Der Aufwärtstrend geht weiter – und endlich hat der FC St. Pauli auch mal den Lohn dafür einfahren können. Durch ein verdientes 2:1 (1:0) vor 48.104 Fans bei Borussia Mönchengladbach zog Braun-Weiß ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein, bereits zum dritten Mal binnen fünf Jahren. Erstmals seit 1986 konnten die Kiezkicker im Cup bei einem Erstligisten gewinnen. „Wir sind natürlich wahnsinnig glücklich“, gestand Coach Alex Blessin. „Nicht nur, weil wir ein gutes Spiel gemacht haben, sondern auch, weil wir eine Runde weitergekommen sind.“

Der erste Durchgang lief schon zu großen Teilen ganz nach dem Geschmack der Hamburger. Vor beiden Toren tat sich herzlich wenig, auf beiden Seiten gab es zahlreiche einfache Fehler und dadurch kaum nennenswerte Chancen. Ein Schuss von Kevin Stöger, den Nikola Vasilj sicher parierte (11.), und ein Kopfball von Giovanni Reyna knapp vorbei (16.) – mehr ließen die Gäste nicht zu.

Kiezkicker wirken vom Anpfiff weg stabil

Dass sie dabei selbst kaum gefährlich wurden, bis auf einen Abschluss von Martijn Kaars (18.) lange nichts auf dem Zettel hatten – Nebensache. Es ging darum, ohne Gegentreffer in die Pause zu kommen und Sicherheit mit dem Spielgerät zu bekommen, und das gelang mit jeder weiteren Spielminute immer besser. „Ich glaube wir haben seit Langem mal wieder eines der besten Spiele mit Ball gemacht“, urteilte Hauke Wahl. „Wir haben es geschafft, immer wieder den Gegner in ihre eigene Hälfte zu schnüren, waren gut im Gegenpressing, hatten eine gute Restverteidigung. Das macht ja auch was mit dem Gegner.“

Martijn Kaars bringt St. Pauli in Führung

Nämlich dergestalt, dass in Minute 43 der Borussia-Defensive ein krasser Patzer in Höhe der Mittellinie unterlief, Joel Chima Fujita an die Kugel kam und die mustergültig in den Lauf von Kaars spielte. Der wurde zwar von gleich zwei Gladbachern eingeholt, verzögerte den Abschluss aber geschickt und schob die Murmel flach in die Maschen. Mit dem 1:0 für St. Pauli (43.) wurden die Seiten gewechselt.

Haris Tabakovic trifft den Kiezklub ins Mark

„Eine Führung“, sagte Wahl, „tut uns grundsätzlich gut. Das hatten wir diese Saison ja noch nicht so häufig. Dann ist ein Gegentor nur der Ausgleich.“ Und dieses Gegentor fiel tatsächlich, gleichwohl es sich nicht wirklich angedeutet hatte. Das tangierte Haris Tabakovic freilich maximal am Rande, als er seinen bosnischen Landsmann Nikola Vasilj mit seinem Kopfball keine Chance ließ (57.). Ein Tor, das ein gepeinigtes Team wie St. Pauli aus der Bahn werfen kann. Aber es geschah genau das Gegenteil.

Louis Oppie und Martijn Kaars schossen St. Pauli ins DFB-Pokal-Viertelfinale. IMAGO/pepphoto

Louis Oppie und Martijn Kaars in GladbachLouis Oppie und Martijn Kaars schossen St. Pauli ins DFB-Pokal-Viertelfinale.Louis Oppie wird für Braun-Weiß zum Matchwinner

Die Gäste übernahmen vor allem fußballerisch die Kontrolle, wirkten überhaupt nicht geschockt und schlugen zurück. Wieder war Kaars beteiligt, als er den Ball auf Louis Oppie legte, der einen Schuss mit links antäuschte und mit rechts vollstreckte (83.). Dabei blieb es bis zum Schluss, weil der Kiezklub auch die finale Druckphase der Hausherren ziemlich souverän wegverteidigte.

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„Das war sehr viel besser als zuletzt“, freute sich Eric Smith. „Wenn wir gewinnen, kümmert es uns eigentlich nicht, wie wir gespielt haben. Wir wollten einfach gewinnen, um diese verdammte Serie zu beenden. Aber von der Intensität haben wir einen unglaublichen Auftritt hingelegt.“ Dem konnte sein Coach nur beipflichten. „Wir hatten in den zwei Spielen davor schon angedeutet, zu was wir fähig sind, was Intensität und das Spiel gegen den Ball anbelangt“, befand Alex Blessin.

Jetzt gehe es darum, die Wunden der englischen Woche zu lecken, „gut zu regenerieren und die gleiche Art und Weise in der Bundesliga an den Tag zu legen, um dann dort auch wieder Punkte zu holen. Aber es war ein guter Schritt“.