Wladimir Putin

Stand: 04.12.2025 19:19 Uhr

Während die Ukraine und ihre Verbündeten auf weitere Verhandlungen für ein Kriegsende setzen, hat Kremlchef Putin gedroht, den gesamten Süden der Ukraine zu erobern. Dabei nutzte er einen Kampfbegriff, der aus dem 18. Jahrhundert stammt.

Während die USA und die Ukraine weiter über Eckdaten eines Friedensplans sprechen wollen, hat der russische Präsident Wladimir Putin mit weiteren Eroberungen in der Südukraine gedroht.

Der Donbass und „Neurussland“ würden auf jeden Fall an Russland fallen, sagte der Kremlchef dem Fernsehsender India Today vor einem zweitägigen Staatsbesuch in Indien. „Entweder befreien wir diese Territorien militärisch. Oder die ukrainischen Truppen verlassen diese Territorien und hören auf, dort zu kämpfen“, sagte Putin der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Begriff aus Zeiten zaristischer Expansion

Im Sprachgebrauch des Kreml bezeichnet „Neurussland“ meist den Süden der Ukraine und damit eine Region, die während der Expansion des Zarenreichs im 18. Jahrhundert so genannt wurde.

Dazu zählen die heutigen ukrainischen Gebiete Saporischschja und Cherson, die Russland in seinem Angriffskrieg bereits teilweise besetzt und völkerrechtswidrig als annektiert erklärt hat. Aber auch die ukrainischen Gebiete Mykolajiw und Odessa zählen dazu, die Russland weder erobert noch als annektiert erklärt hat. 

Schon am Dienstag hatte der Kremlchef damit gedroht, Russland könnte die gesamte ukrainische Südküste erobern. Hintergrund waren ukrainische Angriffe auf russische Tanker im Schwarzen Meer.

Putin lobt Trumps Vermittlungsversuche

Putin äußerte sich auch erstmals selbst zu dem Treffen mit den US-Unterhändlern Steve Witkoff und Jared Kushner am Dienstag in Moskau. Es seien alle Punkte des vorgestellten US-„Friedensplans“ besprochen worden, aber Moskau sei nicht mit allen einverstanden.

Der Kremlchef lobte die Vermittlungsversuche von US-Präsident Donald Trump für ein Ende des Krieges in der Ukraine, sagte aber: „Es ist keine leichte Aufgabe zu erreichen, dass zwei Konfliktparteien einen Konsens finden.“

Russland: Wollen nicht zurück in G7

Putin hat bislang jeden Versuch, den Krieg gegen die Ukraine zu beenden, abgewiesen. Trotz Schuldzuweisungen in Richtung der Ukraine und ihrer europäischen Verbündeten zeigt der Kreml bislang kein Interesse an einer diplomatischen Lösung. Von seinen Maximalforderungen ist Russland seit Beginn des Angriffskriegs nicht abgerückt.

Einem Vorschlag in dem US-Plan erteilte Putin nun öffentlich eine Absage: Russland wolle nicht in die Siebenergruppe großer Industrienationen (G7) zurückkehren, sagte er. Die Atommacht Russland war 1998 nicht wegen ihrer Wirtschaft, aber wegen ihrer politischen Bedeutung in die Staatengruppe aufgenommen worden. Nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 wurde Russland ausgeschlossen. Der US-Plan schlug vor, die Gruppe wieder zur G8 zu erweitern.

US-ukrainische Verhandlungen in Florida?

Nach US-Medienberichten wollen Witkoff und Kushner die ukrainischen Unterhändler heute (Ortszeit) in Miami in Florida über ihren Besuch im Kreml unterrichten. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stellte neue Gespräche in Aussicht.

„Wir bereiten Treffen in den Vereinigten Staaten vor“, sagte er am Mittwochabend in einer Videobotschaft. Demnach soll eine Delegation um den Sekretär des nationalen Sicherheitsrats, Rustem Umjerow, und Generalstabschef Andrij Hnatow die Gespräche führen.

Putin besucht Partnerland Indien

Der Kremlchef war am Abend (Ortszeit) in Indiens Hauptstadt eingetroffen, wo Premierminister Narendra Modi ihn mit einer Umarmung begrüßte. Putins Besuch im langjährigen Partnerland Indien ist der erste seit der russischen Invasion in die Ukraine vor mehr als dreieinhalb Jahren.

Nach einem privaten Abendessen werden Modi und Putin am Freitag zum 23. indisch-russischen Gipfeltreffen zusammenkommen. Im Vordergrund stehen die bilateralen Beziehungen in den Bereichen Handel, Energie und Verteidigung. 

Beide Atommächte streben einen Ausbau ihrer „besonderen und privilegierten strategischen Partnerschaft“ an. Geplant ist nach russischen Angaben die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung und einer Reihe politischer und wirtschaftlicher Dokumente. Zum Krieg in der Ukraine hat sich Indien bisher neutral verhalten. Das Land hat historisch gewachsene gute Beziehungen zu Russland, unterhält aber auch gute Beziehungen zu westlichen Ländern.