Im Kampf um die Deutungshoheit betreibt das Weiße Haus neuerdings eine Webseite, auf der Medienhäuser und ihre Mitarbeiter wie Schwerverbrecher an den Pranger gestellt werden. Dem wird die eigene „Wahrheit“ gegenübergestellt.

Das Weiße Haus rechtfertigt die neue Webseite, auf der Medien und einzelne Journalisten namentlich kritisiert werden. Dies stehe im Einklang mit dem Versprechen, „die Medien zur Rechenschaft zu ziehen“, erklärte Regierungssprecherin Karoline Leavitt auf eine Journalistenfrage. Sie kritisierte vor allem die Arbeitsweise von Medien, die auf anonymen Quellen basieren, und warf ihnen vor, ohne Rücksprache mit dem Weißen Haus Texte zu veröffentlichen.

Die seit wenigen Tagen zugängliche Webseite beginnt prominent mit der Kategorie „Media Offender of the Week“ (etwa: Mediensünder der Woche) und listet mehrere Medien sowie einzelne Reporter auf, die angeblich wissentlich falsch über die US-Regierung unter Donald Trump berichten. Dabei versucht die Seite, ihre eigene Interpretation als „Wahrheit“ darzustellen.

Debatte über Befehlskette

Als Beispiel wird ein Fall von vor wenigen Tagen genannt, in dem sich sechs Kongressmitglieder in einem Video an Angehörige des US-Militärs wenden: Sie fordern die Einsatzkräfte auf, keine illegalen Befehle zu befolgen. Ein Bundesgesetz sieht vor, dass Soldaten nur rechtmäßigen Befehlen nachkommen sollen. Die US-Regierung – darunter auch Leavitt – hat das Video jedoch mehrfach anders interpretiert und behauptet, dass darin Militärs aufgefordert würden, jegliche Befehle des Oberbefehlshabers der USA – also des Präsidenten – zu verweigern.

Auf der Seite gibt es zudem eine Art Archiv namens „Offender Hall of Shame“ (etwa: Halle der Schande der Delinquenten), in dem aus Sicht der Trump-Administration falsche Medienberichte gesammelt werden. Eine Suchfunktion ermöglicht das Stöbern darin. Ein „Leaderboard“ (etwa: Bestenliste) führt Medienhäuser auf, die nach Ansicht des Weißen Hauses in einem „Race to the bottom“ (etwa: Wettrennen in den Abgrund) vorne liegen. Besonders auffällig ist die grafische Darstellung der „Repeat offenders“, also der „Wiederholungstäter“.

Seit Monaten geht die US-Regierung gegen Medien vor. Regierungssprecherin Leavitt beklagt immer wieder eine angeblich ungerechte Behandlung der Medien. Zudem fiel US-Präsident Trump zuletzt vermehrt durch persönliche Beleidigungen gegenüber Journalisten und Reportern auf, wenn diese ihm kritische Fragen stellten. So nannte er eine Journalistin kürzlich „Schweinchen“ und beschimpfte eine andere als „dumme Person“.

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