
Ob das Konzept von Tesla je hätte umgesetzt werden können, ist fraglich. (Bild: Store Norske Leksikon)
1937: Dem alliierten Europa dämmert es, dass der deutsche Reichskanzler Adolf Hitler einen Krieg plant. Die Sorgen sind nicht nur in den Regierungen groß. Auch der mittlerweile 80-jährige legendäre Erfinder Nikola Tesla sieht die große Gefahr und handelt.
Er hätte – so erklärt er – ein Konzept für eine Erfindung, die Kriege verhindern soll. Doch für die Umsetzung braucht es Geld, viel Geld.
Das ist die Geschichte, wie aus einem 30 Millionen Dollar teuren »Friedensstrahl« ein Todesstrahl wurde, den es so aber wahrscheinlich nie gegeben hätte – oder vielleicht doch?
PLUS
27:17
DevPlay – Wir bringen ein 30 Jahre altes Sci-Fi-Projekt zurück
Nikola Teslas Waffe soll Kriege verhindern
Nikola Tesla gilt gemeinhin als eher verkanntes Genie, doch seine Beiträge zu friedlichen Schlüsseltechnologien sind unbestritten:
- Er legte mit der Entwicklung des Wechselstroms die Grundlage für unser modernes Stromnetz.
- Er revolutionierte die Beleuchtung mit der Fluoreszenzlampe.
- Er lieferte entscheidende Vorarbeiten für Radio und Fernsteuerung.
Vielleicht weniger bekannt ist seine tief verwurzelte Abscheu für den Krieg. PBS schreibt hierzu:
Tesla erbte von seinem Vater einen tiefen Hass auf den Krieg.
Seine Vision: Den Krieg in ein »bloßes Schauspiel der Maschinen« zu verwandeln – ohne Millionen von Toten wie sie der Erste Weltkrieg rund 20 Jahre zuvor gekostet hatte.
Die Idee hinter der Waffe
Teslas Biograf John Joseph O’Neill schreibt (via PBS), der Erfinder sei 1899 in seinem Forschungslabor in Colorado Springs gewesen, als ihm beim Experimentieren mit künstlich erzeugten Kugelblitzen, die Idee für das kam, die Presse später als Todesstrahl bezeichnete:
PBS und die Tesla Memorial Society of New York erklären hierzu:
- Das Prinzip: Teleforce, wie Tesla es nannte, war kein herkömmlicher streuender Lichtstrahl, sondern ein Partikelstrahl aus konzentrierten mikroskopisch kleinen Wolfram- oder Quecksilber-Kügelchen.
- Die Technik: Die Partikel werden in einer Vakuumkammer elektrostatisch auf extreme Geschwindigkeiten beschleunigt und durch eine offene Düse gefeuert.
- Die Wirkung: Dank gewaltiger kinetischer Energie könnte der Strahl laut Tesla eine Flotte von 10.000 feindlichen Flugzeugen auf 400 km Distanz vernichten.
- Das Ziel: Eine reine Defensivwaffe erschaffen, die jedem Land eine unsichtbare Chinesische Mauer bieten und Angriffskriege physikalisch unmöglich machen sollte.
Während die New York Times Teslas Erfindung bereits 1934 als Todesstrahl bezeichnete, lehnte er selbst diese Bezeichnung strikt ab. Für ihn war seine Teleforce ein Friedensstrahl (peace beam) – doch um den einen Prototypen zu entwickeln, brauchte er Investoren.
30 Millionen US-Dollar – um Hitler in Schach zu halten
1937, frustriert von den gescheiterten Versuchen, einen Investor für die Umsetzung seiner Idee zu finden, wandte er sich direkt an die alliierten Mächte, darunter die Vereinigten Staaten, Kanada, Frankreich, die Sowjetunion und dem Vereinigten Königreich. Dort stand er in direktem Kontakt zum britischen Premierminister Neville Chamberlain.
In seinem Buch Tesla: Inventor of the Electrical Age schreibt Autor W. Bernard Carlson (via Wikipedia), dass das Vereinigte Königreich 1937 mit dem Gedanken spielte, Teslas Vorrichtung für 30 Millionen US-Dollar zu kaufen – wohl in der Annahme, dass schon ein Hinweis auf den Besitz einer solchen Superwaffe zur Abschreckung Hitlers reichen würde.
1938 jedoch, so berichtet Tesla-Biograf O’Neill (via PBS) weiter, brach die Hoffnung des Wissenschaftlers abrupt zusammen: Als Chamberlain nach der Münchner Konferenz scheiterte, die Gefahr eines Weltkriegs abzuwenden, brach das britische Interesse an einer reinen Defensivwaffe sofort ein.
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Eine Idee, die nie umgesetzt wurde
Erst 1939 erhielt Tesla schließlich von der Sowjetunion 25.000 US-Dollar für die Tests einer Phase seines Konzepts – das einzige Geld, das er für seine Teleforce-Idee je bekam.
Zuvor hatte er noch behauptet, Spione hätten versucht, die Idee zu stehlen – erfolglos. Denn zentrale Teile seines Konzepts hätte er niemals zu Papier gebracht – er könne hier »seinem Gedächtnis vertrauen«.
Noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs starb Tesla im Alter von 86 Jahren. Und auch bis dahin war sein Friedensstrahl nicht als reine Spinnerei abgetan: Das FBI beschlagnahmte die Unterlagen.
Jahre später urteilte Analyst John G. Trump – Onkel des derzeitigen US-Präsidenten Donald Trump – jedoch, die vorhandenen Papiere seien spekulativ und nicht umsetzbar.
Das Geheimnis des Todesstrahls (oder Friedensstrahls) und die Frage nach dessen Umsetzbarkeit starb mit seinem Erfinder.