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Das Gastropaar Tara und Maurice Mohn mit Sohn Henry in ihrem L’Huitre an der Schweizer Straße © Andrea Moeller
Das „L‘Huitre“ hat an der Schweizer Straße eine eigene Bistrokultur etabliert
Ein Bistro wie das „L’Huitre“ würden die meisten Gäste eher im Westend vermuten. Schließlich ist Sachsenhausen vor allem für seine Apfelweinkneipen und Lokale mit bodenständiger Küche bekannt. Trotzdem haben sich Tara Mohn und Ehemann Maurice entschieden, ihre „Auster“ dort zu eröffnen.
Am Main geboren
Beide sind gebürtige Frankfurter, sie kommt aus dem Westend, er aus Sachsenhausen. Ihre Wege führten jedoch immer wieder nach Belgien und Frankreich. „Taras Mutter ist halbe Belgierin, mein Vater halber Franzose“, erzählt der Gastronom. In Frankreich entwickelte das Paar nicht nur ein Faible für die landestypischen Produkte, sondern auch für die Aperitif-Kultur. Am frühen Abend ein Glas Wein zu trinken und ausgewählte Häppchen zu verspeisen, gehöre dort zur Lebensart. Nun auch hier: „Das Huitre ist unser kleines Stück Frankreich in Frankfurt“, sagt Tara Mohn.
Dass sie ihr Lokal ausgerechnet an der Schweizer Straße eröffneten, war dennoch Zufall: Die Räume wurden frei, die Größe stimmte, die Lage auch. Austern standen ursprünglich nur als Akzent auf der Karte. Doch schnell zeigte sich, dass der Appetit darauf weit größer war. „Austern sind, abgesehen von den Getränken, unser meistverkauftes Produkt. Damit hatten wir anfangs nicht gerechnet“, so Tara Mohn. Heute gehören die Fines de Claire und Gillardeau zum Standardangebot. Erstere empfehle sie allen Gästen, die noch keine Auster probiert hätten, während die Gillardeau fleischiger und etwas nussiger im Nachgeschmack sei.
Die Muscheln kommen an. „Unsere Gäste sind zwischen 20 und 70“, berichtet Maurice Mohn. „Viele stammen aus dem Viertel, andere reisen bewusst an, auch aus Mainz und Wiesbaden.“ Unter der Woche bleibt es entspannt, am Samstag dagegen herrscht fast ein bisschen Partystimmung in der Mischung aus Bistro und Feinkostladen.
Das ursprüngliche Fifty-Fifty-Konzept hat sich rasch verschoben. „Mittlerweile sind es 90 Prozent Gastronomie und 10 Prozent Feinkost“, so Tara Mohn. Doch die Regale mit französischen Produkten sind mehr als Dekoration, besonders vor Weihnachten oder anderen Festen. Da seien ihre Präsentkörbe sehr gefragt.
Croque Monsieur und Blinis mit Kaviar
Die Speisekarte wurde ebenfalls erweitert. Neben Austern, Croque Monsieur sowie Käse- und Aufschnitt-Platten gibt es Sardinen mit Brot und Butter, Blinis mit Kaviar und andere wechselnde Kleinigkeiten. Für Gruppen bereitet der Inhaber und Küchenchef nach Vorbestellung Quiche Lorraine zu. Außerdem finden regelmäßig Events statt, beispielsweise Schaumwein- oder Champagner-Tastings, „für die wir kleine Speisen wie Austern-Tatar entwickelt haben.“ Eine Mitarbeiterin backe zudem Tarte au Caramel, die häufig bei privaten Feiern im Lokal serviert werde.
Die Räume sind überschaubar und funktionieren dadurch gut für kleine Feste. „Unsere Fläche lässt sich exklusiv mieten“, sagt Tara Mohn. 40 bis 50 Personen finden genug Platz. Etwa für Hochzeitsfeiern. Das Gastropaar selbst hat 2024 geheiratet und im vergangenen Sommer sein erstes Kind bekommen – einen kleinen Sohn namens Henry.
Für die jungen Eltern steht bald ein weiteres Kapitel an: Ab Februar wollen sie im Huitre ein Frühstücks-Pop-up betreiben. Drei Monate lang soll es von montags bis freitags zwischen 10 und 15 Uhr French Toast, Oeufs Cocotte, Kuchen und Desserts geben, abgerundet durch Café au Lait, Espresso und Co.
Inzwischen hat sich das Lokal etabliert. Wahrscheinlich ist es die Mischung aus französischen Wurzeln und lokaler Verbundenheit, die das Konzept hier so erfolgreich macht. Durch Austern, Aperitif und kleine Gerichte hat sich das Bistro zu einer Adresse entwickelt, die den Stadtteil bereichert.