Dieter Bohlen ist zutiefst enttäuscht von Bundeskanzler Friedrich Merz. Vieles sei versprochen, aber nicht gehalten worden, sagt der Musikproduzent in einem Interview. Er kritisiert EU-Regularien – und den Umgang mit der AfD.
Musikproduzent Dieter Bohlen hat Bundeskanzler Friedrich Merz und den politischen Umgang mit der AfD scharf kritisiert. In einem Interview mit der „Bild“-Zeitung warf der „DSDS“-Juror dem CDU-Politiker vor, als Kanzler Erwartungen enttäuscht zu haben und sich in der Koalition mit der SPD nicht ausreichend durchzusetzen. Zugleich plädierte er für einen anderen Umgang der etablierten Parteien mit der AfD.
Bohlen berichtete, er habe noch vor einem Jahr große Hoffnungen mit dem heutigen Kanzler verbunden. „Wie viele Deutsche bin ich enttäuscht“, sagte Bohlen nun. Vieles sei versprochen, aber nicht gehalten worden, teils habe es eine „Rolle rückwärts“ gegeben, weil der kleinere Koalitionspartner SPD andere Positionen vertrete. Dass CDU und SPD sich im Wahlkampf „wie die Kesselflicker“ beschimpft hätten und jetzt eine Koalition bildeten, könne nicht funktionieren.
Von Merz forderte Bohlen mehr Führungskraft in der Regierung. Der Kanzler müsse eine „Meinungsvormacht“ haben und „auch mal auf den Tisch hauen“, sagte er. Es könne nicht sein, dass sich in der Koalition immer der kleinere Partner durchsetze. Deutschland bewege sich aus seiner Sicht in Richtung Planwirtschaft. „Bei der EU wurden 20 Millionen Wörter für neue Regulierungen geschrieben. So ein System kann nicht funktionieren. Der Mittelstand wird nur noch drangsaliert.“
Als Ratschlag für Merz’ Kurs nannte Bohlen unter anderem „weniger Staat“, „mehr Eigenverantwortung“ und eine stärkere Unterstützung des Mittelstands. Einen passenden Kanzlerkandidaten sieht er derzeit nicht. Die fähigsten Leute wollten gar nicht in die Politik, meinte er.
Vor allem die Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre kritisierte Bohlen in dem Interview. „Ich bin oft im Ausland und erlebe, wie alle über Deutschland den Kopf schütteln. Sie fragen mich: Was macht ihr da politisch?“ Früher sei Deutschland Exportweltmeister gewesen, jetzt produzierten chinesische Firmen bessere Autos. „Heute haben wir keine Regierung, sondern eine Blockierung. Wir haben in der Wirtschaft unsere Innovationen verloren.“
Dieter Bohlen: „Die Linke lässt man alles sagen. Die AfD gar nichts“
Ausführlich äußerte sich Bohlen auch zum Umgang mit der AfD. Man habe „alles versucht: Parteiverbot, mediale Brandmarkung“, sagte er. Das habe die Partei nur interessanter gemacht. „Ich bin kein Fan der AfD. Im Gegenteil“, betonte er. „Aber Verbote sind falsch. Man muss diese Leute stellen und beweisen lassen, ob sie’s besser können.“ Dann würden viele Wähler sehen, dass „vieles absoluter Blödsinn ist, was die AfD erzählt“.
Bohlen forderte, AfD und Linke gleich zu behandeln. „Die Linke lässt man alles sagen. Die AfD gar nichts.“ Zugleich erinnert er daran, dass in Teilen der linken Programmatik ein anderes Wirtschaftssystem angestrebt werde, das aus seiner Sicht an gescheiterte DDR-Modelle erinnere. Über AfD-Chefin Alice Weidel sagte Bohlen, er finde „die Sachen, die sie sagt, nicht gut“, sie sei aber „eine gute Rednerin“, die Probleme klar benenne – vieles davon sei jedoch „vereinfacht und polemisch“.
In die Politik wechseln will Bohlen trotz seines starken Interesses nicht. Er wäre „der unglücklichste Mensch“, sagte er. Politiker würden den ganzen Tag angegriffen, egal, was sie sagten. Zwar werde er nach eigenen Angaben häufig aufgefordert, selbst in die Politik zu gehen, doch diesen Weg schloss er aus.
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