Stand: 03.12.2025 16:01 Uhr

„Dark Room“ in der Elbphilharmonie Hamburg: Das Orchester im Treppenhaus spielte live zur Lesung eines Hörspiels mit den Sprechern Martin Kautz und Timmo Niesner im Dunkeln. Das war am Dienstag ein außergewöhnliches Sinneserlebnis im Kleinen Saal.

von Danny Marques Marçalo

Auf ein Konzert zu gehen und dann nichts sehen zu können. Im kleinen Saal der Elbphilharmonie Hamburg war das jetzt so gewollt. 500 Leute sitzen im Saal und alle tragen Schlafmasken. „Dark Room“ heißt das Konzertprojekt vom Orchester im Treppenhaus aus Hannover. Dabei soll das Publikum sich komplett auf seine Sinne verlassen, während das Orchester spielt und professionelle Leser eine Geschichte vorlesen.

Expedition zum Südpol mit Orchester und Sprechern

Hamburg und die Elbphilharmonie sind plötzlich am Südpol. Das Orchester spielt und die Sprecher Martin Kautz und Timmo Niesner, bekannt als Frodo in „Herr der Ringe“, lesen einen Text über das historische Rennen zum Südpol zwischen dem Engländer Scott und dem Norweger Roald Amundsen, 1911.

Ich und meine Mannschaft, wir kehrten nicht zurück, der Winter hat uns eingeholt. Die Dunkelheit, das Schwarz. Ewiges Schwarz.

Treppenhausorchester ist gut für Überraschungen

Sehen kann das Publikum nichts davon. Sie alle haben Schlafmasken auf, die direkt beim Reinkommen ins Foyer des kleinen Saals verteilt werden. „Wir sind das Empfangskommittee, wir haben Schlafmasken für Sie. Das Treppenhausorchester ist immer für Überraschungen gut.“

Die Silhouetten von zwei Frauen und einem Mann am 24.11.2012 im Dunkeln.

Thomas Posth, der Künstlerische Leiter des „Orchesters im Treppenhaus“ aus Hannover, erklärt, was hinter Formaten wie „Dark Room“ steckt.

Orchester im Treppenhaus mit ungewöhnlichen Liveerlebnissen

Thomas Posth ist der künstlerische Leiter und Dirigent des Orchesters. Das Ziel dieses Musikprojekts ist es, ungewöhnliche Liveerlebnisse zu schaffen, sagt er. „Die gar nicht wiederzuerkennen sind. Wir spielen die Dark-Room-Konzerte, aber auch Clubmusik, wo 1.000 Leute tanzen. Oder wir spielen mit dem Streichquartett für eine Person. Wir suchen die ganze Zeit nach Möglichkeiten, wie wir klassische Musik so berührend wie möglich spielen können.“

Gäste werden von Musikern zum Platz geführt

Ein Konzertsaal mit Sitzplätzen, auf denen schon Menschen sitzen.

Die Gäste sehen nichts mehr und werden von Musikerinnen und Musikern in den Saal geführt.

Organisatorisch ist das nicht so einfach. An diesem Abend sollen die Menschen den Saal nicht sehen. Die Gäste werden von den Musikern vor dem Konzert im Foyer abgeholt und in Gruppen aufgeteilt. Die Besucherinnen und Besucher setzen ihre Schlafmasken auf, legen die Hand auf die Schulter der Person vor ihnen und watscheln in einer Reihe in den Saal, angeführt von einem Musiker oder einer Musikerin.

Asya Fateyeva begleitet das Orchester

Saxofonistin Asya Fateyeva steht auf der Büher Bühne.

Das Orchester im Treppenhaus spielt zusammen mit Asya Fateyeva im kleinen Saal der Elbphilharmonie, dabei trägt das Publikum Schlafmasken.

90 Minuten dauert die Show. Unterstützt wird das Orchester an diesem Abend von der Saxofonistin Asya Fateyeva.

Immer wieder ist die Musik die Untermalung des fürchterlichen Wetters bei der Expedition. Dazu geht das Orchester an einer Stelle mit den Instrumenten ins Publikum.

Die letzten Minuten sieht das Publikum doch noch was

Kurz vor Schluss, als Forscher Scott einsieht, dass er nicht überleben wird, ruft er: „Nehmt doch die Schneebrillen ab!“ Das ist das Signal für das Publikum, um die Schlafmasken abzunehmen. Die letzten Minuten sehen sie also doch noch etwas.

Es ist ein mitreißender Abend, die Gäste sind begeistert: „Ich fand das war sehr eindrücklich.“ „Dark Room“ ist ein außergewöhnliches Erlebnis für die Sinne. Originell, emotional und wuchtig. Dark Room – Konzert und Lesung ohne Blickkontakt, dafür stehen aktuell keine Termine mehr an.

Das Orchester im Treppenhaus ist im Thalia Theater Hamburg zu sehen: ab dem 8.Dezember mit „Was ihr wollt“.

Screenshot

Ein Film von 1961 über den Südpol-Entdecker anlässlich des 50. Jahrestages der Expedition.

Ein Orchester spielt im Kreis, während Menschen in Liegestühlen um es herum sitzen.

Klassische Musik an ungewöhnlichen Orten kann im Norden derzeit beim elftägigen Treppenhausfestival erlebt werden – nebst neuer App.

Ein Mann steht vor einem Dirigentenpult und dirigiert. Seine Arme sind angewinkelt und er trägt seine Haare zu einem Dutt.

Das „Orchester im Treppenhaus“ macht neugierig auf klassische Musik – vor allem mit Darkroom-Konzerten. Leiter Thomas Posth spricht über sein Konzept.

Mitglieder des Orchesters stehen in einer alten Werkshalle

Im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals hat die Formation Klassikfans in Lübeck zum Tanzen gebracht.

Screenshot

Anti-Rakete „Zeus“; Roald Amundsen; Kosten der Verteidigungspolitik

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