Dortmund. Viertes Spiel, vierter Sieg. Das wird Antje Döll überhaupt nicht schmecken. Denn: „Ich habe eine Abneigung gegen gerade Zahlen – nicht nur beim Handball, sondern generell“, verriet die Kapitänin der deutschen Handball-Nationalmannschaft im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Die Lautstärke muss auch immer auf ungerade gestellt sein.“

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Natürlich wird die Seniorin der Mannschaft von Bundestrainer Markus Gaugisch nicht ernsthaft unzufrieden damit sein, dass Deutschland – nach drei Siegen in der Vorrunde – nun auch sein erstes Hauptrundenspiel bei der WM im eigenen Land gewann. Das 36:26 (20:14) gegen die Färöer war ein gelungener Neustart nach dem Umzug von Stuttgart in die Dortmunder Westfalenhalle. Eigentlich hatte Döll mit ihrem Verdruss über Gerades nur erklären wollen, warum sie bei Deutschland die Rückennummer 29 trägt, im Klub die 59 – und früher die 5 hatte: „Hauptsache, die Zahl ist ungerade.“

Xenia Smits ist als Zweitälteste mehr als fünf Jahre jünger

Döll ist mit 37 Jahren die Älteste im Team, Xenia Smits folgt ihr mit fünfeinhalb Jahren Abstand. „Das ist schon Wahnsinn“, sagte Döll lachend. „Aber ehrlich: Ich vergesse das ganz oft, wie jung die anderen Mädels sind. Ich fühle mich nicht wie 37, und viele sehen mich auch nicht wie 37.“ Auch die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht, von denen am Dienstag 7122 (ebenfalls gerade …) in die Halle direkt neben dem Westfalenstadion gekommen waren, in dem sich zeitgleich die elffache Menge das DFB-Pokalspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen (0:1) ansah.

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Döll lieferte wieder einmal ab. Die beste Schützin ihrer Mannschaft ist sie nach diesmal sechs geworfenen Toren mit in Summe 23 Treffern ohnehin. Doch nach den 60 Minuten gegen die Färingerinnen wurde die Linksaußen, die früher trotz ihrer eher schmächtigen Statur tatsächlich am Kreis spielte, zur Spielerin des Spiels (MVP) gewählt.

Player of the match: Antje Döll (l.) nimmt diese Auszeichnung zum zweiten Mal hintereinander mit nach Hause.

Zum zweiten Mal in Folge, denn diese Ehre wurde ihr auch zuletzt schon gegen Serbien zuteil. Wer Döll denn eigentlich an diesem Tag stoppen wolle, war Co-Trainer Frederick Griesbach in der Halbzeit der Vorrundenbegegnung am TV-Mikro gefragt worden. Er grinste breit und antwortete dann: „Der Bundestrainer.“ Denn Gaugisch ließ Döll nach der Pause auf der Bank und dafür Alexia Hauf über außen wirbeln. Gegen die Färöer nun, nach einer Halbzeit mit perfekter Döll-Wurfquote (fünf von fünf), durfte diese etwas länger weitermachen, ehe sie nach drei Vierteln der Partie abgelöst wurde.

Wer die 37-jährige Kriminalkommissarin, die neben dem Handball bei der Sport-Union Neckarsulm Eigentumsdelikte aufklärt, in diesen Tagen während der Nationalhymne beobachtet, sieht, wie wohl sie sich bei dem Turnier und im Kreise ihrer Kolleginnen fühlt. Döll lächelt durchgehend, während sie andächtig der Musik lauscht – und singt. Man sieht der gebürtigen Sachsen-Anhalterin stets an, wie sehr sie diesen Moment genießt.

Ungläubiger Jubel nach dem Schlenzer

Als die sichere und etatmäßige Siebenmeterschützin nach zwei verwandelten Strafwürfen gegen die Färöer ihr erstes Tor aus dem Feld erzielte, schürzte sie beim Jubeln die Lippen. So als könne sie selbst nicht glauben, wie sie den Ball dort gerade wunderschön ins rechte obere Eck gezwirbelt hatte.

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Auf die Frage, ob die überragenden Leistungen seiner Mannschaftsführerin für ihn unerwartet gekommen seien, antwortete Bundestrainer Gaugisch: „Ich bin nicht überrascht, sondern ich freue mich, dass sie diese Konstanz hat. Antje hat kein so einfaches halbes Jahr hinter sich mit dem Insolvenzproblem in Ludwigsburg (der amtierende deutsche Meister, für den Döll spielte, musste sich aus der Bundesliga zurückziehen, Anm. d. Red.). Aber sie präsentiert sich hier in einer Topform – auch außerhalb des Spielfeldes.“ Der MVP-Award sei daher „eine coole Wahl“.

Schon an diesem Donnerstag (18 Uhr, sporteurope.tv) geht es für Deutschland gegen Montenegro weiter, Gaugisch peilt den nächsten doppelten Punktgewinn an. Der würde auch Döll freuen. Zumal es der fünfte wäre.