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Die Stadt hat eine Strategie bis 2040 vorgelegt. Besonders eine Idee aus der Bürgerbeteiligung empört CDU und Innenminister Poseck.
Frankfurt – Der Frankfurter Magistrat hat eine Strategie zur Weiterentwicklung des Bahnhofsviertels bis zum Jahr 2040 beschlossen. Entwickelt haben es Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) und Sicherheitsdezernentin Annette Rinn (FDP). In dem Strategiepapier hat sich die Stadt acht Ziele gesteckt.
Das Bahnhofsviertel soll auch jenseits des Open-Viertel-Festes einladender werden. © Rolf Oeser
So soll beispielsweise die Gentrifizierung begrenzt und soziale Vielfalt die Stärke des Viertels werden. Dies soll durch genossenschaftliche Wohnprojekte und die Förderung von Kultur-Events und Wirtschaft erreicht werden.
Zudem soll die Aufenthaltsqualität gesteigert werden, etwa durch eine Verbesserung der Situation am Kaisertor und die Umnutzung von Parkplätzen für Außengastronomie und selbst gebaute Sitzmöglichkeiten.
Stadt Frankfurt setzt sich acht Ziele für das Bahnhofsviertel
Durch repressive Maßnahmen der Polizei, mehr Toiletten und eine bessere Taktung der Müllfahrzeuge soll die Sicherheit erhöht werden.
Den sozialen Zusammenhalt der ansässigen Familien mit Unterstützungs- und U3-Angeboten zu fördern, ist ein weiteres Ziel. Für Kinder und Jugendliche soll der Zugang zum Mainufer einfacher werden und der Schulhof am Nachmittag genutzt werden können.
Ebenso soll es Suchtkranken und Obdachlosen besser gehen, etwa durch die zeitgemäße Weiterentwicklung des „Frankfurter Wegs“ der Drogenpolitik oder das Attraktivermachen des Karlsplatzes.
Ein weiteres Ziel ist die Nutzungsmischung. Der Arbeitsstandort für Unternehmen soll attraktiv werden, die Erdgeschosse der Häuser etwa durch Gastronomiebetriebe genutzt werden. Das Bahnhofsviertel soll verkehrsberuhigt werden und schließlich – als achtes Ziel – ein besseres Image bekommen. Dafür seien ortsansässige Unternehmen einzubeziehen.
Opposition stört sich am „Rauschmuseum“
Beim letzten Punkt, der mit Eigenwirksamkeit und verbesserter Kommunikation überschriebenen Imageverbesserung, gibt es die Idee, ein „Rauschmuseum“ zu schaffen. Dieser Vorschlag entstand in einem der Workshops mit Anwohnerinnen und Anwohnern, Geschäftsleuten sowie städtischen Ämtern im Vorfeld der Erstellung der Strategie. Es soll ein Ort sein, „an dem die Geschichte und die (zukünftige) Entwicklung des Umgangs mit Drogen und Suchterkrankten dokumentiert und immer wieder neu verhandelt wird und an dem Aufklärung und Prävention betrieben werden“.
Diese Idee kommt in der Stadt- und Landespolitik gar nicht gut an. So spricht der CDU-Fraktionsvorsitzende Nils Kößler von einem völlig verfehlten Signal für das Frankfurter Bahnhofsviertel. Er kritisiert eine Inszenierung und Verharmlosung der Problematik. Gerade zur Drogenpolitik bleibe das Papier ansonsten „erschreckend vage“. Die BFF-BIG-Fraktion spricht von einem „Aprilscherz im Dezember“.
Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) schreibt: „Skurrile oder naive Gedanken, wie die Schaffung eines Rauschmuseums, helfen nicht weiter.“ Er fordert ein Gesamtkonzept für das Quartier und wirbt erneut für das bekannte Sieben-Punkte-Programm der Landesregierung.