Die Familie eines bei einem Militärangriff in der Karibik getöteten Kolumbianers hat bei einem internationalen Gremium zum Schutz der Menschenrechte eine Beschwerde gegen die US-Regierung eingelegt. Durch den US-Angriff seien die Menschenrechte des getöteten Alejandro Carranza Medin verletzt worden, darunter seine Rechte auf Leben und auf ein ordnungsgemäßes Verfahren, heißt es in der Beschwerde. Das meldeten die Nachrichtenagentur AFP und der britische Guardian.
Die US-Streitkräfte haben seit September in der Karibik und im östlichen Pazifik zahlreiche Boote angegriffen, auf denen angeblich Drogen in die USA geschmuggelt werden sollten. Dabei wurden laut einer AFP-Zählung mehr als 80 Menschen getötet. Der 42-jährige Carranza ist bei einem Angriff am 15. September gestorben. Seine Familie bestreitet, dass der Mann in den Drogenhandel verwickelt war.
Carranza sei als Fischer auf offener See seinem Beruf nachgegangen, als er von der US-Armee getötet wurde, teilen die Angehörigen in der Beschwerde gegenüber der Interamerikanischen Kommission zu Menschenrechten (IAHCR) mit. Das in Washington, D. C. ansässige Gremium ist eine autonome Einrichtung innerhalb der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), der 35 Länder Nord- und Lateinamerikas sowie der Karibik angehören, darunter auch die USA.
Vorwürfe gegen Verteidigungsminister Hegseth
In dem Schreiben machen die Hinterbliebenen auch US-Verteidigungsminister Pete Hegseth schwere Vorwürfe. Dieser habe die Befehle zu „außergerichtlichen Tötungen“ von Menschen in den Booten erteilt, obwohl er die Identität dieser Menschen nicht gekannt habe, schreiben sie. Der linksgerichtete kolumbianische Präsident Gustavo Petro hat sich mit Carranzas Familie solidarisiert und die Angriffe ebenfalls als „außergerichtliche Hinrichtungen“ angeprangert.
© Lea Dohle
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Hegseth steht derzeit wegen Medienberichten über sein Vorgehen bei einem Angriff im September unter Druck. Demnach sollen zwei Überlebende eines Raketenangriffs auf ein Boot bei einem weiteren Beschuss getötet worden sein. Hegseth soll zuvor angeordnet haben, alle Bootsinsassen zu töten.
Der Minister streitet die Vorwürfe ab, die US-Regierung stellte sich hinter ihn. Allerdings gibt es mittlerweile auch Kritik aus Reihen der republikanischen Partei. Zudem äußern Menschenrechtsexperten schon länger Zweifel an der Rechtmäßigkeit des US-Vorgehens in der Karibik. Frankreich warf den USA einen Völkerrechtsbruch vor.
Trump schließt Vorgehen gegen Kolumbien nicht aus
Die USA haben in den vergangenen Wochen ihre Militärpräsenz in der Karibik ausgeweitet. Der linksnationalistische Staatschef von Venezuela, Nicolás Maduro, bezeichnet den von den USA angeführten Kampf gegen den Drogenschmuggel als Vorwand und warnt vor einem Angriff auf sein Land mit dem Ziel, ihn und seine Regierung zu stürzen. Trump genehmigte unter anderem verdeckte Einsätze seines Auslandsgeheimdienstes CIA in Venezuela und behauptete, der Luftraum über dem Land sei geschlossen.
Am Dienstag weitete der US-Präsident seine Warnung aus. Er habe gehört, dass Kolumbien in Fabriken Kokain herstelle, das dann in die USA verkauft werde, sagte Trump nach einer Kabinettssitzung vor Reportern. „Jeder, der das tut und es in unser Land verkauft, muss mit Angriffen rechnen.“ Auf Nachfrage, wen das betreffe, sagte er: „Nicht nur Venezuela.“
Kolumbiens Präsident Petro warnte Trump daraufhin, er solle die Souveränität seines Landes nicht bedrohen. „Angriffe auf unsere Souveränität sind eine Kriegserklärung“, schrieb er in sozialen Netzwerken.
USA und Lateinamerika
Z+ (abopflichtiger Inhalt);
Konflikt zwischen USA und Venezuela:
„Krieg gegen Venezuela ist nicht der beste Weg zum Friedensnobelpreis“
Z+ (abopflichtiger Inhalt);
Lateinamerika:
Der neue Hinterhof des Donald Trump
Z+ (abopflichtiger Inhalt);
Pete Hegseth:
War’s das für den Kriegsminister?