Als sich die ersten Musiker der SWR Big Band durch den Zuschauerraum des ausverkauften NEW Kunstwerks bewegen, ertönt in einer Saalecke ein kleiner, aber stürmischer Applaus. Schlagzeuger Guido Jöris, der aus dem Rheinland stammt, wird von seiner Familie und Freunden gefeiert. Sie sind extra für den Auftritt in Mönchengladbach angereist – und sorgten somit bei dem letzten Konzert der „Soul viel mehr“-Herbsttour von Max Mutzke und der SWR Big Band für eine akustische Überraschung.

Wenige Minuten später ist die Bühne voll besetzt. Der Manager der Big Band, Hans-Peter Zachary, übernimmt die launige Begrüßung des Publikums. Er stellt das Ensemble vor und wirft einen kurzen Blick zurück auf den Marathon der vergangenen Wochen: 32 Konzerte in zwei Monaten liegen hinter den Musikern. Als Letzter betritt dann Max Mutzke selbst die Bühne. Großer Beifall brandet auf und dann geht es auch schon mit Volldampf los.

„Unsere Nacht“ ist der Opener des Auftritts. Es ist ein Eröffnungssong und gleichzeitig eine Absichtserklärung – denn diesen letzten Abend der Herbsttour möchte Max Mutzke gemeinsam mit dem Publikum intensiv erleben und gestalten. Dass er ein begnadeter Sänger ist, das hat er in seiner Karriere hinreichend bewiesen. Doch auch als Entertainer erwies sich der Sänger. Mit seiner Energie riss er das Publikum mit, animiert zum Mitsingen und regte zwischendurch auch immer wieder zum Nachdenken an. Er bekennt sich, persönlich und politisch, positioniert sich gegen Ausgrenzung und für Freiheit und Respekt. Diesen beweist er während des Konzertes auch gegenüber den Musikern der Big Band – denen er bereitwillig und immer wieder das Scheinwerferlicht überlassen kann.

Es herrscht ein freundschaftlicher Umgang. Viele Umarmungen auf der Bühne, man freut sich über tolle musikalische Momente, gerade in den Situationen, die man nicht auf einem Tonträger erleben kann. Mutzke, die Musiker und die jeweiligen Solisten inspirieren sich gegenseitig und stacheln sich an. Das funktioniert auch deshalb so gut, weil die Mitglieder der im Februar mit einem Grammy ausgezeichneten Band, ausnahmslos großartige Musiker sind. Sie nutzen die Räume, die ihnen Mutzke gewährt, beweisen Spielfreude und Virtuosität. Die Präzision in den Bläsersätzen und der Rhythmusgruppe ist atemberaubend, jeder Einsatz kommt punktgenau und mit viel, viel Energie. Dass auch leise Töne Einzug finden, rundet das Konzerterlebnis ab. Das seinen Kindern gewidmete „Wunschlos glücklich“ ist ein emotionales Highlight – im Sitzen zelebriert mit seinen beiden, liebevoll als „Sugardaddys“ bezeichneten Backgroundsängern, Klavier und Posaune und dem unglaublich kreativen Percussionisten Rhani Krija. Ohne Zugaben ging es natürlich nicht – und so bekam man fast den Eindruck, Max Mutzke wollte diesen letzten Moment des Marathons immer weiter hinauszögern, ihn genießen. Erst nach guten zweieinhalb Stunden ohne Pause ging das denkwürdige Konzert zu Ende.