Wenn Seidou Karidio sein Heimatland Niger besucht, fährt er immer auch in das Dorf, in dem er aufgewachsen ist. Denn in Gothèye hat der Vorsitzende der „Afrika Kooperative Münster“ vor etwa drei Jahren zusammen mit dem Verein „Solidarität Niger“ und einem lokalen Verein das „Zwiebel-Projekt“ ins Leben gerufen, um den Menschen vor Ort zu ermöglichen, das zum Leben Nötigste selbst zu produzieren – nämlich Nahrungsmittel.
Der westafrikanische Binnenstaat Niger zählt laut Bundesentwicklungsministerium zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Hälfte der Bevölkerung lebt demnach von weniger als zwei Euro am Tag. Die Lebenserwartung ist mit 54 Jahren niedrig, die Kindersterblichkeit dagegen hoch: 11 Prozent der Kinder erleben ihren fünften Geburtstag nicht. Schulen fehlen, die Alphabetisierungsrate ist entsprechend niedrig.
Grundlage zum Überleben
Politische Konflikte und der Klimawandel erschweren das Leben in Niger zusätzlich. Dürren und Überschwemmungen vernichten immer wieder Ackerland. „In unserer Region ist es extrem trocken“, erzählt Seidou Karidio über das Dorf Gothèye in der südlichen Sahelzone am Fluss Niger.
Dort hilft die „Afrika Kooperative Münster“ in dem „Zwiebel-Projekt“ vor allem Frauen, oft Witwen ohne Einkommen, durch Landwirtschaft ein geringes Einkommen und somit eine Grundlage zum Überleben zu erwirtschaften. Auf einem über 20 Hektar großen Gebiet bauen sie abgesehen von Zwiebeln auch rote Paprika, Kartoffeln, Gewürze, Erdnüsse und – entlang des Flusses Niger – Nassreis an. Niger gehört zu Westafrikas größten Exporteuren von Zwiebeln – daher der Projektname.
Die Projekte
Der Niger, mit 4180 Kilometern Länge Afrikas drittlängster Fluss, ist eine essenzielle Lebensader, deren Potenzial aber vielerorts noch immer nicht vollständig ausgeschöpft wird.„Der Fluss ist da, direkt vor ihnen. Aber wir haben nicht genug Wasserpumpen, um das Flusswasser auf die trockenen Ackerflächen zu transportieren“, erklärt Karidio, der für sein Engagement mit der „Afrika Kooperative“ schon mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden ist. Neben Pumpen sollen mithilfe der Spendengelder Dünger, Saatgut und Material angeschafft werden. „Und wir brauchen dringend eine Lagerhalle, um das Gemüse bis zum Weitertransport vor der Witterung und vor Tieren zu schützen“, sagt Karidio.
Ein paar gibt es schon, aber das „Zwiebel-Projekt“ benötigt mehr Pumpen, um das Wasser des Flusses Niger auf die Felder zu bringen. Foto: Afrika Kooperative Münster e.V.
Karidio will selbst vor Ort dafür sorgen, dass die Hilfe aus Münster zielgerichtet in dem Projekt ankommt, wie er sagt. Die finanzielle Entwicklungshilfe des Bundes sieht er hingegen kritisch, da zu viel von der Hilfe im politisch instabilen Geflecht Nigers versickere, sagt der 58-Jährige, der seit Anfang der 1990er-Jahre in Münster lebt und seit vielen Jahren bei der Deutschen Rentenversicherung arbeitet.
WN-Spendenaktion: Vier Projekte, ein Konto
Foto:
Das Spendenkonto bei der Sparkasse Münsterland Ost hat die
IBAN: DE 43 4005 0150 0000 0088 88
Vier Projekte stehen zur Auswahl:
▶ Guatemala
▶ Afrika-Kooperative
▶ Augenlicht
▶ Winnyzja
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„Besser ist es, direkt vor Ort etwas zu tun“, sagt Seidou Karidio. Wenn er in Niger ist, kaufe er beispielsweise vor Ort Schulbücher und stelle diese den Schülern zur Verfügung, anstatt Geld zu schicken.
Seidou Karidio (r.), Vorsitzender der „Afrika Kooperative Münster“, hat Schulbücher und Stifte für die Schulkinder in Gothèye besorgt. Foto: Afrika Kooperative Münster e.V.
Denn neben dem Zwiebel-Projekt helfe der Verein aus Münster auch mit Schulbänken und Lernmaterialien aus. Die Armut und Hungersnot von heute zu bekämpfen, sei das eine, das andere sei es, eine bessere Zukunft für die Kinder zu ermöglichen.
Wegen der sehr hohen Geburtenrate (Fertilitätsrate von 6,6) ist Niger ein Land mit vielen jungen Menschen. 49 Prozent der Bevölkerung sind laut BMZ unter 15 Jahre alt. Weil Schulen fehlen oder Kinder, vor allem Mädchen, sie nicht besuchen können, liegt die Alphabetisierungsrate demnach nur zwischen 21 und 33 Prozent. Foto: Afrika Kooperative Münster e.V.
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