Standdatum: 2. Dezember 2025.

Autorinnen und Autoren:
Sebastian Manz und
Andreas Neumann

Frau liegt im Krankenhaus-Bett

Auch bei Alexandra Hardorf gab es einen falschen Befund.

Bild: Radio Bremen

Nach Informationen von buten un binnen wurden Gewebeproben von mindestens 34 Frauen falsch beurteilt – mit teils gravierenden gesundheitlichen Folgen.

Am Klinikum Bremen-Mitte ist es seit Februar zu einer Serie von Fehlbefunden bei Brustkrebspatientinnen gekommen. Einige Patientinnen erhielten als Folge der falschen Befunde monatelang Chemo- und Antikörpertherapien, obwohl diese gar nicht notwendig gewesen wären. Die falschen Behandlungen verursachten unter anderem starke Schmerzen, Haarausfall und Nervenschäden. „Jeden Morgen wacht man auf und weiß nicht, was ist heute: Werde ich anfangen zu spucken, werde ich Durchfall haben, irgendwann war meine Stimme weg“, berichtet Sabine Haverkamp. Sie ist eine der Patientinnen, die aufgrund eines falschen Befundes eine viel zu drastische Therapie durchlaufen hat. Andere Betroffene wurden aufgrund der Fehleinschätzungen nicht ausreichend behandelt.

Krankenhausgesellschaft räumt Fehlerserie ein

Die verantwortliche Krankenhausgesellschaft „Gesundheit Nord“ (GENO) hat die Fehlerserie auf Nachfrage eingeräumt. Bei den Betroffenen handelt es sich demnach ausschließlich um Brustkrebs-Patientinnen. Die Ursache für die Fehlerserie steht laut GENO mittlerweile so gut wie fest: Eine Ärztin in der Pathologie, die für die Bewertung der Gewebeproben verantwortlich ist, habe fehlerhaft gearbeitet. „Die Ärztin, die die Befundung durchgeführt hatte, ist von dieser Aufgabe entbunden worden“, teilt die Unternehmenssprecherin der GENO mit.

Aufgefallen seien die Fehlbefunde, als der behandelnde Gynäkologe bei zwei seiner Patientinnen festgestellt hat, dass der Krebs nicht wie erwartet auf die Therapie angesprochen hatte. Die Tumore schrumpften nicht so, wie der Arzt erwartet hatte. Daraufhin ließ der Arzt die Befunde der Pathologie noch einmal überprüfen. Ein halbes Jahr hatte niemand im Klinikum Mitte bemerkt, dass in der Pathologie dramatische Fehler passiert waren. Nun begann die Aufarbeitung. Über 500 Befunde der zuständigen Pathologin wurden überprüft. Ergebnis: Die Ärztin habe in 34 Fällen falsche Ergebnisse geliefert.

Weitere Kliniken in Bremen betroffen

Das Klinikum-Mitte ist nicht das einzige betroffene Krankenhaus. Die GENO räumt ein, dass auch eine Patientin am Klinikum Bremen-Nord einen falschen Befund erhalten hat. Deutlich höher ist die Zahl der Betroffenen nach Informationen von buten un binnen am Bremer St.-Josef-Stift. Beide Krankenhäuser hatten Gewebeproben ihrer Brustkrebs-Patientinnen ebenfalls von der Pathologie des Klinikum-Mitte untersuchen lassen – auch dabei kam es offenbar zu Fehlbefunden.

Die betroffenen Frauen sind laut GENO mittlerweile alle informiert. „Die (…) Patientinnen waren in der überwiegenden Mehrzahl nicht unter- sondern überversorgt, so dass sich ihre Prognose nach menschlichem Ermessen durch die Therapie nicht verschlechtert hat“, sagt die Unternehmenssprecherin. Nach Bekanntwerden der Fehlerserie in der Pathologie, habe man ein Vier-Augen-Prinzip bei der entsprechenden Untersuchung eingeführt.

Betroffene Patientinnen prüfen nun rechtliche Schritte

Eine dieser Frauen ist Alexandra Hardorf. Auch sie hat sich einer Therapie mit drastischen Nebenwirkungen ausgesetzt, die teilweise unnötig war. „Ich habe vertraut und dieses Vertrauen wurde so hart gebrochen, dass ich mich total verletzt fühle“, sagt sie. Sie wolle vor allem erreichen, dass solche Fehler künftig nie wieder passieren.

Dieses Thema im Programm:
Bremen EIns, Nachrichten, 2. Dezember 2025, 20 Uhr