Rostock/Güstrow – Es ist einer der erschütterndsten Kriminalfälle Mecklenburg-Vorpommerns: der Mord an Fabian (†8) aus Güstrow. Seit Anfang November sitzt Gina H. (29) in Untersuchungshaft – doch ihr Anwalt ist überzeugt, dass sie dort zu Unrecht festgehalten wird. Am Mittwoch hat das Amtsgericht Rostock entschieden, dass sie weiter in Haft bleibt.
Ein dunkelblauer Transporter der JVA Bützow fährt um 12.50 Uhr in die Tiefgarage vom Amtsgericht Rostock. Zwei Justizbeamte haben die Verdächtige gefahren
Foto: Marlene Gawrisch
Der Verteidiger Andreas Ohm hatte Haftprüfung beantragt. Sein Vorwurf: Die bestehenden Haftgründe beruhen ausschließlich auf Indizien – nicht auf Beweisen. Zu BILD sagte er nach dem Ende der Haftprüfung, dass er noch am Mittwoch Haftbeschwerde einlegen wolle, auf eine Entscheidung vor Weihnachten hoffe. Ohm: „Den Begriff dringender Tatverdacht kann man ziehen wie ein Gummiband.“
Fabian war am 10. Oktober spurlos verschwunden. Vier Tage später fand ausgerechnet Gina H., die Ex-Freundin seines Vaters, die Leiche des Jungen an einem Tümpel. Der Leichnam des ermordeten Jungen war laut Polizei „vermutlich zur Verschleierung der Spurenlage“ angezündet worden.
Fabian (8) aus Güstrow wurde am 10. Oktober ermordet
Foto: Schwarck Media
Kurz vor dem Haftprüfungstermin wurden brisante Aussagen von Zeugen bekannt, die die Verdächtige belasten. Denn nach BILD-Informationen soll die dringend Tatverdächtige bereits mindestens einen Abend vor dem offiziellen Fund des toten Jungen am Tümpel gewesen sein – und zwei Menschen nacheinander genau dorthin geführt haben.
Bekannter will leblosen Körper gesehen haben
Ein Zeuge berichtet, Gina H. habe ihn in der Nacht zum 14. Oktober zum Tümpel geführt – also bevor sie offiziell behauptete, den Leichnam beim Gassigehen entdeckt zu haben. Er sei mit einer Taschenlampe ans Wasser gegangen und habe dort einen reglosen Körper gesehen.
An diesem Tümpel bei Klein Upahl, rund 15 Kilometer von seinem Zuhause entfernt, wurde die Leiche von Fabian entdeckt
Foto: SchwarckMedia AGT
„Sie sagte, es handele sich um Fabian“, so der Zeuge. In derselben Nacht soll Gina H. eine zweite Person an genau diesen Ort geführt haben. Beide Zeugen gelten nicht als Tatverdächtige. Der erste Zeuge ist sicher: Gina H. wollte seine Spuren am Fundort platzieren.
Weitere Zeugin belastet Gina H. schwer
Eine Freundin von Fabians Mutter, Raffaela Jorga (40), berichtet ebenfalls von Widersprüchen. Die Frau, mit der Gina H. angeblich beim Gassigehen war, habe erzählt, dass an jenem Tag alles anders gewesen sei: „Normalerweise haben sie ihre Runden. Und an diesem Tag wurde sie abgeholt, ist dann direkt dorthin gefahren.“ Die Hunde blieben im Auto, als Gina H. schließlich sagte: „Da unten liegt Fabian.“ Die Zeugin fühlte sich – wie die beiden anderen Zeugen – instrumentalisiert: „Als wäre sie ihr Alibi.“
Die Staatsanwaltschaft hält bis heute am dringenden Tatverdacht fest. Harald Nowack von der Rostocker Staatsanwaltschaft zu BILD: „Wir haben den Haftbefehl aufgrund eines dringenden Tatverdachts erlassen, und dieser besteht weiterhin.“