Beate Zschäpe in Dresden

Bei einer Frage der Richterin wird sie laut

03.12.2025 – 15:44 UhrLesedauer: 3 Min.

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Beate Zschäpe (Archivbild): Am Mittwoch hat die 50-Jährige vor dem Oberlandesgericht Dresden ausgesagt. (Quelle: Peter Kneffel/dpa-Pool/dpa/dpa)

Die verurteilte NSU-Terroristin sagte als Zeugin gegen ihre frühere Vertraute Susann E. aus. Dabei überraschte sie mit einem Satz zu ihrem eigenen Urteil.

In Handfesseln, flankiert von drei Justizbeamtinnen betritt Beate Zschäpe den Gerichtssaal des Oberlandesgerichts Dresden. Aus dem gut gefüllten Zuschauerraum, wo auch Angehörige von mindestens einem NSU-Opfer sitzen, sind alle Blicke auf die 50-Jährige gerichtet. Stundenlang sagt Zschäpe am Mittwoch im Prozess gegen ihre einstige Freundin und mutmaßliche NSU-Unterstützerin Susann E. aus – zeigt etwas Reue, aber auch viele Erinnerungslücken.

Seit 14 Jahren sitzt Zschäpe hinter Gittern. Zunächst in Untersuchungshaft, im Juli 2018 wurde sie dann im Münchner NSU-Prozess als Mittäterin der Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) an neun Migranten und einer Polizistin zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Außerdem stellte das dortige Oberlandesgericht die besondere Schwere der Schuld fest, was eine vorzeitige Haftentlassung unmöglich macht.

Mit ihr wurden insgesamt vier NSU-Helfer, darunter auch André E., der Ehemann der in Dresden Angeklagten Susann E., zu Strafen zwischen zweieinhalb und zehn Jahren verurteilt. Alle Urteile sind rechtskräftig.

Seitdem hörte die Öffentlichkeit nicht viel von Zschäpe, die im Frauengefängnis Chemnitz ihre Haftstrafe verbüßt und dort nach eigener Aussage eine Ausbildung als Näherin macht. Ihr Zeugenauftritt in Dresden wurde daher mit besonderer Spannung erwartet.

In Jeans, schwarzen Turnschuhen, dunkler Bluse und mit langen gelockten Haaren antwortet Zschäpe mit kräftiger Stimme auf Fragen der Vorsitzenden Richterin Simone Herberger. Es geht um das Kennenlernen des NSU-Trios und das Leben im Untergrund.

Für die Justiz ist es vielleicht die letzte Möglichkeit, das Umfeld des NSU-Trios zu erhellen und die Frage, welche Unterstützung die Zelle bei ihren rechten Gewalttaten und beim jahrelangen Leben im Untergrund hatte. „Wir haben die Hoffnung, dass es gelingt, die eine oder andere Antwort zu finden“, sagte Bundesanwalt Kai Lohse am Rande des Prozesses.

Doch wenn die Vorsitzende Richterin Herberger detaillierte Fragen stellt, dann gibt Zschäpe Erinnerungslücken vor oder klingt fast patzig. Ein ums andere Mal bremst sie die Befragung aus: „Was hat das jetzt mit Frau E. zu tun?“, fragt sie etwa. Sie habe sich nicht darauf eingestellt, „vom Urschleim“ zu erzählen. „Ich habe das Gefühl, dass ich auf der Anklagebank sitze“, sagt Zschäpe mit lauter Stimme. Die Vorsitzende Richterin erwidert darauf in ruhigem Ton: „Sie sind einzige Überlebende, sie sind Zeugin.“

Auch ihre einstige enge Freundin will sie E. offenkundig nicht übermäßig belasten. Sie bestätigt, dass die heute 44-Jährige ihr während des Lebens im Untergrund in Zwickau ihre Identität unter anderem für Arztbehandlungen und Reisen mit der Bahncard lieh und bei der Mietung eines für einen Raubüberfall benutzten Wohnmobils dabei war.

Auch von den Banküberfällen von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos habe E. gewusst – von wem, darüber macht Zschäpe widersprüchliche Angaben. Von den Bombenanschlägen und Morden will Zschäpe „ihr nichts erzählt“ haben. Ohnehin habe das Trio Fragen nach dem konspirativen Leben möglichst „abgewiegelt“.