden, und die Verhinderung von Sabotageakten.

Polen rüstet auf – neue Raketen aus den USA

Wie das Military Watch Magazine berichtet, unterzeichnet Polen mit der US-Regierung unter Donald Trump einen Vertrag über 500 Millionen Dollar zur Beschaffung von radargesteuerten Luft-Luft-Raketen vom Typ AIM-120D-3. Die Raketen sind für die künftigen F-35A und die derzeitige F-16C/D-Flotte vorgesehen, nachdem Washington den Verkauf von bis zu 400 Raketen genehmigt hatte.

Bereits im Januar 2020 bestellte das Ministerium im Rahmen eines 4,6-Milliarden-Dollar-Vertrags 32 F-35A-Kampfflugzeuge. Im August 2025 folgte ein 3,8-Milliarden-Dollar-Vertrag, um 48 F-16C/D Block 52+ Kampfflugzeuge auf den F-16V-Standard zu modernisieren und ihre Flugzeugelektronik auf einen mit der F-35 vergleichbaren Standard zu bringen. Die AIM-120 ist seit fast drei Jahrzehnten die primäre Luft-Luft-Waffe. Die stark verbesserte Variante AIM-120D ist die leistungsfähigste radargesteuerte Luft-Luft-Rakete, die die Vereinigten Staaten je exportiert haben.

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Zuletzt investierte Polen im August etwa 6,5 Milliarden US-Dollar in Kettenfahrzeuge. Gemäß dem Magazin Defense News seien mit der Investition 180 K-2-Black Panther und 81 Begleitfahrzeuge geplant. Sollte das Unterfangen gelingen, besäße Polen eine größere Panzerarmee als Deutschland, Großbritannien und Frankreich zusammen, stellt Focus Online fest.

Die Investitionsbereitschaft des Landes an der NATO Ostgrenze kommt nicht von ungefähr: Die polnisch-russische Grenze verläuft fast 232 Kilometer geradlinig zwischen Polen und der russischen Exklave Kaliningrad. Zusätzlich trennt eine 418 Kilometer lange Grenze das EU– und NATO-Mitglied von Russlands engstem Verbündeten Belarus. Polens Verteidigungshaushalt lag 2023 bei 3,9 Prozent des BIP – fast das Doppelte des NATO-Ziels von zwei Prozent. Damit übertrifft das Land Bündnispartner deutlich. Der bis 2023 amtierende Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak hatte erklärt, Polen wolle „die größte Landstreitkraft in Europa“ aufbauen.

Geheimdienst-Kooperation: Polen und Ukraine handeln

Wie unmittelbar die Bedrohung durch Wladimir Putin ausfällt, wurde zuletzt bei einem Sprengstoffanschlag auf eine polnische Bahnstrecke deutlich: Im Rahmen der Operation „Horizont“ sollen sich 10.000 polnische Soldaten gemeinsam mit Angehörigen anderer uniformierter Dienste an der Überwachung wichtiger Objekte beteiligen, um Sabotageakten entgegenzuwirken. 

Die polnische Regierung beschuldigt russische Geheimdienste, hinter dem Sprengstoffanschlag auf die Bahnstrecke. In der Nähe der Ortschaft Mika rund hundert Kilometer südöstlich von Warschau waren bei einer Explosion die Gleise zerstört worden. Weil ein Zugführer die Beschädigung bemerkte und meldete, wurde niemand verletzt. An der gleichen Strecke wurden noch weitere Beschädigungen festgestellt.

Die Ermittler haben zwei Tatverdächtige im Visier. Die beiden ukrainischen Staatsbürger sollen im Auftrag Moskaus gehandelt und sich nach der Tat nach Belarus abgesetzt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Männern Spionage für einen ausländischen Geheimdienst, Gefährdung des Verkehrs sowie den Einsatz von Sprengstoff vor, wie ein Sprecher der Behörde sagte. Im Falle einer Verurteilung droht ihnen lebenslange Haft.

US-Friedensplan für Ukraine: Polens Kritik

Polens Militär war auch für den angeblichen US-Friedensplan im Ukraine-Krieg relevant. Polens Außenminister Radoslaw Sikorski kritisierte diesen und erklärte: Aus seiner Sicht sollte nicht die Fähigkeit des Opfers zur Verteidigung eingeschränkt werden, sondern die Fähigkeit des Angreifers zu Aggressionen.

Die Financial Times hatte unter Berufung auf am Gesprächsprozess beteiligte Personen über den angeblichen, von der US-Führung und Russland ausgehandelten Friedensplan berichtet. Dieser sieht demnach vor, dass die Ukraine die umkämpften Gebiete Donezk und Luhansk vollständig räumen und seine Armee halbieren soll. Darunter sollen auch Teile der Gebiete fallen, die Russland bislang militärisch nicht erobern konnte. Die Frontlinie im Süden soll weitgehend eingefroren werden.

In den europäischen Hauptstädten war zu dem Plan wenig bekannt. Aus EU-Kreisen in Brüssel hieß es, dass es Gespräche der USA mit beiden Kriegsparteien gebe, den neuen Plan habe man aber noch nicht gesehen. Sikorski sagte, Polen unterstütze grundsätzlich jede Bemühung um einen Frieden in der Ukraine. Allerdings sei Europa der wichtigste finanzielle und militärische Unterstützer der kämpfenden Ukraine, und auch die Sicherheitslage in Europa hänge im Wesentlichen von der Art ab, wie der Krieg dort beendet werde. Daher verlange Polen, dass Europa in diese Entscheidungen einbezogen werden müsse. (Quellen: X, Defense News, Focus Online, Financial Times, dpa, frühere Berichterstattung)