Ein „Aufschrei“ sei durch ihre Reihen gegangen, sagt die Architektin Christina Patz. Zunächst, als über einen Neubau anstelle des Strafjustizzentrums geredet wurde, und dann nochmals, als der Verkauf angekündigt wurde. Petz gehört zu den „Architects for Future“, die sich für Klimaschutz beim Bauen einsetzen, und sie spricht bei der jüngsten Sitzung des Klimarats vom alten Justizkomplex an der Nymphenburger Straße.
Weil Gerichte und Staatsanwaltschaft im kommenden Jahr an den Leonrodplatz ziehen sollen, benötigt der Freistaat die alten, grün-grauen Gebäude aus den 70er-Jahren nicht mehr. Die Staatsregierung will das Areal verkaufen, Klimaschützer kämpfen dagegen. Zugleich werben die Grünen für die Idee, das Kulturzentrum „Fat Cat“ vom Gasteig an die Nymphenburger Straße umzusiedeln.
Gäbe es im Klimarat eine Abstimmung, die Mehrheit wäre sicherlich groß für den Verbleib des Areals in öffentlicher Hand, für einen Erhalt und eine künftige Nutzung mit günstigen Wohnungen und Flächen für die Allgemeinheit. Allein, über die Zukunft entscheidet nicht dieses Gremium, sondern die Staatsregierung aus CSU und Freien Wählern.
Die Architektin und Klimaaktivistin Patz appelliert an sie, den Umgang mit dem Areal zum Vorbild zu machen für nachhaltige Umnutzung. Damit würde der Freistaat auch seiner sozialen Verantwortung gerecht, weil die Wohnkosten geringer wären als in einem Neubau. Obendrein würden bei Erhalt wesentlicher weniger Treibhausgase emittiert als bei Abriss und Neubau.
Klimarätin Lena Willimek von der Initiative „Abbrechen abbrechen“ fordert ein Mitwirken der Bürgerschaft bei der Zukunftsplanung. Es gelte, in einem transparenten Prozess Räume für gemeinwohlorientierte Nutzung zu schaffen. Der Freistaat sei als Eigentümer zwar hauptverantwortlich, aber die Stadt dürfe sich nicht heraushalten.
ExklusivVorschlag aus der Landtags-CSU
:Im Streit über das Strafjustizzentrum könnte sich eine Lösung anbahnen
Der vom Freistaat geplante Verkauf des Komplexes an der Nymphenburger Straße stößt auf heftigen Widerstand. Doch was ist die Alternative? Ein CSU-Landtagsabgeordneter hat eine Idee, die auch beim politischen Gegner auf Interesse stößt.
SZ PlusVon Sebastian Krass
Sicher ist, bis das 50 000 Quadratmeter große Grundstück eine neue, dauerhafte Nutzung gefunden hat, werden Jahre vergehen. Was passiert in der Zwischenzeit? Die Rathausfraktion von Grünen/Rosa Liste/Volt bringt mit einem Stadtratsantrag eine Idee offiziell ins Spiel: Das „Fat Cat“, der Kosmos aus Kreativen und Kunstschaffenden, der kommendes Jahr nach Ende der Zwischennutzung aus dem Gasteig ausziehen muss, könnte ins Strafjustizzentrum weiterziehen – oder in den Studiobau des Bayerischen Rundfunks.
Diese Szene brauche „dauerhaft bezahlbare Räume“, sagt Grünen-Stadtrat David Süß. „Deswegen müssen wir uns besonders ins Zeug legen und aktiv suchen.“ Der Studiobau und das Strafjustizzentrum könnten eine Chance bieten, die „sollten wir nutzen“, so Süß.
Beim Strafjustizzentrum stoßen die Grünen bei der CSU im Landtag auf Wohlwollen. „Ich bin begeistert von dem, was sich unter dem Namen Fat Cat im alten Gasteig entwickelt hat“, sagt der Abgeordnete Jürgen Baumgärtner, der als Vorsitzender des Bauausschusses eine wichtige Rolle in Immobilienfragen hat. Die Idee, dass das „Fat Cat“ ins Strafjustizzentrum ziehen könnte, finde er „sehr gut“, sagt Baumgärtner, „und je länger ich darüber nachdenke, desto besser finde ich sie“. Vielleicht könnte man dort sogar eine dauerhafte Bleibe für diese „tolle Community“ schaffen.
