Das DEL-Schlusslicht greift zum letzten Strohhalm! Die Dresdner Eislöwen haben am Dienstag Neu-Coach Gerry Fleming (58) vorgestellt. In BILD spricht der neue Mann Klartext.
Der Kanadier legt den Finger gleich in die Wunde: „Ich habe es in der Vergangenheit oft erlebt, dass Spieler, die Meister wurden, im Sommer danach nicht so viel gemacht haben. Da zählen dann meist andere Dinge und es werden Kraft-Einheiten vernachlässigt. Daher ist sicher nicht jeder Spieler in der besten Form zurück nach Dresden gekommen. Und ich denke, dort wird man Zeit brauchen, um nachzujustieren.“
Heißt: Gerade die Aufstiegshelden vom Mai sind im Visier. Die Uhren werden nochmal auf null gestellt. Alte Verdienste sind nur etwas wert, wenn der Klassenerhalt diese Saison gelingt.
Dafür muss Fleming den Kampfgeist neu entflammen. „Wir müssen jede Partie um unser Leben spielen“, meint er. Als NHL-Star hat der ehemalige linke Flügelstürmer das bei den Montreal Canadiens selbst vorgemacht. 42 Strafminuten in elf Spielen in der besten Eishockey-Liga der Welt sind schon eher Rowdy-verdächtig.
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Warum wirkt er heute dagegen so ruhig? „Auf dem Eis kann es sich immer erhitzen. Da müssen wir füreinander einstehen. Aber als Trainer braucht man auch Geduld“, grinst Fleming, der noch bis Oktober in Wien hinter der Bande stand, jetzt aber aus Estlands Hauptstadt Tallinn nach Sachsen kommt.
„Meine Frau ist Estin und TV-Moderatorin, hat dort mehrere Fernsehshows“, verrät er. „Sie hat mich gefragt, ob ich mir mit Dresden sicher bin. Da habe ich gesagt: Ich kann es nicht erwarten. Da meinte sie, dass sie mich zu hundert Prozent unterstützt. Sie wird mich hier bei Gelegenheit besuchen, aber die nächsten drei bis vier Wochen dreht sich alles nur um die Mannschaft. Das liebe ich.“
Die Dresdner Eislöwen um Alec McCrea haben zuletzt oft auf die Mütze bekommen
Foto: IMAGO/Eibner
Schon Donnerstag (19.30 Uhr) gibt es in Augsburg sein Debüt. Fleming: „Die Struktur werden wir nicht groß ändern, sondern wie wir in diesem System spielen. Wir schauen uns die Details an: Körperposition, Schlägerhaltung, Zweikämpfe, die Körpersprache und das Positionsspiel. Dafür muss man hart arbeiten.“
Die Reihen sollen nochmal neu gemischt werden. „Wir brauchen mehr Präsenz mit unseren großen Kerlen im Torraum. Dort müssen wir sie hinbringen.“
Der zusätzliche Co-Trainer Craig Streu (57) – beide kennen sich von den Eisbären Berlin – soll den Fokus aufs schwache Powerplay legen, wird zudem an der Unterzahl feilen, die die einzige große Stärke des Tabellenletzten ist.
Videoanalyse jetzt auch in den Drittelpausen
Petteri Kilpivaara, der bisherige Assistent, konzentriert sich mehr auf Videoanalysen, die neuerdings auch in den Drittelpausen eingesetzt werden. „Das war bisher kein Standard hier“, betont Fleming.
Aus seiner Zeit bei den Frankfurt Löwen, die er als Aufsteiger ebenfalls zum Liga-Verbleib brachte, weiß er: „Es ist nicht einfach, diesen Sprung in die DEL zu schaffen. Für manche Zweitliga-Profis war es vielleicht ein Schock zu sehen, was hier wirklich abgeht.“
Gerry Fleming (li.) mit seinem ebenfalls neuen Co-Trainer Craig Streu.
Foto: DRESDNER EISLÖWEN
Von seinem neuen Wohnort ist Fleming alles andere, als geschockt.
„Während meiner Berliner Zeit war ich ja nicht weit weg und kenne auch die Geschichte von Dresden, das im 2. Weltkrieg stark zerstört wurde. Dresden ist eine der schönsten Städte Europas. Der Standort hat sehr hart gearbeitet, um in der DEL zu sein. Darum wollen wir unbedingt dort bleiben.“
Dafür braucht es bei sieben Punkten Rückstand und einem Spiel mehr als Vorletzte Iserlohn fast ein Wunder.
Gerry Fleming: „Ich rede jeden Tag mit Gott und danke ihm. Auch für diese Möglichkeit jetzt. Manchmal bete ich vielleicht auch, dass wir gewinnen.“ Bei den Dresdner Eislöwen käme Hilfe von ganz oben wie gerufen…